Welche Themen fordern die ostbayerische Wirtschaft derzeit besonders? Über zwölf Monate hinweg haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hochschulverbunds Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) mehr als 150 Unternehmen in ganz Ostbayern besucht, um in persönlichen Gesprächen deren Interessen und Bedarfe zu erfassen. Das Ergebnis: Die Digitalisierung bleibt ein wichtiges, aber nicht das einzige Thema für Unternehmen in Ostbayern. Insbesondere soziale und ethische Fragen stehen mittlerweile weit oben auf der Agenda.
„Natürlich wurde auch über Künstliche Intelligenz oder das Internet of Things gesprochen,“ so Dr. Petra Redel (Universität Passau), die im Rahmen der Bedarfsanalyse vornehmlich Unternehmen in Niederbayern besucht hat. „Digitalisierung war allerdings nicht das einzige Thema.“ Viele Unternehmen hätten erkannt, dass die Umsetzung von Digitalisierungsstrategien nur gemeinsam mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erfolgen könne. „Verbunden damit stehen deshalb auch soziale oder ethische Fragestellungen nach Mitarbeiterzufriedenheit oder Nachhaltigkeit im Vordergrund“, so Redel.
Für den Hochschulverbund ist eine ostbayernweite Bedarfsanalyse ein Novum. „Im vergangenen Jahr konnten wir erstmals verbundweit die Basis für eine systematische und stetige Bedarfsanalyse entwickeln,“ so Dr. Thomas Metten (Universität Passau), der die Unternehmensbesuche koordiniert und mit durchgeführt hat. Das Ziel: Ein hochschulübergreifendes Transfersystem, das sich aus den direkt in den Unternehmen gewonnenen Erkenntnissen kontinuierlich speist und somit die „Bodenhaftung“ am unmittelbaren Bedarf in der Region behält.
„Viele kleine und mittlere Unternehmen tauschen sich noch nicht mit den Hochschulen über neue Technologien oder Forschungsthemen aus,“ berichtet Karina Schuller von der OTH Amberg-Weiden. Dabei könne man voneinander profitieren. „Als Hochschulen, die in der Region für die Region wirken, wollen wir deswegen noch stärker die Perspektive dieser Unternehmen berücksichtigen.“
Die persönlichen Begegnungen in den Unternehmen tragen in jedem Fall dazu bei, Berührungsängste abzubauen, so das einhellige Fazit des TRIO-Teams. Zugleich könne man die Unternehmen dadurch besser über Möglichkeiten der Zusammenarbeit informieren – von der Abschlussarbeit, über Auftragsforschungen bis zur Nutzung von Laboren und Geräten an den ostbayerischen Hochschulen. Durch einen bedarfsorientierten Wissens- und Technologietransfer, wie er im Hochschulverbund aufgebaut wird, soll dabei auch insgesamt die Orientierung der Hochschulen an konkreten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen gestärkt werden.
Transfer beschränkt sich bei TRIO freilich nicht auf die Wirtschaft allein: Ab 2020 wird die Bedarfsanalyse daher um gesellschaftliche Institutionen wie Kommunen und Schulen erweitert.