Jahr des Glaubens
- Dieses spezielle Jahr wurde von Papst Benedikt XVI. im Schreiben„Porta fidei“ für die Zeit vom 11.10.2012 bis zum 24.11.2013 in Erinnerung an den Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils ausgerufen.
- Thema des Jahres: in Anlehnung an Apg 14,27 „Tür zum Glauben“.
- Einladung, sich mit der eigenen Einstellung zum Glauben und Glaubensinhalten auseinanderzusetzen und in das „Haus“ der Glaubenden einzutreten
- Jahr steht offen für Glaubende, aber auch Menschen, die noch nicht glauben oder zweifeln
- Rückbezug zum Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils, das mit dem Leitgedanken „aggiornamento“, also Anpassung an heutige Verhältnisse, auch die Gedanken gegenwärtiger Jugendlicher aufgreift.
- Auch junge Menschen sollen den Glauben für ihre Zeit und Situation neu entdecken
- Im Jahr des Glaubens sind alle dazu eingeladen, an Angeboten der Diözesen und Gemeinden teilzunehmen, so beispielsweise Jugendwallfahrten, Vorträge, kreative Projekte, die Nacht der Lichter oder die 72-Stunden-Aktion, bei der sich alle zusammen für ein soziales, gemeinnütziges Projekt einsetzen.
Am 16.10.2011 rief der ehemalige Papst Benedikt XVI. in seinem Schreiben „Porta fidei“ das „Jahr des Glaubens“ aus, das vom 11.10.2012 bis zum Christkönigsfest am 24.11.2013 andauern soll. Dieser Zeitraum wurde gewählt, um an das wichtige Ereignis vor 50 Jahren zu erinnern, das Zweite Vatikanische Konzil.
Diese Fakten zum „Jahr des Glauben“ lassen sich überall recherchieren und nachlesen, über Google, Wikipedia oder in Zeitungen. Dabei wird aber einiges nicht klar: Was ist überhaupt ein Jahr des Glaubens? Was steht eigentlich in „porta fidei“? Was war am Zweiten Vatikanischen Konzil so wichtig, dass man seinen Jahrestag würdigt? Und was hat das alles eigentlich mit mir und meinem Glauben zu tun?
Um der entscheidenden letzten Frage näherzukommen, fängt man am besten ganz von vorne an. Das „Jahr des Glaubens“ ist, wie der Name bereits vermuten lässt, zunächst einmal ein ganzes Jahr, das dem Thema Glauben gewidmet sein soll. Die Menschen sollen sich mit ihrem eigenen Glauben auseinandersetzen, sei es durch Gebete, Meditationen oder Gespräche. Man kann auch einfach Zeiten der Stille nutzen, darüber nachzudenken, woran man eigentlich glaubt und warum. Dabei steht diese Grundidee aber nicht nur für Menschen offen, die bereits glauben, sondern auch für solche, die noch darum ringen, ob sie überhaupt glauben können und kritische Fragen an den Glauben stellen, die sie selbst bewegen und ihnen das Vertrauen in Gott häufig schwer machen.
Papst Benedikt XVI. hat das Anliegen, dass sich Menschen mit dem, was sie selbst oder andere glauben, auseinandersetzen, in seinem Schreiben „porta fidei“ zum Ausdruck gebracht. Damit hat er dieses Jahr auch unter ein bestimmtes Motto gestellt. Der Ausdruck kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Tür des Glaubens“ oder auch „Tür zum Glauben“. Der Papst wählte diesen Titel bzw. den Begriff aber nicht ohne Hintergrund. Diese Formulierung kommt auch in der Bibel, genauer gesagt in der Apostelgeschichte, vor. Dort wird festgehalten, dass die Tür zum Glauben auch denen, die nicht glauben, von Gott geöffnet ist (Apg 14,27). Der Papst greift diese Zusage auf und drückt es so aus:
„Die ‚Tür des Glaubens’ (vgl. Apg 14,27), die in das Leben der Gemeinschaft mit Gott führt, steht uns immer offen…“.Diese Aussage lässt sich ganz bildlich verstehen. Die Türen eines Hauses können, wenn sie geschlossen sind, beispielsweise einen anderen ausschließen, während eine geöffnete Tür eine Einladung ist, das Haus zu betreten. So ist es auch beim Glauben. Gott hält uns diese Türe offen, aber es liegt wie bei einem Haus an uns, ob wir die Einladung annehmen und eintreten oder nicht. Das „Jahr des Glaubens“ ist unter eben diesem Motto auch eine solche Einladung, in das „Haus“ der Glaubenden einzutreten oder sich zumindest damit auseinanderzusetzen, ob dieses das eigene Zuhause werden könnte.
