Schulprojekt Christina Pirkl
Katharina Fröhler als ehrenamtliche Sanitäterin beim BRK
M1: Beschreibung des Projekts
Thema: Ethisches Lernen an fremden Biografien
Lehrplanbezug (GS/4. Klasse)
Die Unterrichtsskizze zum Thema „Ethisches Lernen an fremden Biografien – am Beispiel von Katharina Fröhler“ bezieht sich auf die 3./4. Jahrgangsstufe und kann im LehrplanPLUS der bayerischen Grundschule folglich im Bereich „Katholische Religionslehre 3/4“ verortet werden.
Dabei wird eine Verbindung zum Lernbereich 1 „Jeder Mensch – einmalig und gemeinschaftsbezogen“ hergestellt, welcher die folgende, auf diese Unterrichtseinheit zutreffende Kompetenzerwartung enthält:
Die Schülerinnen und Schüler…
- sind sich neben ihren Begabungen und Fähigkeiten auch ihrer Schwächen und Grenzen bewusst und bringen ihre Lebenswünsche zum Ausdruck.
- erkennen, welche Auswirkungen unterschiedliche Handlungen auf das Zusammenleben haben, und versetzen sich in andere hinein, um eigenes Verhalten zu überprüfen.
Ziel
Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass es nicht nur große Heilige und Helden gibt, sondern auch Menschen aus ihrer näheren Umgebung, die großartiges leisten. An diesen Erfahrungen wägen die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Einstellungen und Werte ab und fühlen sich mit ihrer Denkweise den „kleinen Helden des Alltags“ verbunden bzw. begegnen diesen auch kritisch. Diese Unterrichtsstunde soll einen Teil dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler sich selbst besser kennenlernen, über ihr eigenes Leben reflektieren und Unterstützung bei der Identitätsfindung bieten.
Kompetenzerwerb
Durch diese Thematik und Unterrichtsstunde soll die Selbstkompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Durch eine intensive Auseinandersetzung mit fremden Biografien bzw. hier am Beispiel von Katharina Fröhler, sollen die Kinder reflektieren, was sie gut finden und was nicht. Sie stellen Bezüge zum eigenen Leben her und denken darüber nach, wie sie sein möchten und wie sie nicht sein möchten. Sie nehmen Stellung zur eigenen Meinung und stärken dadurch ihr Selbstbewusstsein und entwickeln ihre eigene Identität. Auch die Urteilskompetenz wird bei den Schülerinnen und Schülern gestärkt. Dies ist für die Identitätsentwicklung sehr wichtig, da sie dadurch Gedanken, Einstellungen und Werte als positiv oder negativ beurteilen, um so für sich selbst zu entscheiden, was davon man auf sein eigenes Leben übertragen möchte und was nicht.
M2: Verlaufsschema im Überblick
Methodische Stufen | Lehr- und Lernvollzug | Arbeits- und Sozialformen, Medien |
---|---|---|
Hinführung | L erzählt Geschichte von Lisa: | Stuhlkreis, Geschichte, Bild von Julia |
| L: „Hast du dich auch schon einmal verletzt, wie Lisa? Hat dir damals auch jemand geholfen und wie hast du dich dabei gefühlt?“ SuS erzählen über eigene Erlebnisse L: „Ich möchte dir heute auch jemanden vorstellen, der anderen Menschen hilft, wie die Sanitäter in der Geschichte von Julia.“ | L-S-Gespräch |
Erarbeitung
| L zeigt Bilder von Katharina Fröhler und spielt Audiodatei ab, in welcher sich Katharina selbst vorstellt. SuS erzählen, was sie sich gemerkt haben. | Bilder, Audiodatei |
Impuls 1
| L gestaltet Bodenbild mit WK L: „Du darfst dir nun zusammen mit deinem Partner Fragen überlegen, welche du Katharina gerne in einem Interview stellen würdest.“ | WK mit Details über Katharina
Interviewblatt, Partnerarbeit |
| SuS kehren zurück in den Sitzkreis. Die gesammelten Fragen werden besprochen und sofort per E-Mail an Katharina weitergeleitet. | E-Mail, Sitzkreis |
Impuls 2
| Stummer Impuls (Wortkarte) „Ich würde mich auch/nicht ehrenamtlich engagieren, weil…“ SuS äußern ihre Meinung und begründen diese. | WK |
| Ergänzung zum Impuls 1: (Katharina hat geantwortet) Die Antworten von Katharina werden besprochen. | L-S-Gespräch
E-Mail von Katharina (E-Mail) |
Abschluss (Impuls 3) | L: „Du darfst nun an Katharina einen persönlichen Brief schreiben. Du darfst in dem Brief schreiben, was du möchtest. Katharina wird dir dann auf deinen Brief antworten. Wenn du fertig bist, darfst du deinen Brief in den dafür vorgesehenen Briefkasten werfen.“ | Briefbögen, Kuverts, Briefkasten |
M3: Begründung des Gesamtprojekts und der einzelnen Teilschritte
Begründung des Gesamtprojekts
Die Unterrichtsstunde „Ethisches Lernen an fremden Biografien“ beschreibt bereits im Titel, dass die Schülerinnen und Schüler an fremden Persönlichkeiten lernen sollen.
