Thema: Projektentwurf: "Die hl. Elisabeth im Religionsunterricht der dritten Klasse"

 

Materialbausteine:

M1: Praxisversuch (Artikulationsschema, Unterrichtsmaterialien)

M2: Ergebnisse (Dilemma Geschichte, Konfliktsituationen in der Lebensgeschichte, Fußspuren)

M3: Auswertung

M4: Rezeption mit Änderungsvorschlag

M5: Literaturverzeichnis 

 

M1: Praxisversuch (Artikulationsschema, Unterrichtsmaterialien)

1. Praxisversuch

1.1      Artikulationsschema

 

Auf den Spuren der heiligen Elisabeth

(45 Minuten)

  

Lehrplan für die bayerische Grundschule

Sehnsucht nach einer gerechten und friedvollen Welt

            Schritte zu einer gerechteren und friedvolleren Welt

            a) Menschen setzen sich dafür ein, dass weniger Unrecht und Not geschieht

            b) Was wir tun können

 Feinziele:

Die Schüler sollen die wichtigsten Lebensstationen Elisabeths kennen lernen.

Die Schüler sollen Situationen erkennen, in denen sie helfen können.

  

Artikulations-

Stufe

Lerninhalte Medien/ Sozialform
1. Motivations-phase  

Dilemmageschichte „Freibad“ (M1)

> Schüleräußerungen zu möglichen Lösungen

 

 

Lösungsmöglichkeiten an Tafelinnenseite

> Warum werden diese Entscheidungen getroffen?

> Schüler entscheiden sich für eine Lösung

 

Bild von Burg

> Schüler äußern sich dazu

 

Lehrer-

erzählung

BK

 

TA

Punkte

 

 

 

BK (Burg)

 

Lernzielangabe „Auf den Spuren der hl. Elisabeth“ TA
2. Erarbeitungs-

phase

 

Geschichte vorlesen mit Bildern zu Lebensstationen der Elisabeth – Teil 1 (M2)

 

 

Konfliktsituation (Warum sehen es andere nicht gern, dass E. alles verschenkt? Warum macht es E. trotzdem?)

 

Geschichte vorlesen mit Bildern zu Lebensstationen der Elisabeth – Teil 2 (M2)

 

 

 

Elisabeth hat viele Menschen glücklich gemacht. Wie?

 

Dilemma Geschichte überdenken

Wie hätte Elisabeth gehandelt?

Wie würdest du dich jetzt entscheiden?

> Entscheidung an Tafel markieren

 

Sitzkreis

Lehrer-

erzählung

TA, BK

 

 

 

Sitzkreis

Lehrer-

erzählung

TA, BK

 

 

 

 

 

TA

Punkte

3. Sicherung  

E. hat mit ihrem Handeln, Spuren in der Welt hinterlassen.

Was könnte denn auf ihrem Fußabdruck stehen?

Aber du als 3. Klässler kannst doch noch gar keine Spuren hinterlassen!

Auch wir können Spuren in der Welt hinterlassen!

> Schüler äußern sich

 

Kinder erstellen eigene Fußspuren

 

 

Fußabdruck

 

Impuls

Provokation

 

Fußspuren

 

Fußspuren

 Tafelbild:

Innen:

  Max bietet Stefan an,                              Max und Florian gehen alleine

ihm Geld zu leihen.                                 ins Bad. Zu zweit macht es

                                                                auch Spaß.

Max sagt, dass er auf sein Eis                Max und Florian verzichten aufs

verzichtet und von dem Geld                  Freibad und wollen mit Stefan

den Eintritt für Stefan bezahlen              Fußball spielen. Das kostet

will.                                                          nichts.

 

 

 

 Außen:

 

1.2      Unterrichtsmaterialien

 M1.1 Dilemma Geschichte „Freibad“ 

 Max hat von seinem Vater 3 Euro bekommen, weil er mit seinen Freunden Stefan und Florian ins Freibad gehen will. Max bekommt immer viel von seinen Eltern, die beide gut verdienen. Der Eintritt kostet nur 1,50 Euro und Max soll sich vom Rest des Geldes noch ein Eis kaufen. Max trifft sich mit Stefan und Florian, damit sie gemeinsam zum Freibad radeln können. Am Treffpunkt angekommen, sagt ihnen Stefan, dass seine Mutter kein Geld hat, um ihm den Eintritt zahlen zu können und er deshalb nicht mitkommen kann.  

