Die Universität Passau sei ihr sehr vertraut. Das machte Gisela Schwack gleich zu Beginn des Gesprächs klar. „Ich habe ab 1983 in Passau studiert“, erzählte sie den Nachwuchswissenschaftlerinnen. Die Möglichkeit der fachspezifischen Fremdsprachenausbildung habe sie damals aus Nordrhein-Westfalen nach Niederbayern gezogen. Mit den beiden juristischen Staatsexamina in der Tasche trat sie dann 1992 in die Justiz ein, zunächst als Staatsanwältin mit Stationen in München und Landshut. „In der Justiz fehlten damals noch weibliche Führungskräfte“, erinnerte sie sich.
Nachdem sie Mitte der 90er Jahre ein Jahr in Brüssel bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften tätig war, kam sie zurück nach Niederbayern und arbeitete als Staatsanwältin in Deggendorf. Die Gruppenleitung der dortigen Staatsanwaltschaft war dann ihre erste Position mit Führungsverantwortung. „Das war ein hartes Geschäft“, gab sie zu. Ein Problem sei es ihrer Erfahrung nach, dass sich Frauen eine Führungsrolle häufig nicht zutrauten. Sie habe hingegen nie abgelehnt, wenn sich die Chance ergab, eine Führungsaufgabe zu übernehmen, so Schwack.
Die Teilnehmerinnen des Frauen-Mentoring-Programms stellten zahlreiche interessierte Zwischenfragen, unter anderem, wie man es schaffen könne, Mitglieder eines Teams zu motivieren, die nicht so recht mitziehen wollen. „Ich versuche meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst gut kennenzulernen“, erklärte Schwack. „Wenn ich weiß, wer welche Stärken und Interessen hat, ist es viel leichter, Aufgaben zu finden, die passen.“ Das koste viel Zeit, doch diese sei gut investiert. Auch bei Konflikten sei es zum Beispiel von Vorteil, sein Team gut zu kennen. Dann könne man als Führungskraft viel eher angemessen reagieren.
Welche Eigenschaften man als Führungskraft mitbringen sollte, wollte eine andere Nachwuchswissenschaftlerin wissen. „Entscheidungsfreudig sollten Sie sein, sonst sind Sie an der falschen Stelle“, sagte Schwack. „Offen und neugierig sein, ist ganz wichtig – und die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen.“ Wenn man diese Eigenschaften habe, brauche man keine Angst vor einer Führungsrolle zu haben. „Sollten Sie die Möglichkeit haben, Führung zu übernehmen, kann ich Ihnen nur raten, die Herausforderung anzunehmen, denn es macht Spaß!“
Dr. Benedikt Kuhnen, Koordinator des Frauen-Mentoring-Programms an der Stabsstelle Diversity und Gleichstellung, moderierte das Frühstücksgespräch gemeinsam mit Trainerin Dr. Ursula Drasch. Er freute sich über den offenen Austausch und war dankbar, dass sich die Landgerichtspräsidentin für dieses Frühstücksgespräch zur Verfügung gestellt hatte. „Unser Frauen-Mentoring-Programm an der Uni Passau lebt vom direkten Austausch und der Möglichkeit des Netzwerkens“, so Kuhnen.
Zum Frauen-Mentoring-Programm
mentUP+ ist das Frauen-Mentoring-Programm der Universität Passau. Ziel des Programms ist es, die Karrierechancen von Frauen zu verbessern, einen Beitrag zur Entwicklung von High Potentials zu leisten und den Anteil an Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Das Programm unterstützt bei der strategischen Laufbahnplanung, vermittelt karriererelevantes Wissen und bereitet auf künftige Führungs- und Managementaufgaben vor.