Thema: Wettbewerb "Tolle Typen"- Kooperationsprojekt Universität Erlangen-Nürnberg und Grundschule Wendelstein zum Thema "Tolle Typen" Materialbausteine: M1: Projektidee- Kooperationsprojekt Universität Erlangen-Nürnberg und Grundschule Wendelstein zum Thema "Tolle Typen" M2: Beschreibung des Projekts M3: Preisverleihung
M1: Projektidee- Kooperationsprojekt Universität Erlangen-Nürnberg und Grundschule Wendelstein zum Thema "Tolle Typen" Kooperationsprojekt der Klasse 3 b der Grundschule Wendelstein mit ihrer Lehrerin Ulrike Aurich und dem Lehrstuhl für Didaktik des katholischen Religionsunterrichts an der FAU Erlangen-Nürnberg unter der Leitung von Dr. Walter Leitmeier. Bei diesem Projekt ist vor allem die
didaktische Vielfalt beeindruckend, die aus den Beschreibungen und den
eingereichten Plakaten deutlich wird. Die Schülerinnen und Schüler haben
intensiv darüber nachgedacht, wer für sie ein Vorbild ist, Recherchen zur Person
angestellt und diese in einer anschaulichen Darstellung konkretisiert. M2: Beschreibung des Projekts Search for
the Heroe inside yourself! von Walter Leitmeier Popgruppen wie „Wir sind Helden“, oder die Liedstrophe der Gruppe Apollo 3 „Du hast das Zeug zum Superhelden“ weisen darauf hin, dass das Thema „Helden“ für Kinder und Jugendliche keineswegs out ist. Aber geht es ihnen dabei wirklich darum, dem Vorbild eines Helden nachzufolgen bzw. selbst zum „Superhelden“1 zu werden? Können Helden die heutigen Schüler und Schülerinnen dazu bringen, über ethische Fragestellungen nachzudenken bzw. selbst verantwortungsvoll ethisch zu handeln? Können Helden eventuell sogar Kinder und Jugendliche motivieren, „selbst den Helden in sich zu entdecken“2 und „Schritte für eine gerechtere und friedvollere Welt“3 einzuschlagen? In einem Kooperationsprojekt zwischen der Klasse 3b der Grundschule Wendelstein und dem Lehrstuhl für Didaktik des katholischen Religionsunterrichts an der FAU Erlangen-Nürnberg sollten diese Zusammenhänge genauer untersucht werden.
Die Ausgangslage bildeten empirische Befunde zum Vorbildlernen: Kinder und Jugendliche haben Vorbilder, die vor allem aus dem Nahbereich der Familie kommen.5 Religiöse oder massenmediale Vorbilder sind dagegen weniger gefragt.6 In einer postmodernen Gesellschaft, in der Kinder und Jugendliche, mit pluralen Sinn- und Wertangeboten konfrontiert werden, suchen sie Vorbilder. Von ihnen erwarten sie sich Halt, Orientierung und die Möglichkeit, dadurch ihren eigenen Weg zu finden. Dabei wurde klar, dass
verhaltenstheoretische Modelle, die Bewunderung und Nachahmung implizieren, nur
eine begrenzte Relevanz für das Lernen an (außer-) gewöhnlichen Biografien
haben. Bewunderung kann ethisches Lernen sicherlich unterstützen, ein einfaches
Nachahmen im Sinne einer unreflektierten Wertübertragung kann jedoch nicht das
Ziel heutigen Unterrichts sein. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die
sozialkognitive Theorie des Modelllernens mit zu bedenken. Sie ermöglicht
Reflexionsprozesse in der Auseinandersetzung mit fremden Biografien und kommt