 

M1.2 Dilemma Geschichte „Freibad“ (mit reduzierter Beziehungsebene) 

Max hat von seinem Vater 3 Euro bekommen, weil er mit seinen Freunden Stefan und Florian ins Freibad gehen will. Max bekommt immer viel von seinen Eltern, die beide gut verdienen. Der Eintritt kostet nur 1,50 Euro und Max soll sich vom Rest des Geldes noch ein Eis kaufen. Als die 3 Jungen das Freibad erreichen treffen sie an der Kasse einen Jungen, der auch an ihre Schule geht. Als der Junge an der Reihe ist reicht dessen Geld nicht für den Eintritt aus.

 

M2 Lebensgeschichte der hl. Elisabeth: [1]

Die Lebensgeschichte Elisabeths von Thüringen wurde auf den Kern der Geschichte reduziert, da die historische Einordnung des Themas nicht von Bedeutung ist und ein Lernen an biblischen Personen nur ertragreich ist, wenn die Person „nicht auf Frömmigkeit reduziert und jeglicher menschlicher Kanten bereinigt“[2] dargestellt wird. Vielmehr ist die dialogische Inszenierung ausschlaggebend, die Kinder können sich so in die Person hineinversetzen, und verschiedene Blickwinkel und Konfliktsituationen betrachten.[3] Um die Kindgemäßheit der Biografie Elisabeths zu erreichen wurde wie Robert Ebner meint, das „ferne“ Vorbild der Heiligen zu einem „nahen“ Vorbild.[4]

 

Teil 1

Wir sehen hier eine Burg. Das Leben in der Burg ist schön, es gibt immer etwas zu feiern, zu spielen, zu tanzen und zu musizieren. Natürlich gibt es Essen und Trinken in Hülle und Fülle, die Menschen sind glücklich hier.

Bildkarte (BK): REICHE FAMILIE ZU TISCH

 

Doch in der Burg ist es plötzlich ganz still, eine Kutsche rattert über die Burgbrücke.

BK: KUTSCHE

 Eine kleine Prinzessin, Elisabeth, kommt an, aus einem fernen Land. Sie ist erst 4 Jahre alt, aber wenn sie älter ist, soll sie den Sohn des Grafen, Ludwig, heiraten. Elisabeth spielt gerne mit den anderen Kindern und alle haben sie gern.Als Ludwig und Elisabeth größer sind, kommt die Zeit, dass sie heiraten. Die beiden sind sehr glücklich.

BK: HOCHZEITSBILD

 

Manchmal reitet Elisabeth aus. Von der Burg hinunter in die Stadt. Dort sieht es ganz anders aus. Da gibt es Menschen, die haben nicht viel zu essen, manche strecken bettelnd die leeren Hände nach vorne. Elisabeth sieht viele Kranke, Lahme, Blinde, Krüppel und traurige Menschen.

BK: ARME FAMILIE

 

Da denkt Elisabeth: Auf der Burg ist es schön, in der Stadt ist es traurig. In der Burg wohnen die Reichen, unten die Armen. Wir leben in Saus und Braus, die Armen haben nichts zu Essen. Die Menschen in der Burg leben sicher und warm, die unten leben arm, verlassen und frieren.

Elisabeth kann nicht vergessen, was sie gesehen hat. Bald reitet sie wieder hinunter. Jetzt nimmt sie ihre Kleider mit, um damit die Nackten und die Menschen in Lumpen neu zu kleiden. An einem anderen Tag verschenkt sie ihre Perlen und Edelsteine an die Armen, damit sich diese dafür Brot kaufen können.

BK: BROT

 

Doch vielen Menschen gefällt es gar nicht, wenn sie sehen, dass Elisabeth alles verschenkt. Du weißt bestimmt, was sie sagen! 

Die Menschen verstehen Elisabeth nicht. Elisabeth weiß, dass viele Leute über sie schimpfen, aber sie kann nicht anders, sie muss den Kranken und Armen helfen. Du kannst dir bestimmt denken, warum sie trotzdem helfen will!

