Ziel des dreijährigen Ortsnamen-Projektes war, die historischen Schreibformen sowie die mundartliche Aussprache von Ortsnamen, die im Grenzraum bis um 1400 erstmals erwähnt worden sind, zu erfassen und zu analysieren. Die Ergebnisse werden als Materialsammlungen, Texte und Karten in einer Online-Datenbank zugänglich gemacht. "Ortsnamen zählen zu den wichtigsten Kulturgütern eines Volkes. Sie geben Aufschluss über Siedlungsverhältnisse, Rechtsverhältnisse, Kultur, Landschaft und historische Sprachformen", erklärt Dr. Rosemarie Spannbauer-Pollmann vom Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft.
In vielen Fällen weichen die heutigen amtlichen Namenformen von der Jahrhunderte lang tradierten Dialektaussprache ab. "Bei der Erklärung zahlreicher Ortsnamen kommt der Mundartform daher entscheidende Bedeutung zu", so Rosemarie Spannbauer-Pollmann. Aus diesem Grund habe man vor Ort bei tschechischen und deutschen Gewährspersonen Befragungen durchgeführt. Im Rahmen des Projekts entstand zum ersten Mal eine breite Materialgrundlage zu den ältesten Ortsnamen im Untersuchungsgebiet. Mit der zugehörigen umfangreichen Datenbank wurde zudem eine Plattform geschaffen, die für weitere Vernetzungen offen steht. So wird neben den geplanten Veröffentlichungen für kommunale Einrichtungen und für Privatleute im Grenzraum ein kostenloser Zugriff via Server auf die Datenbank möglich sein. Datierungen von Erstnennungen, Belegreihen, Dialektaussprachen und Etymologien werden zu den erforschten Ortsnamen im bayerischen Grenzraum abrufbar sein, ebenso wie weitere digitale Informationen, beispielsweise GIS-Koordinaten und Fotos. "Damit wird der Kulturraum diesseits der Grenze modern erfahrbar gemacht. Außerdem wollen wir Forscher auf diese Weise zur Kooperation in weiteren Projekten anregen", sagt Rosemarie Spannbauer-Pollmann.
Präsentiert wird außerdem die erfolgreiche Integration des Verschriftungssystems Teuthonista in den Unicode-Standard. Teuthonista wird von der internationalen Dialektologie für die Feldforschungen und die Publikation lautschriftlicher Daten verwendet wird. Viele lautschriftliche Sonderzeichen waren bislang mit standardisierten Mitteln nicht darstellbar, was in der Kommunikation unter Sprachwissenschaftlern immer wieder Schwierigkeiten verursachte. Einem internationalen Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es unter Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Harnisch gelungen, einen Antrag auf Aufnahme der für die romanische und germanische Dialektologie unverzichtbaren Lautschriftzeichen in Unicode erfolgreich einzubringen. Damit besteht nun weltweit die Möglichkeit, auch diese Zeichen unabhängig vom verwendeten Browser und vom installierten Font darzustellen.
Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an Dr. Rosemarie Spannbauer-Pollmann oder an das Referat für Medienarbeit der Universität Passau, Tel. 0851 509-1439