daher eher den Modellen der Werterhellung und Wertkommunikation näher. Mit diesem Hintergrund besuchten die Studierenden die Schulklasse in Wendelstein. Dort gestalteten sie eine Unterrichtsstunde zu Don Bosco und stellten diesen als einen Mann vor, der wegen seines Einsatzes für Kinder und Jugendliche von den Einwohnern seiner Heimatstadt Turin und auch noch von vielen Menschen heute als Vorbild und Held gesehen wird. Schließlich arbeiteten sie heraus, dass es für die Schülerinnen und Schüler interessant wäre, nach Menschen an ihrem Ort zu suchen, die für sie Vorbilder oder sogar Helden sind. Daher luden die Studierenden die Schüler ein, in ihrem Ort nach Menschen zu forschen, die sich als „(kleine) Helden des Alltags“ für andere engagieren. Hier suchten sie nach Personen, die in ihrem Verhalten einer „ethisch bzw. religiös relevanten Kategorie zugeordnet wurden“ konnten. Dies konnte ein Mensch sein, der sich an den Werken der Barmherzigkeit (Mt 26) (Hungrige speisen; Durstige tränke, Fremde und Obdachlose beherbergen…) orientiert oder ein Verhalten zeigt, das den Tugendlehre n (Glaube, Hoffnung, Liebe, Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß) folgt. Ebenso geeignet waren Personen, die ihr Verhalten nach den Evangelischen Räten (Ehelosigkeit/ Jungfräulichkeit; Armut; Gehorsam), der Bergpredigt, dem Dekalog oder dem Gedanken des Weltethos (Achtsamkeit; Zivilcourage; Gerechtigkeit- Frieden- Bewahrung der Schöpfung; Völkerverständigung) ausrichten. Relevant war dabei, dass sie nur einen Lebensausschnitt einer Person untersuchen sollten und die oben genannten Kriterien nicht für das ganze Leben der Menschen gelten muss. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin machten sich die SchülerInnen auf die Suche nach Personen aus der unmittelbaren und näheren Umgebung und fanden: Frau Stempfel, eine Vorleseoma, Herrn Gussner einen Leichtathletik-Trainer, Frau Duschner, eine Mitarbeiterin der Tafel, den Feuerwehrkommandanten Herrn Mederer, Herrn Horndasch, einen Heimatpfleger und den pensionierten Schulleiter Herrn Hell, der Schülerbewegungen zwischen Wendelstein und Zukowo (Polen) organisiert. Diese „Helden des Alltags“ besuchten und interviewten die Kinder in den kommenden Wochen. Mit ihren Informationen gestalteten sie Plakaten und stellten sich diese in der Klasse gegenseitig vor. Den einen oder anderen Helden luden sie auch in ihr Klassenzimmer ein. Angeregt von deren Ideen und Engagement, wollten sie nun auch selbst tätig werden: Die Kinder beteiligten sich an einer Umweltsäuberungsaktion im Wald, besuchten ein Altenheim, lasen Kindern im Kindergarten vor und frühstückten mit Erstklässlern. Auch ihre Eltern unterstützen sie engagiert bei diesen Aktionen. Schließlich stellten die Kinder Holunderlimonade her, gestaltete im Deutschunterricht Plakate, verkaufen den Saft auf dem Pausenhof und spendeten den Erlös von € 200 der Tafel in Wendelsein. Von all diesen Projekten berichteten sie voll Stolz den Studierenden, als sie diese einige Wochen später in der Uni besuchten. Dabei wuchsen sie förmlich über sich hinaus und meisterten souverän die Anforderung, vor den Erwachsenen in der Universität ein Referat über „ihre Helden“ zu halten. Zu diesem Termin kamen auch Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter im zweiten Dienstjahr, sowie deren Schulrätin Frau Dröse, die von dem Projekt gehört hatten- Auch die Studierenden hatten sich in der Zwischenzeit mit außergewöhnlichen Biografien beschäftigt. In Kleingruppen erzählten sich die Kinder und Studierenden nun gegenseitig von ihren Ergebnissen und stellten diese dann wechselseitig in der Gesamtgruppe vor.
Abschließend überlegten alle gemeinsam, wo
jede und jeder von ihnen alleine im Alltag eine „kleine Heldin“ bzw. „ein
kleiner Held“ war bzw. ist. Jede und jeder suchte den „Helden in sich“ und
war motiviert sich mit seinen realistischen Möglichkeiten auch weiterhin für
andere einzusetzen- ohne gleich ein Superheld sein zu wollen.