 Teil 2

Bald muss ihr Mann fort in einen Krieg. Lange hört man nichts von ihm. Bis ein Bote die traurige Nachricht bringt, Ludwig ist tot.

Elisabeth ist sehr traurig. Ludwigs Bruder, ein habgieriger Mann, reißt die Macht an sich und nimmt Elisabeth den ganzen Reichtum weg. An einem kalten Wintertag verlässt Elisabeth zusammen mit ihren drei Kindern die Burg.

BK: ELISABETH VERLÄSST DIE BURG

 

Sie geht zu den Armen und Kranken. Lebt bei ihnen und verbindet ihre Wunden. Sie macht die Traurigen froh.

BK: ELISABETH ALS PFLEGERIN

 

Elisabeth lebt nicht viele Jahre, ihr Leben ist kurz. Sie wird selbst krank, sterbenskrank. Und als sie stirbt, kommen viele Menschen und weinen, zünden Kerzen an und danken Gott für diese Frau, die ihnen so sehr geholfen hat.

BK: ELISABETH STIRBT

 

Lasst uns noch einmal überlegen: Elisabeth hat viele Menschen glücklich gemacht! Aber wie denn eigentlich?

 

 Anmerkung: Bei den Großbuchstaben wird immer ein Bild an die Tafel angebracht.


 


[1] vgl. Rode, Andreas: Das Jahresbuch der Heiligen, Große Gestalten für jeden Tag, München 2008, S. 825 – 830.
[2] Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005, S. 183.
[3] vgl. Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005, S. 176.
[4] vgl. Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005, S. 148.

 

 

M2: Ergebnisse (Dilemma Geschichte, Konfliktsituationen in der Lebensgeschichte, Fußspuren)

 1. Dilemma Geschichte 

Die Kinder überlegen sich zu den vier Lösungsmöglichkeiten der Dilemmageschichte verschiedene Motive.

Max bietet Stefan an, ihm Geld zu leihen:

-      Das ist gut

-   In einer Freundschaft teilt man

-   Handeln für andere

-   Rücksichtsvoll

Max sagt, dass er auf ein Eis verzichtet und von dem Geld den Eintritt für Stefan bezahlen will:

-      Auch gut

-   Spaß haben

-   Handeln für andere

-   Rücksichtsvoll

Max und Florian gehen alleine ins Bad:

-   Nicht gut

-   Gemein

-   Unfair

-   im Stich lassen

-   allein lassen

-   wie bei Geschwister zusammenhalten

-   Dann ist Stefan beleidigt

-   Eigennutz

Max und Florian verzichten auf Freibad und wollen mit Stefan Fußball spielen:

-   Gut

-   Stefan ist glücklich

-   Spaß haben

-   Zusammensein

-   Kluge Lösung

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Schüler die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten begriffen haben und nachvollziehen können. Außerdem haben die Kinder verstanden was Freundschaft bedeutet, dass hier das „Füreinander-da-sein“ eine große Bedeutung spielt und nicht der eigene Nutzen im Mittelpunkt stehen soll. Dieses Ergebnis entspricht auch den moralpsychologischen Erkenntnissen nach Selman. Im Alter von neun Jahren sollen sich die Schüler bereits auf Stufe 3 der „Stufenfolge für die Bereiche interpersonaler Beziehungen und für die soziale Perspektivenübernahme“ befinden. Bezogen auf Freundschaften bedeutet dies, die intime wechselseitige Teilhabe. Die soziale Perspektivenübernahme der Schüler ist geprägt von Wechselseitigkeit und Betrachtung aus der Perspektive eines Dritten.[1]

 

Jedes Kind erhält einen gelben Punkt und markiert seine Entscheidung an der Tafel.


Die Kinder haben sich mehrheitlich für den Verzicht auf ein Eis und das Bezahlen des Eintritts entschieden. Dies verlangt von den Schülern sich darüber Gedanken zu machen, wozu sie zu geben bereit sind und eine konkrete Entscheidung zu treffen.

Nach der Bearbeitung der Lebensgeschichte äußern sich die Schüler zu einer möglichen Entscheidung Elisabeths.

 

Wie hätte sich E. entschieden?

