Myanmar als nördlichstes ASEAN-Land, zwischen China und Indien gelegen, befindet sich weiterhin im Umbruch. Seit der Öffnung 2011 und besonders seit den Wahlen am 8.11. 2015 und dem Wahlsieg der NLD ist das Land vermehrt ins Zentrum des internationalen Interesses gerückt. Leider ist die Forschung zu Myanmar, nicht zuletzt wegen der über 50-jährigen Selbstisolation noch auf einem niedrigen Stand. So erstaunt es nicht, dass die meisten Publikationen und Tagungen sich nahezu ausschließlich mit aktuellen politischen und sozialen Gegebenheiten und Bedingungen der Transformation von der Militärherrschaft zur Demokratie befassen. Kaum werden die mittel- und längerfristigen Ursachen und Hintergründe für die Entwicklung des Landes in sozialer und ideologischer Hinsicht berücksichtigt. Besonders die Forschung zu Myanmar im deutschsprachigen Raum konzentriert sich überdies immer noch sehr auf kultur- und sozialanthropologische bzw. linguistische Themen.
Seit fast zwanzig Jahren befasst sich die Abteilung für Südostasienstudien der Universität Passau schwerpunktmäßig mit Myanmar und hat hierzu mehrere Veröffentlichungen herausgebracht sowie seit 2007 mehrere Tagungen durchgeführt. In den Arbeiten wird eine sozialwissenschaftlich vergleichende, historische Perspektive verfolgt. Die aktuellen politischen Prozesse werden damit auch auf den Hintergründen der vor- und kolonialen Periode sowie der Dynamik der ASEAN-Region reflektiert. Myanmar wird nicht isoliert - als besonderer Fall - behandelt, sondern im Kontext der Entwicklung Südostasiens sowie der Region. Dank der langjährigen guten Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen an der Universität Yangon konnte 2014 ein Memorandum of Understanding zwischen beiden Universitäten abgeschlossen werden.
2012 wurde in Passau das Wisssenschaftsforum Myanmar (WiMya) unter dem Vorsitz von Rüdiger Korff ins Leben gerufen. WiMya hat seitdem in der Regel zweimal jährlich Tagungen zu Myanmar durchgeführt: für Myanmar-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler generell sowie für Promovierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum.
Die nächste WiMya-Tagung für Nachwuchswissenschaftler wird im Juni 2016 in Berlin stattfinden. Die Universität Passau als WiMya-Initiator plant darüber hinaus im Juli wiederum eine Konferenz im internationalen Rahmen, die den neuesten Stand der internationalen Myanmar-Forschung abbilden soll und zu der weltweit renommierte Expertinnen und Experten eingeladen werden. Die Tagung wird sich gezielt mit der historischen und politischen Entwicklung Myanmars/Burmas befassen, d.h. die aktuellen Dynamiken im Zusammenhang längerfristiger Prozesse in Myanmar und Südostasien zu analysieren.
Programm zur Tagung "Historische Vorbedingungen und Ursachen für die politische Entwicklung Myanmars in der Gegenwart" der Fritz Thyssen Stiftung.