Quellen:
M3: Preisverleihung Themenangebot: „Local Heroes“ – Auszeichnung für soziales Uni-Projekt an Grundschule Wendelstein Kleine Helden ganz groß: Die Schüler der Klasse 3b der Grundschule Wendelstein bei Nürnberg sind am Freitag zusammen mit ihrer Lehrerin, Konrektorin Ulrike Eurich, und dem Leiter der Didaktik des katholischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Dr. Walter Leitmeier, von der Universität Passau mit dem Sonderpreis für das beste Grundschulprojekt des Wettbewerbs „Tolle Typen heute“ ausgezeichnet worden. Im Rahmen einer Festakademie anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Projekts „Local Heroes“ nahmen Eurich und Leitmeier, der das Kooperationsprojekt zwischen der Klasse und seinen Studierenden initiiert und betreut hat, in Passau den Preis entgegen. Große Helden werden bewundert. Von ihren heroischen Taten berichten meist Geschichtsbücher. Einmal ein solcher Held sein, einmal im Leben durch eine selbstlose Tat zum Vorbild für andere zu werden – wer möchte das nicht? Dass Helden nicht immer Ausnahmepersönlichkeiten sein müssen, sondern vielmehr auch ganz normale Menschen und vor allem auch Kinder und Jugendliche sein können, diese These hat Prof. Dr. Hans Mendl von der Universität Passau in den Mittelpunkt seines Projekts „Local Heroes“ gestellt. Vor zehn Jahren hatte der Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts die Idee, Kindern und Jugendlichen auf einer Internetplattform „Helden zum Anfassen“ vorzustellen. Gesucht wurde nach Menschen, die durch vorbildliches, selbstloses, mutiges und engagiertes Verhalten auffallen. Es sollten Personen sein, die durch ihr Verhalten andere Menschen zum Nachdenken bringen. Den Grundgedanken von Prof. Mendl haben Dr. Leitmeier von der FAU und Konrektorin Eurich von der Grundschule Wendelstein aufgegriffen und im Rahmen eines lokalen Kooperationsprojektes weiterverfolgt. Im Mittelpunkt stand die Frage: „Können Helden die heutigen Schüler dazu bringen, über ethische Fragestellungen nachzudenken beziehungsweise selbst ethisch zu handeln? Und können Helden eventuell sogar Kinder und Jugendliche motivieren, selbst den Helden in sich zu entdecken?“ Um dieser Frage nachzugehen, informierten sich die Studierenden der FAU über Vorbilder, Helden und Modelle des ethischen Lernens. Dabei reflektierten sie „lernpsychologische Konzeptionen und befassten sich intensiv mit der Idee des Lernens an (außer)-gewöhnlichen Biografien des Passauer Religionspädagogen Hans Mendl“, erläutert Projektbetreuer Leitmeier. Im nächsten Schritt gestalteten die Studierenden eine Unterrichtsstunde zu Don Bosco und stellten diesen als einen Mann vor, der wegen seines Einsatzes für Kinder und Jugendliche von den Einwohnern seiner Heimatstadt Turin auch heute noch von vielen Menschen als Held gesehen wird. Laut Leitmeier sollten die Kinder unter Anleitung der Studierenden nach Menschen an ihrem ganz eigenen Ort suchen, die für sie Vorbilder oder sogar Helden sind. In einer Vorlese-Oma, einer Mitarbeiterin der Tafel, einem Feuerwehrkommandanten und vielen weiteren Personen seien die Kinder fündig geworden, berichtet Lehrerin Ulrike Eurich, die die Kinder bei der Suche begleitet hat. Besonders freut Eurich, dass die Kinder den „Sinn und Zweck“ des Projektes verstanden hätten. „Sie haben gelernt, dass auch ihr Handeln wichtig ist, und dass auch sie kleine Helden sein können.“ Das Projekt habe Mut gemacht, eigene Schritte zu wagen. Begeistert seien auch die Reaktionen der Eltern auf das Kooperationsprojekt ausgefallen. „Es ist gigantisch, was unsere Kinder an Selbstbewusstsein für das Leben gewonnen haben“, fasst die Pädagogin die Aussagen der Mütter und Väter zusammen. Nach der Präsentation „ihrer Helden des Alltags“ vor den Studierenden an der Universität wollen die Kinder laut Eurich nun selbst „kleine Local Heroes“ werden, indem sie u.a. für einen guten Zweck Müll sammeln, Limonade verkaufen oder sich anderweitig sozial engagieren. In seiner Laudatio auf die „Local Heroes Passau 2010“ hob Professor Mendl lobend hervor, dass die Jungen und Mädchen „intensiv darüber nachgedacht haben, wer für sie ein Vorbild ist“. Sie hätten Recherchen zur Person angestellt und diese in einer anschaulichen Darstellung konkretisiert. „Das hat die Schülerinnen und Schüler motiviert, selber zu überlegen, inwiefern sie auch sozial-altruistisch handeln können“, hob der Laudator hervor. Darüber hinaus betonte Mendl die hochschuldidaktische Bedeutung des Projektes. So habe durch den wechselseitigen Austausch der Schülerinnen und Schüler mit den Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für beide Seiten die Herausforderung bestanden, die eigenen Projekte der jeweils anderen Alterskohorte zu erläutern.
FAU-Ansprechpartner:
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