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Der Wahrheit auf der Spur: Interview mit Andreas Franck

Andreas Franck arbeitet seit knapp 20 Jahren in der Bayerischen Justiz und bietet zudem Seminare am ZKK an, die für Studierende der Rechtswissenschaft empfohlen werden. Nach Tätigkeiten als Staatsanwalt für Rotlichtkriminalität, Mord und Totschlag sowie nach Einsätzen als Richter am Amtsgericht arbeitete er bei der Generalstaatsanwaltschaft München. Dort war Andreas Franck Oberstaatsanwalt bei der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus. Seit Oktober 2018 leitet er die politische Abteilung der Staatsanwaltschaft München I.

| Lesedauer: 2 Min.

ZKK: Sie geben in diesem Semester zwei Seminare zur Vernehmungslehre und Aussagenanalyse. Was ist darunter genau zu verstehen?

Andreas Franck: Bei der Aussageanalyse geht es um die Frage, ob man eine Aussage glauben kann oder nicht, sowie um Methoden zur Erforschung der Wahrheit. Das Seminar sensibilisiert für Probleme bei Vernehmungen oder einfacher gesagt, bei Befragungen. Es gilt grundsätzlich: Wer fragt, der lenkt. Das heißt, wer eine Frage stellt, läuft immer Gefahr, bewusst oder unterbewusst dem Gegenüber die Antwort in den Mund zu legen. Das wird im Seminar behandelt. Ganz allgemein geht es außerdem darum, wie man bei Befragungen überhaupt Antworten bekommt und nach Möglichkeit natürlich auch wahrheitsgemäße.

ZKK: Woran kann man erkennen, ob eine Aussage „wahr“ oder „falsch“ ist?

Franck: Wissenschaft und Rechtsprechung gehen davon aus, dass eine Aussage, die auf realen Erlebnissen beruht, in anderer Weise getroffen wird als eine Lüge. Demnach gibt es Realkennzeichen wie auch verbale Warnsignale. Jemand, der seine Aussage als ganz besonders sicher darstellt oder sie etwa beschwört, ist mitnichten besonders glaubhaft. Vielmehr ist Vorsicht geboten, denn offenbar hat der Aussagende ein besonderes Interesse, seine Angaben „an den Mann“ zu bringen.

ZKK: Wie kann man sein Urteilsvermögen verbessern? Und welche Methoden vermitteln Sie dazu in Ihrem Seminar?

Franck: Ein ganz entscheidender Punkt ist das aktive Zuhören, wozu wir auch Übungen machen. Nur wenn ich authentisch an der Geschichte meines Gegenübers interessiert bin und dies auch zeige, bewege ich den Aussagenden zu umfangreichen Angaben und kann so Lügen erkennen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Teilnehmenden für Auffälligkeiten im Aussageverhalten von Menschen zu sensibilisieren.

ZKK: Weshalb ist eine Fortbildung in diesem Thema für angehende Juristinnen und Juristen wichtig?

Franck: Egal in welchem juristischen Beruf: stets wird es darum gehen, die richtigen Fragen zu stellen und herauszufinden, was passiert ist und ob man den Angaben von Zeugen oder anderen Beteiligten glauben kann. Ich begrüße es daher sehr, dass die Uni in diesem Bereich Fortbildungen anbietet.

ZKK: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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