In den Zeiten unserer postmodernen Pluralität sind Vorbilder für Kinder und Jugendliche wieder „in“. Selbstbestimmung und Autonomie nehmen heutzutage einen hohen Stellenwert ein. Vorbilder sind für Kinder und Jugendliche wichtiger denn je, denn aufgrund der Streuung von Wertvorstellungen ist der Prozess der eigenen Wertpriorisierung schwieriger geworden (Vgl. Mendl, Modelle-Vorbilder-Leitfiguren, 27).
Jugendliche finden wirklich lebensbedeutsame Vorbilder aus dem Nahbereich, wie beispielsweise Mutter oder Vater. Fremde Biografien bieten gutes Potential für orientierendes Lernen, wenn diese differenziert didaktisch ins Spiel gebracht werden (Vgl. Mendl, Religionsdidaktik kompakt, 123).
Die Helden des Alltags oder auch Local Heroes genannt eigenen sich in mehrfacher Hinsicht, um Lernprozesse hervorzurufen. Sie bieten den Vorteil, dass sie Menschen wie „du und ich“ sind und für die Kinder und Jugendlichen greifbar sind. Außerdem ermöglichen sie eine personale Begegnung und oftmals bilden sie „eine Brücke zwischen den dominierenden Lebensvorstellungen der Schüler und dem Mehr-Wert christlich-sozialen Verhalten“ (Mendl, Religionsdidaktik kompakt, 125). Bei der Auswahl von fremden Personen sollte man darauf achten, dass sich Kinder und Jugendliche in deren Lebenssituation und Lebensentscheidungen hineinversetzen können (Vgl. Mendl, Religionsdidaktik kompakt, 126).
Dies soll kein reines Nachahmungslernen sein, sondern ein reflektiertes und werteentwickelndes Lernen am Subjekt. Dennoch ist es zunächst wichtig, dass eine Bewunderung bei den Schülerinnen und Schülern ausgelöst wird. Dies geschieht durch die Annäherung an die fremde Person. Eine direkte Nachahmung wäre unmöglich bzw. wenig ertragreich (Vgl. Mendl, Modelle-Vorbilder-Leitfiguren, 64).
Besonders die Auseinandersetzung mit fremden Wertoptionen ist besonders geeignet, um das eigene Wertempfinden der Kinder und Jugendlichen herauszustellen und darüber nachzudenken. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit bestimmten Werten auseinandersetzen und diese reflektieren (Vgl. Mendl, Religionsdidaktik kompakt, 69).
Das Lernen an fremden Biographien zielt vor allem darauf ab, die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Identitätsentwicklung zu unterstützen. Es wird hierbei zwischen den „großen Heiligen“ und den „kleinen Helden des Alltags“ unterschieden (Vgl. Kalloch, 273f).
Begründung der einzelnen Teilschritte
Zu Beginn der Stunde versammeln sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse im Sitzkreis vor der Tafel. Ein Sitzkreis bietet eine gute Möglichkeit, dass alle Kinder miteinander gut kommunizieren können und aktiv in das Geschehen eingebunden werden. Dadurch sollte zwischen den Schülerinnen und Schülern und der Lehrkraft ein Dialog entstehen und ein Monolog seitens der Lehrkraft vermieden werden. Außerdem können Bilder von allen Kindern gut gesehen werden.
Die Unterrichtsstunde besteht zum größten Teil aus einem Gespräch zwischen den Schülerinnen und Schülern und der Lehrkraft. Daher ist es notwendig, eine passende Erzählatmosphäre zu schaffen, welche unter anderem durch eine passende Sitzordnung hervorgerufen wird (Vgl. Hilger/Ritter, 308).
Die Lehrkraft legt ein Bild von „Julia“ in die Mitte des Sitzkreises.