Zusätzlich zu diesem Motto soll das „Jahr des Glaubens“ aber auch an die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern. Ein Konzil ist zunächst einmal eine Versammlung von Vertretern der Kirche, die über aktuelle Themen und Probleme, die die Kirche betreffen, diskutieren. Diese Versammlungen werden in der Regel nach dem Ort, an dem sie stattfinden, benannt – in diesem Fall also der Vatikan. Das Zweite Vatikanische Konzil ist in der langen Liste der Konzilien das letzte Konzil und fand von 1962 bis 1965 statt. Am Beginn des „Jahres des Glaubens“ ist die Eröffnung des Konzils also genau 50 Jahre her. Und dies gilt es zu feiern. Obwohl es für die aktuelle Generation schon weit in der Vergangenheit liegt, wurden dort Probleme diskutiert, die uns auch heute noch betreffen. Die Welt hatte sich zu dieser Zeit stark verändert und auch die Menschen wollten genau verstehen, was sie eigentlich glauben. Aus diesem Grund war der Leitgedanke des Konzils „aggiornamento“, was so viel bedeutet wie „Anpassung an heutige Verhältnisse“. Man erkannte, dass man die Menschen in ihrer heutigen Situation ansprechen muss und dass dies mit veralteten Grundsätzen der Kirche nicht funktioniert. Das Konzil schaffte dieses Vorhaben mit vielen verschiedenen Entscheidungen und Veränderungen. Aber es bleibt eine andauernde Aufgabe, auch für das Heute. Und genau hier findet man auch die Verbindung zum „Jahr des Glaubens“. Viele junge Menschen sind der Meinung, dass Kirche und Glaube nichts mit ihrem eigenen Leben zu tun haben oder sogar „out“ sind. Und genau hier will das „Jahr des Glaubens“, dass gerade auch junge Menschen den Glauben für ihre Zeit und ihre Situation neu entdecken. Sie sollen sich selbst überlegen wie Glaube sein soll, dass sie sich persönlich angesprochen fühlen.
Dabei muss aber nicht jeder selbst die Initiative ergreifen. Die Diözesen und Gemeinden bieten viele verschiedene Projekte und Aktionen, bei denen alle eingeladen sind mitzumachen. Diese erstrecken sich von Jugendwallfahrten, über Vorträge, kreative Projekte, die Nacht der Lichter bis hin zur 72-Stunden-Aktion, bei der sich alle gemeinsam für ein soziales, gemeinnütziges Projekt einsetzen.
Aber wie beispielsweise das Hochwasser in Passau gezeigt hat, braucht es nicht nur geplante Aktionen. Als das schreckliche Ausmaß der Katastrophe ersichtlich wurde, packten alle – egal ob Katholiken, Protestanten oder Atheisten - gemeinsam an, um den Betroffenen zu helfen und schnellst möglich wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Auch das ist gelebter Glaube und Nächstenliebe im Jahr des Glaubens. Für Glaubende können solche Erfahrungen bedeuten, dass sie ihren Glauben neu erfahren, für Nicht-Gläubige oder Zweifelnde kann es ein Weg oder eine Tür zur gelebten christlichen Praxis sein sowie ein Anstoß, sich mit Glauben im Sinne des „Jahres des Glaubens“ auseinanderzusetzen.