ZfS: Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt steigt die Komplexität von Aufgaben und Arbeitsplätze werden anspruchsvoller. Methodenkompetenzen wie die Fähigkeit zu Analytischem Denken und zur Problemlösung oder Projektmanagement gewinnen daher an Bedeutung. Wie können sich Studierende Ihrer Meinung nach hierauf vorbereiten?
Alexandra Schuhbauer: Die Digitalisierung und somit die höhere Komplexität führen dazu, dass wir sowohl im Berufs- als auch im Privatleben von Informationen überflutet werden. Die permanente Erreichbarkeit durch moderne Medien birgt die Gefahr, dass Beruf und Freizeit immer mehr ineinander übergehen. Gleichzeitig helfen uns die Möglichkeiten der Technik jedoch, Prozesse einfacher und effizienter zu gestalten. Um aber mit der zunehmenden Informationsverdichtung umgehen zu können, gewinnt die Fähigkeit, zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden, enorm an Wichtigkeit. Für Studierende – wie im Übrigen für jeden von uns – ist es bedeutend, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dies kann geübt werden: Z.B. in Gruppen- und Projektarbeiten sowie durch Training. Ganz gleich, ob in schriftlichen Ausarbeitungen oder im persönlichen Gespräch: Ich benötige nicht alle Informationen, aber die zentralen!
ZfS: An der Sparkassenakademie Bayern bietet die Sparkassenfinanzgruppe unter anderem Trainings und Coachings zur Personalentwicklungen an. Welche (Methoden-)Kompetenzen werden Führungskräften bei der Sparkasse dort vermittelt? Welche Kompetenzen sind im Finanzbereich besonders wichtig?
Schuhbauer: Die Sparkassenakademie richtet sich mit ihrem Angebot an die künftigen Führungskräfte innerhalb der Sparkassenorganisation, die dort im Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschult werden.
Methodenkompetenzen sind hierbei ein Teil dessen, was eine Führungskraft ausmacht. Wichtiger als einzelne Kompetenzen herauszugreifen ist jedoch, das Gesamtbild zu betrachten: Eine gute Führungskraft lernt, den vielfältigen Werkzeugkasten richtig einzusetzen. Bei der Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind klare Kommunikation und die Fähigkeit zum Zuhören zentral: Die Führungskraft muss an den Menschen interessiert sein und sich auf die unterschiedlichsten Themen schnell einstellen können. Zusammenfassend kann für die Sparkasse festgehalten werden, dass zum einen natürlich die Fachkompetenz vorhanden sein muss, diese sollte jedoch von einer hohen Sozialkompetenz ergänzt werden. Wir sind in einem Bereich tätig, wo wir mit Menschen zu tun haben. Egal, ob Kunden oder Mitarbeiter – ein gutes Einfühlungsvermögen ist unumgänglich!
ZfS: Können Sie uns von Ihren persönlichen Erfahrungen berichten? Welche Kompetenzen empfanden Sie bei Ihrer bisherigen Arbeit als besonders hilfreich?
Schuhbauer: Ich denke, dass entscheidende Faktoren für meinen persönlichen Erfolg als Führungskraft ausgeprägte Empathie, mentale Flexibilität, Berechenbarkeit und Geradlinigkeit sind. Neben der Methoden- und Fachkompetenz spielt die Persönlichkeit eine große Rolle. Im Umgang mit Kunden oder Kollegen hilft ein hohes Einfühlungsvermögen, egal ob individuelle Lösungen erarbeitet werden oder Personalthemen anzugehen sind. Natürlich habe ich auch durch meine Ausbildung zur Rechtsanwältin ein breites Wissen, auf das ich gerne zurückgreife.
ZfS: Vielen Dank für das Gespräch!
Alexandra Schuhbauer studierte nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau Rechtswissenschaften in Regensburg und Bayreuth. Nach ihrem Studium stieg sie als Mitarbeiterin bei der Sparkasse Passau ein, bis 2013 war sie dort Regionaldirektorin Nord/Ost/West. Heute leitet sie den Bereich Unternehmenskunden bei der Sparkasse Erding-Dorfen. Zudem ist sie in einer Nebentätigkeit als Rechtsanwältin tätig.