Hierzu erzählt diese folgende Geschichte:
„Hallo, mein Name ist Julia und ich bin 9 Jahre alt. Ich hatte einen schlimmen Unfall. Ich war mit meiner Freundin Lisa auf dem Spielplatz und bin vom Klettergerüst gefallen. Dabei habe ich mich am Bein verletzt. Gut, dass Lisa sofort meine Mutter holte. Diese verständigte den Notruf. Ich hatte schlimme Schmerzen. Kurz darauf kam auch schon der Krankenwagen. Die Sanitäter waren sehr nett und haben mein Bein versorgt. Anschließend haben sie mich zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht. Heute geht es mir wieder richtig gut. Ich bin aber sehr froh, dass die Sanitäter mir so schnell geholfen haben.“
Diese Geschichte wurde als Einstieg in die Unterrichtsstunde gewählt, da hier eine Personalisierung bei den Kindern hervorgerufen wird. Das Mädchen „Julia“ ist im gleichen Alter wie die Kinder dieser Klasse. Durch das Zeigen des Bildes von Julia wird den Kindern die Geschichte visuell verdeutlicht. Sie können sich in die Lage des Mädchens hineinversetzen und die Geschichte miterleben (Vgl. Arnold, 298 f).
Anschließend an diese Geschichte dürfen die Schülerinnen und Schüler erzählen, ob sich auch diese schon einmal verletzt haben.
Aus Zeitgründen wurde dieser Schritt nur mündlich mit der Schulklasse im Sitzkreis besprochen.
Erzählen ist für einen lebendigen Religionsunterricht unabdingbar. Jeder erzählt gerne und hört gerne Erzählungen zu. Jedes Kind braucht Erzählungen, um seine Identität zu bilden und sich in der Welt zurechtzufinden, denn durch das Erzählen werden sinnvolle Zusammenhänge geschaffen. Man entdeckt und entwickelt seine eigene Persönlichkeit durch das Zuhören und das eigenständige Erzählen. Der Religionsunterricht bietet den notwendigen Raum, um die Kinder spüren zu lassen, dass diese angenommen sind und mit ihrer Biografie ernstgenommen werden. Der Religionsunterricht sollte der Ort sein, an dem sich alle beteiligen und mit ihren Geschichten einbringen (Vgl. Hilger/Ritter, 304f).
Im Anschluss an die eigenen Geschichten und Erzählungen der Kinder erklärt die Lehrkraft den Kindern, dass sich ihnen heute jemand vorstellen möchte, der auch wie die Sanitäter in der Geschichte von Julia Menschen hilft.
Die Lehrkraft spielt eine Audiodatei vor, bei welcher sich Katharina persönlich bei den Kindern mit ihrer Lebensgeschichte vorstellt.
Hallo,
ich heiße Katharina Fröhler. Ich bin 27 Jahre alt und wohne in Osterhofen. Ich arbeite als Krankenschwester. In meiner Freizeit spiele ich gerne Gitarre und singe. Außerdem bin ich ehrenamtliche Sanitäterin beim BRK in Osterhofen.
Du fragst dich nun vielleicht, was macht denn überhaupt ein Sanitäter oder eine Sanitäterin? Was bedeutet ehrenamtlich? Und was ist das BRK?
All diese Fragen möchte ich dir nun erklären.
Viele denken, dass wir Sanitäter den ganzen Tag nur im Krankenwagen umherfahren. Doch das stimmt nicht. Zu unseren Aufgaben zählt viel mehr. Wenn sich eine Person verletzt, helfen wir dieser Person und versorgen die Verletzungen. Natürlich bringen wir diese dann auch bei Bedarf ins Krankenhaus.
Die Frage, was eine ehrenamtliche Sanitäterin ist, kann ich dir ganz einfach erklären. Ehrenamtliche Mitarbeiter machen die Aufgaben, ohne Geld dafür zu erhalten. Ich opfere hierzu meine Freizeit, um anderen Menschen zu helfen und erhalte hierfür keinen Cent. Aber das ist mir auch nicht wichtig. Ich mache es einfach gerne. Mir ist es wichtig, dass ich anderen Menschen helfen kann.
BRK ist die Abkürzung für Bayerisches Rotes Kreuz. Unser Zeichen hast du vielleicht schon einmal gesehen. Das BRK ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, wie auch die Feuerwehr.
Ich möchte dir nun erzählen, wie ich zu diesem Ehrenamt gekommen bin.