-              hätte Stefan das Geld geschenkt

-          hätte selbst auf das Freibad verzichtet

Die Kinder haben die Intentionen von Elisabeths Handeln verstanden und auf die Dilemma Geschichte „Freibad“ übertragen. Selbständig kamen die Schüler zu der Erkenntnis Elisabeth hätte nicht nur das Geld verschenkt, sondern hätte selbst auf den Freibadbesuch verzichtet.

 

2.   Konfliktsituationen in der Lebensgeschichte

 Schüler äußern sich zum Verhalten Elisabeths und begründen.

 

 Warum sehen es andere nicht gern, dass Elisabeth den Armen hilft?

-                   „E. gibt das ganze Geld aus und wir werden arm.“

-         „Das gehört sich nicht für eine Prinzessin.“

-         „Dann hat E. nichts mehr.“

-         „König und Königin haben das alles bezahlt.“

-         „E. ist doch zum Leben auf der Burg.“

 

Warum macht Elisabeth es trotzdem?

-         Mitleid mit den Armen, weil…

       … die nichts zum Essen haben

       … sie verhungern / sterben müssen

-         E. reich ist und die anderen arm

-         Der König braucht eh nicht so viel.

 

Elisabeth hat viele Menschen glücklich gemacht. Wie?

-             Liebe, Nächstenliebe

-         Freude

-         durch frech sein

-         von Herzen

-         um den Armen ein besseres Leben zu ermöglichen

 

Eine Deutung hierzu befindet sich unter Punkt 3 in der Auswertung.

 

3.     Fußspuren

 Die Schüler überlegen sich, wie sie im Kleinen andere Menschen glücklich machen können.

 

Ich hinterlasse Spuren! Ich mache andere Menschen glücklich!

-         Die Lehrer sind glücklich, wenn wir brav sind.

-         Ich tröste jemanden, dann ist er glücklich.

-         Ich kann für meine Mama kochen.

-         Ich kann jemand helfen.

-         Ich kann meiner Oma die Stufen herunter helfen.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich meiner Mutter beim abwaschen helfe.

-         Ich helfe meiner Mutter beim Kochen.

-         Ich helfe meiner Nachbarin bei der Gartenarbeit.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich jemanden Geld leihe.

-         Meine Mama ist glücklich, wenn ich ihr bei der Hausarbeit helfe.

-         Ich mache meinen Freund glücklich, wenn ich mich mit ihm vertrage und mich mit ihm spiele.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, indem ich beim Haushalt helfe.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich jemanden einen Ball leihe.

-         Ich kann Nico trösten, wenn er hinfällt.

-         Ich gebe was her, dann kann ich Stefan glücklich machen.

-         Ich helfe jemand, wenn er sich wehgetan hat.

-         Ich gebe jemanden was, wenn er etwas vergessen hat

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich ihm meinen Ball schenke.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich ihn tröste.

-         Ich kann meiner Mama helfen.

-         Ich kann meiner Mama Geld leihen.

-         Ich helfe meinen Freunden bei Sport und Spiel.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich meinen Freunden Spielkarten leihe.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich bei der Religionsstunde brav bin.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich etwas verschenke.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich meinen Schul- und Klassenkameraden helfe.

-         Ich kann jemanden glücklich machen, wenn ich schmuck und brav bin.

 

Eine Deutung hierzu befindet sich unter Punkt 3 in der Auswertung.

  

 


[1] vgl. Heidbrink, Horst: Stufen der Moral, München 1991, S.55.

 

M3: Auswertung

Bei der Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte der heiligen Elisabeth wurde den Schülern die herrschende Ungerechtigkeit und die Motive für Elisabeths handeln bewusst. Aber sie überdachten auch die Problematik ihres Handelns und wendeten den Blick von Elisabeth auch auf ihre kritisch eingestellten Verwandten. Die Person Elisabeth führte auch zur Bewunderung, denn ihr Handeln überstieg die eigene Vorstellung der Kinder, doch gerade die Radikalität mit der sie das Christentum lebt ist für die „Horizontweitung und Entwicklung nötig“[1] Gerade an Elisabeth kann gezeigt werden, dass auch Heilige menschliche Konflikte zu meistern haben und sich Herausforderungen und Dilemma Situationen stellen müssen, welche mit den Kindern diskutiert werden können.[2]

