Prävention
Damit eine manifeste Burnout-Erkrankung erst gar nicht entstehen kann, ist es wichtig, durch gezielte Vorsorgemaßnahmen dem Dauerstress entgegenzuwirken. Genau wie bei einer Reise, bei welcher man den Koffer entsprechend aller Eventualitäten packt, verhält es sich mit der Vorsorge für Ihre Psyche, um auf alle Unwägbarkeiten des Lebens vorbereitet zu sein. Es sind vor allem fünf Bereiche (nach Petzold), welche für die Stabilität Ihrer Identität und Ihre Balance von herausragender Bedeutung sind.
Körper
Eine der „Säulen der Identität“ bildet der Körper. Körperliche Aktivität bildet ein hervorragendes Mittel zur Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit. Der moderne Mensch bewegt sich jedoch realistisch gesehen nur etwa zwei bis fünf Kilometer am Tag. Dabei sind die Effekte eines regelmäßigen Ausdauertrainings enorm positiv: Es führt nicht nur zu einem besseren allgemeinen Wohlbefinden und baut Stress ab, sondern stärkt zudem das Selbstvertrauen und verbessert nachhaltig die Konzentrationsfähigkeit. Es ist daher förderlich und ratsam, an mindestens zwei bis drei Tagen in der Woche körperlich aktiv zu sein. Man sollte jedoch einem ohnehin schon belasteten Körper nicht noch die letzten Reserven abverlangen. Auch ein Abendspaziergang mit erhöhtem Tempo kann bereits das Stresslevel deutlich reduzieren.
Einen weiteren wichtigen Aspekt bei der Pflege unseres Körpers stellt die gesunde Ernährung dar. Hierzu kursieren mannigfache, zum Teil sich widersprechende Ansichten, welche dazu führen, dass dieser eigentlich ganz selbstverständliche Bereich zur Wiege eines permanent schlechten Gewissens avanciert. Wichtig ist jedoch, dass Anhänger ganz unterschiedlicher Ernährungstheorien gesund leben können. Zu den zentralen Prinzipien gehören das Maßhalten und das Genießen des Essens, welches in unserem Kulturkreis bisweilen zu kurz kommt. Gönnen Sie sich ferner am Wochenende eine Pflegestunde für Ihren Körper – gewissermaßen ein „Mini-Wellnessprogramm“ – oder gehen Sie saunieren. Hierdurch vermögen Sie es allmählich, Ihren Körper besser wahrzunehmen und begegnen sich selbst mit Wertschätzung.
Soziales Netzwerk
Es ist essentiell, seine Sorgen bei Freunden oder vertrauten Personen loszuwerden, Probleme zu verhandeln und sich auszutauschen. Dies können auch moderne Internetplattformen nicht leisten oder kompensieren, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und benötigt Kontakt und Austausch. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Freundschaften pflegen: Verbringen Sie regelmäßig Zeit mit den Menschen, die Ihnen etwas bedeuten. Dabei empfiehlt es sich, in verschiedenen Lebensbereichen Kontakte zu knüpfen und aufrecht zu erhalten wie beispielsweise zur Familie, zu engen Freunden, zu Kommilitonen oder aber auch im Sportverein oder Chor. Dies bedeutet allerdings nicht, ständig unterwegs sein zu müssen auf der Suche nach neuen und der Pflege alter Kontakte. Denn eine aufrichtige Freundschaft kostet Zeit und Arbeit, spendet gleichzeitig aber auch viel Energie. Scheuen Sie sich nicht, sich von Menschen zu trennen, für welche Sie lediglich als Zuhörer fungieren, aber keine Gegenleistung erhalten. Es empfiehlt sich daher ein jährliches Überprüfen der Kontaktliste, um Platz für neue Kontakte zu schaffen, die mehr auf Ihre Bedürfnisse eingehen.
Arbeit, Leistung und materielle Sicherheit
Als Studierende befinden Sie sich erst auf dem Weg in das Berufsleben. Es ist dennoch essentiell, dass Sie bereits während Ihres Studiums ein einigermaßen klares Berufsziel anstreben und mit diesem auch Sinnhaftigkeit verbinden. Menschen streben nämlich danach, mit ihren Talenten und Fähigkeiten für etwas „größeres Ganzes“ beizutragen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich Gedanken über Ihre Gaben, Werte und Motivationen machen und hieraus konkrete Vorstellungen für Ihre Zukunft ableiten. Erarbeiten Sie beispielsweise eine Zukunftscollage zu all jenen Bereichen, die Ihnen wichtig sind wie etwa Beruf, Familie, Freunde, Ich. Als Studierende tragen Sie natürlich zuvorderst die Verantwortung für die Wahl Ihres Studienfaches. Es ist unabdingbar, dass Sie sich hiermit identifizieren, denn oft ist gerade dies eine hauptsächliche Ursache von Unzufriedenheit. Hinterfragen Sie Ihren Weg und überprüfen Sie, ob er mit Ihren Vorstellungen und Wünschen übereinstimmt.
Werte
Werte besitzen für die Identität eines Menschen und dementsprechend auch für dessen Balance eine herausragende Bedeutung. Sie bilden so etwas wie eine innere Richtschnur, nach welcher wir unser Leben strukturieren, Entscheidungen treffen und Situationen einschätzen. Mithin steuern sie unser Handeln enorm. Umso wichtiger ist es, dass man seine persönlichen Werte hinterfragt und diese identifiziert etwa durch eine Werteliste, bei welcher man seine fünf wichtigsten Werte herausarbeitet. Werte sind natürlich auch wandelbar: Im Kindesalter übernimmt man zunächst diejenigen der Eltern, da man letztlich keine bewusste Wahl treffen kann und es auch keine Vergleichsmöglichkeiten gibt. Vor allem mit dem Übergang zum Erwachsenenalter bilden sich jedoch eigene Werte aus. Fortan verändert sich unser Wertesystem permanent. Führen Sie deshalb hin und wieder eine Überprüfung Ihrer Werte durch, um festzustellen, welche „inneren Regeln“ für Sie gerade im Vordergrund stehen.
Hobbys, Kreativität, Spiritualität
Die Beschäftigung mit demjenigen, was uns lieb und teuer ist, bildet eine wichtige Energiequelle und ist gerade im durchorganisierten Arbeits- oder Studiumsalltag von elementarer Bedeutung. Investieren Sie daher Zeit in die Pflege eines konkreten Hobbys oder probieren Sie eine neue Sportart oder dergleichen aus. Ferner haben Menschen ein natürliches Bedürfnis, etwas zu „erschaffen“ beziehungsweise kreativ zu sein. Dieses ist angesichts der immer weniger werden sichtbaren respektive erfahrbaren Produkte bedeutender denn je. Räumen Sie sich hierfür also bewusst Möglichkeiten ein: Kochen Sie etwas oder gestalten Sie eine Einladung für ein Treffen mit Freunden. Auch der Komplex der Spiritualität, die Beschäftigung mit grundlegenden Fragen des Daseins, der eigenen Existenz und der Selbstverwirklichung, ist von herausragender Bedeutung, kann Sicherheit und Orientierung spenden. Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist gerade ob der schwindenden Autorität traditioneller Lebensentwürfe unerlässlich. Meditationsübungen oder Autogenes Training bieten hierfür beispielsweise eine gute Möglichkeit.