Puh, das ist schon ziemlich lange her und zwar genau 13 Jahre. Damals war ich Schülerin in der Realschule Damenstift in der 9.Klasse. Die Schule wollte damals einen Schulsanitätsdienst gründen. Das heißt, wenn sich Schülerinnen verletzen, dürften dann die Schulsanitäterinnen die Wunden versorgen. Ich war damals sofort von der Idee begeistert und wollte die Ausbildung zur Schulsanitäterin machen. Du denkst dir nun vielleicht, wieso eine Ausbildung? Nun ja, man muss ja schließlich erst lernen, wie man Wunden und Verletzungen richtig versorgt. So habe ich mich damals dazu entschlossen, die Ausbildung zu machen. Diese machte mir richtig Spaß. Ich fand dort auch viele neue Freunde. Ich wollte nicht nur Schulsanitäterin sein, sondern auch in meiner Freizeit anderen Menschen helfen und Leben retten.
Ich erzähle meinen Eltern von meiner Vorstellung. Mein Vater freute sich sehr und wollte mich bei meinem Entschluss unterstützen. Meine Mutter war anfangs nicht so begeistert davon. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie sie sagte: „ Kathi, willst du das wirklich machen? Deine ganze Freizeit geht dafür drauf! Und die ganze Verantwortung die du übernehmen musst…“
JA, ich wollte das wirklich machen. Mir war klar, dass ich viel Verantwortung als Sanitäterin tragen muss. Das Leben der Menschen liegt oftmals in unseren Händen.
Heute kann ich sagen, es war die richtige Entscheidung.
Wenn alle Menschen sagen würden, sie wollen keine Verantwortung übernehmen, dann würde es niemand machen. Dann wären Menschen, die sich schwer verletzen, alleine gelassen und keiner würde ihnen helfen. Wir brauchen jedoch solche Menschen. Und ich wollte eine von diesen Menschen sein.
Viele fragen mich, wieso ich das mache und meine Freizeit für die Arbeit als Sanitäterin aufgebe. Es macht einfach großen Spaß und ich habe im Verein auch viele neue Freunde gefunden. Der Zusammenhalt in unserem Team ist einfach unglaublich. Man kann sich auf jeden einzelnen verlassen. Wir veranstalten auch immer wieder Feste und Feiern, wie zum Beispiel das jährliche Grillfest des BRK. Es macht einfach Spaß mit seinen Freunden zusammen zu arbeiten. Aber ein wichtiger Punkt, den ich hervorheben möchte, ist die Liebe zum Menschen. Mir ist es wichtig, dass sich andere Menschen im Notfall darauf verlassen können, dass ihnen jemand hilft.
Oft ist es aber auch nicht leicht. Manchmal komme ich zu Unfällen, in denen Freunde von mir verletzt werden. Oder auch wenn Kinder verletzt werden. Das ist sehr schwer für mich. Ich frage mich dann oft, ob ich weiter Sanitäterin bleiben soll oder ob ich aufhören soll. Jedoch finde ich, dass ich nicht aufgeben darf. Die Menschen brauchen mich als Sanitäterin. Um mich von so unschönen Gedanken abzulenken, spiele ich Gitarre und singe. Dies ist für mich die beste Entspannung.
Mittlerweile bin ich nicht nur Sanitäterin. Ich bilde auch unsere Jugendgruppen aus, bin bei der Wasserwacht und bin die Leiterin unserer Sanitätsgruppe. Das heißt, als Leiterin erstelle ich den Plan, damit jeder weiß, wann er Schicht hat und arbeiten darf. Wenn du dich auch dafür interessierst und eine unserer Gruppen besuchst, dann werden wir uns kennenlernen.
Leider war es Katharina aus beruflichen Gründen nicht möglich sich selbst während des Unterrichtsversuches vorzustellen, daher habe ich mich für eine Audioaufnahme entschieden.
Unterschiedliche Medien spielen heutzutage eine entscheidende Rolle im Unterricht. Bereits bei der Unterrichtsplanung sollte darauf geachtet werden, dass passende Medien ausgewählt werden. Medien lassen sich beispielsweise verwenden, um „vermittelte bzw. indirekte Erfahrungen auch da zu ermöglichen, wo direkte Erfahrungen nicht mehr möglich sind (etwa aus zeitlichen Gründen), nur bei unverhältnismäßig großem Aufwand möglich wären oder zur Gefährdung der Schüler führen würden“ (Arnold, 294).
Im Anschluss an das Gehörte erzählen die Kinder, was sie sich gemerkt haben und es wird gemeinsam ein Bodenbild aus Wortkarten mit den wichtigsten Schlüsselbegriffen erstellt.
Dieses Bodenbild soll den Schülerinnen und Schülern als Merkhilfe und Unterstützung für die weiteren Aufgaben dienen.