 Die Auswertung der Fußspuren (vgl. 2.3) lässt einige Gesetzmäßigkeiten erkennen. Zum einen bewegen sich die Kinder stets in ihrem nahen Umfeld, wie Familie, Schule und Freunde. Dies ist nicht verwunderlich, da der Nahbereich den Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren am vertrautesten ist und hier auch schon Erfahrungen im „Helfen“ gesammelt werden konnten. Zum anderen wurde der Perspektivenwechsel von vielen Kindern gut gemeistert. Die Schüler haben sich über die Bedürfnisse und Wünsche anderer Gedanken gemacht und sich erfolgreich in die Situation ihrer Mitmenschen versetzt. Sie entwickelten eine Sensibilität für das Erkennen von Momenten, in denen ihr Einsatz sinnvoll ist.

 

[1] Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005, S. 144.

[2] vgl. Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005, S. 148f.

 

 

M4: Rezeption mit Änderungsvorschlag

Die Unterrichtsstunde ist recht gut verlaufen. So wurde der zeitliche Rahmen von 45 Minuten nicht gesprengt. Besonders hervorzuheben sind die Impulse, diese wurden so gesetzt, dass die Schüler der 3. Klasse zu einer Antwort motiviert beziehungsweise sogar provoziert wurden. Als Resultat kann von einem flüssigen Unterrichtsablauf, in dem es nicht langweilig wurde, gesprochen werden.

 Zu Recht kann die Frage gestellt werden, ob Kindern und Jugendlichen große Heilige nützen. Entwicklungspsychologisch ist erwiesen, dass Kinder sogenannte „starke Typen“ brauchen, die ihre Welt zusammenhalten und somit die Entwicklung ihres moralischen Universums ermöglichen. Jedoch ist auch darauf zu achten, dass „der Weg von der Bewunderung über die Nachahmung zur Eigenständigkeit angebahnt werden“[1] soll. Dies konnte durch die Erdung der Heiligen, die Konfliktsituationen zu bewältigen hat erreicht werden.

 Jedoch ist anzumerken, dass ein noch besserer Bezug der Dilemmageschichte zur hl. Elisabeth gelänge, wenn in der Geschichte die Beziehungsebene entfällt. Konkret heißt das, dass nicht ein Freund Stefan in der Situation des Bedürftigen steckt, sondern beispielsweise ein Schulkamerad, ein fremdes Kind oder sogar ein den Freunden unbeliebtes Kind (siehe M1.2). Dies hätte eventuell nicht zu einem so eindeutigen Ergebnis für „Ich verzichte auf mein Eis und zahle davon Stefan den Eintritt“ geführt. Dann wäre auch die im Artikulationsschema angedachte neue Entscheidungsfindung nach der Lebensgeschichte Elisabeths sinnvoller gewesen.

 Als Fazit zu der durchgeführten Unterrichtsstunde lässt sich ziehen, dass die Kinder zum Nachdenken angeregt wurden. Außerdem wurde von den Schülern Elisabeths großartiger Einsatz für die Armen geschätzt, aber dennoch fanden sie die Abgrenzung zu ihren eigenen Wirkmöglichkeiten. Das Erkennen von Gelegenheiten andere zu unterstützen wurde mitunter durch erfolgreiche Empathie gemeistert. Ob die Unterrichtsstunde auch eine langfristige Wirkung auf die Kinder hat, kann nur schwer überprüft werden und muss hier deshalb vernachlässigt werden. Nichtsdestotrotz wurden die Ziele „Die Schüler sollen die wichtigsten Lebensstationen Elisabeths kennen lernen und die Schüler sollen Situationen erkennen, in denen sie helfen können“ erreicht.


 

[1] Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005, S. 143.

 

 

M5: Literaturverzeichnis

 Heidbrink, Horst: Stufen der Moral, München 1991

Lehrplan für die bayerische Grundschule, München 20077

Mendl, Hans: Lernen an (außer-)gewöhnlichen Biografien, Donauwörth 2005

Rode, Andreas: Das Jahresbuch der Heiligen, Große Gestalten für jeden Tag, München 2008