Neun Powerpoint-Folien und vier Minuten Zeit hatten Harnischmacher und Heinke, um das Fachpublikum in Paris zu überzeugen. Ihr Konzept: Ein an die Oscar-Verleihung angelehnter Pitch-Wettbewerb, in dem die Studierenden des Studiengangs Journalismus und Strategische Kommunikation (JoKo) um den "Oscross Award" konkurrieren. "Journalistinnen und Journalisten müssen Geschichten über verschiedene Plattformen erzählen können. Dabei eine stringente Dramaturgie zu entwickeln und diese gleichzeitig digital umzusetzen, ist schwierig und komplex", sagt Elfi Heinke. "Wir haben deshalb ein Format gesucht, in dem wir abstrakte digitale Inhalte in ein plastisches analoges Konzept übertragen können."
Analog heißt hier: weg vom digitalen Equipment und zurück zu Schere, Kleber und Papier. In Kleingruppen erbastelten sich die Studierenden ihr Scrollytelling-Konzept und stellen dieses im Rahmen einer eigens produzierten TV-Show einer Jury aus Dozierenden und Studierenden vor - oscarreife Preisverleihungszeremonie inklusive. "Pitching macht Spaß und der Wettbewerbsgedanke fördert die Kreativität und die Motivation. Zugleich üben die Studierenden dabei aber auch schon Kompetenzen ein, die im journalistischen Beruf sehr wichtig sind: Geschichten lesernah erzählen und gut verkaufen, in Redaktionskonferenzen bestehen und selbständig Themen entwickeln", erläutert Fabian Wiedel. "Die Preisverleihung war durch ihren Eventcharakter sicherlich ein Highlight für alle Beteiligten."
Bei der Entwicklung ihres didaktischen Konzepts konnten die Dozierenden auf ihre Erfahrungen aus "LEHRE+" zurückgreifen, einem hochschuldidaktischen Weiterbildungsangebot der Universität Passau in Zusammenarbeit mit dem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt ProfiLehrePlus.
"Mit unserem Konzept haben wir einen Vorschlag präsentiert, wie ein grundlegendes aktuelles Problem der Ausbildung angegangen werden kann: der kreative Umgang mit der Digitalisierung", zieht Michael Harnischmacher Bilanz. "Damit beim WJEC zu gewinnen ist eine große Sache für uns und zeigt, dass wir hier in Passau ein Studium anbieten, das internationales Top-Niveau hat."
Der Erfolg gibt ihm doppelt Recht: Neben den drei Dozierenden wurde bei der WJEC auch ein Team von Passauer Studierenden ausgezeichnet. Für das Magazin "Ehrenwort" gab es den Best-of-Competition-Preis und außerdem den Chairman's Choice Award, der unter den Gewinnern aller Creative Awards vergeben wurde.
Der WJEC, eine gemeinsame Veranstaltung der führenden internationalen Fachverbände der Kommunikationswissenschaft und der praktischen Journalistenausbildung, findet alle drei Jahre statt und ist das derzeit größte internationale Austauschforum für Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, die im Bereich Journalistenausbildung forschen und arbeiten.