Die Lehrkraft teilt die Kinder in zweier Gruppen auf und erklärt den Arbeitsauftrag.
Sie sollen zusammen mit ihrer Partnerin bzw. ihrem Partner überlegen, welche Fragen sie Katharina gerne in einem Interview stellen möchten.
Diese Fragen werden auf einen „Interviewzettel“ geschrieben. Hierzu dürfen sich die Kinder im Klassenzimmer einen ruhigen Platz suchen. Sobald diese mit der Aufgabe fertig sind, kehren sie in den Stuhlkreis zurück.
Die aufgeschriebenen Fragen werden nun im Plenum vorgetragen und besprochen. Da Katharina beim Unterrichtsversuch nicht anwesend sein konnte, werden die Fragen nach der Besprechung dieser in Form einer E-Mail sofort zur Beantwortung geschickt.
Hier können die Kinder frei Fragen formulieren, welche diese interessieren. Dadurch setzen sich diese intensiver mit der Person von Katharina und deren Lebensgeschichte auseinander. Sie formulieren Fragen, welche die Schülerinnen und Schüler selbst zuvor kritisch hinterfragen und betrachten.
Die Lehrkraft legt als stummen Impuls eine Wortkarte „Ich würde mich auch/nicht ehrenamtlich engagieren, weil…“ in die Mitte des Stuhlkreises. Hierzu nehmen die Schülerinnen und Schüler Stellung und begründen deren Antwort.
Der stumme Impuls mit dem bereits vorgegebenen Satzanfang lässt sich von den Schülerinnen und Schülern leicht beantworten. Jedoch ist es hier notwendig, dass diese deren Stellung begründen und somit ihre eigene Identität weiterentwickeln und ausbauen. Sie sollten über ihr eigenes Leben reflektieren und die Vor- und Nachteile abwägen.
Katharina hatte währenddessen die Fragen beantwortet und eine E-Mail mit den beantworteten Fragen geschickt.
Diese werden von der Lehrkraft vorgetragen und besprochen. Die Antworten werden ausgedruckt und an eine Seitenwand des Klassenzimmers gehängt.
Als Abschluss dürfen die Kinder einen persönlichen Brief für Katharina gestalten.
Hierzu werden keine Vorgaben gemacht. Es steht den Schülerinnen und Schülern komplett frei, wie sie diesen gestalten und verfassen. Die Briefe werden Katharina von der Lehrkraft übergeben und diese beantwortet die Briefe der Kinder.
Diese Methode wurde gewählt, da jedes Kind individuell nach seinem Entwicklungsstand und seinen eigenen Interessen diesen Brief frei gestalten kann. Außerdem entsteht durch einen persönlichen Brief eine erneute Reflexion des eigenen Tun und Lebens und den Handlungen von Katharina. Sie nehmen Stellung und begründen deren Ansichten, was für das weitere Leben eine entscheidende Rolle spielt. Die Kinder bilden deren Identität weiter aus.
Die angebahnten und entstandenen Lernprozesse werden anhand der Ergebnisse sichtbar.
"Die Methode ermöglicht eine fiktive Bezugnahme an die besprochene Person, indem man ihr einen Brief schreibt“ (Mendl, Religionsdidaktik kompakt, 254). Beim Schreiben kann man herausfinden und ausdrücken was man fühlt und wer man ist. Diese Fähigkeit ist jedoch nicht einfach so gegeben, sondern muss gelernt werden. Im Religionsunterricht bieten sich immer wieder Möglichkeiten an, Erfahrungen, Vorstellungen oder gar Hoffnungen schreibend Gestalt und Ausdruck zu geben. Kreatives Schreiben ist für Kinder von besonderer Bedeutung. Beim Schreiben entstehen bei Kindern „assoziative Brücken durch die Aktivierung der Imaginationskraft, das Wechselspiel von Subjektivität und Objektivität und durch die Stimulierung des inneren Sprachprozesses Neues oder eine Sicht auf Bekanntes“ (Hilger/Ritter, 358). Außerdem wird die Schreibfreude der Schülerinnen und Schüler aktiviert, Schreibblockaden werden gelöst und Kindern gelingen oftmals Texte, die weit über deren bisherige Schreibleistungen hinausgehen und dadurch wird das Vertrauen in die eigene Sprachfähigkeit gestärkt. Um die Identitätsentwicklung zu fördern, ist es wichtig, dass die Kinder sich mutig und lebendig sich selbst ausdrücken (Vgl. Hilger/Ritter, 360).