Schulprojekt Patricia Wieser
Petrus, ein Mensch wie du und ich?!
M1: Beschreibung des Projekts
Lehrplanthema (Gymnasium)
6.5 Christliches Gemeindeleben: Begeisterung und Mut am Anfang- Impulse für heute
Aus der Zielbeschreibung:
Kinder kennen die Faszination, die von einer Gruppe Gleichgesinnter auf andere ausstrahlen kann. Dies erleichtert es ihnen, die vom Pfingstereignis ausgehende Begeisterung nachzuempfinden, die zur raschen Ausbreitung der Botschaft Jesu führte. Die Erkenntnis, dass Enthusiasmus allein nicht ausreicht, einer Gemeinschaft Dauer zu verleihen, lässt die Schüler die herausragende Bedeutung von Petrus und Paulus für die Entwicklung der frühen Kirche erfassen. Die Auseinandersetzung mit dem weiteren Weg ins römische Reich zeigt, dass zur christlichen Lebenshaltung Einsatz, Entschiedenheit und Zivilcourage gehören (→ Firmung).
Kompetenzen:
Die Schüler können
- zentrale Stationen auf den Glaubens- und Lebensweg des Petrus benennen.
- Petrus durch zentrale Eigenschaften beschreiben.
- die Petrus- Bilder zu den entsprechenden Bibelstellen zuordnen.
- die Dilemma- Situation beschreiben.
- das Problem erkennen und analysieren.
- können die Handlungsoptionen des Petrus bewerten.
Zu Beginn der Unterrichtseinheit werden verschiedene Petrus- Bilder in die Mitte eines Stuhlkreises gelegt, begleitet von der Frage: „Hat jemand eine Vermutung mit welcher biblischen Person wir uns heute näher beschäftigen wollen?“. Anschließend sind die Schüler gefordert, dasjenige Bild näher zu beschreiben, welches für sie auf Anhieb ein Blickfang war, positiv wie negativ gesehen.
In Form von Stationenarbeit dürfen sich die Schüler mit Petrus im nächsten Schritt näher beschäftigen. Die einzelnen Stationen beinhalten jeweils eine zentrale Bibelstelle aus dem Leben des Petrus und dazu passende Impulsfragen, die mithilfe eines Arbeitsbogens bearbeitet werden sollen. Damit das Ganze nicht zu textlastig abläuft, kann das Lesen der Bibelstellen auch etwas aufgeteilt werden: Jede Gruppe soll dabei in zwei bis drei Sätzen den Inhalt einer zugeteilten Bibelstelle kurz vorstellen. Somit wird ermöglicht, dass die Schüler einen ersten Überblick über die einzelnen Bibelzitate bekommen ohne diese selbst detailliert gelesen zu haben. Die Bearbeitung der Impulsfragen soll zunächst in Einzelarbeit erfolgen; hinterher wird aber nochmals Zeit gegeben um sich über die gefundenen Antworten mit einem Partner auszutauschen.
Im Stuhlkreis wieder versammelt wird ein Rückbezug zu den Bildern mit der Frage „Welche Bibelstellen und Bilder passen zusammen?“ geschaffen. An dieser Stelle bietet es sich an den Schülern etwas Zeit zu geben um über ihr bisheriges Bild über Petrus nachzudenken: In diesem Sinne sollen die einzelnen Teilnehmer Schlagwörter auf Wortkarten notieren, um gemeinsam ein umfassendes Bild von Petrus zu erarbeiten. Diese dürfen sie anschließend kurz vorstellen und an die Tafel heften. Das gewonnene Bild von Petrus – visuell an der Tafel festgehalten- sollen die Schüler vorerst im Hinterkopf behalten, da dieses an späterer Stelle noch einmal aufgegriffen und weiter vertieft wird.
Die nächste große Einheit stellt die Beschäftigung mit einer konkreten Situation dar, in der sich Petrus zu seiner Lebenszeit befand. Die Dilemma- Situation wird zunächst von der Lehrperson beschrieben:
‚Petrus, ein Judenchrist, war mit Barnabas und anderen Freunden zu Besuch in der jungen Christengemeinde von Antiochia. Die Gemeinde lud die Glaubensfreunde aus Jerusalem selbstverständlich ein, mit ihnen zu speisen. Ein gemeinsames Essen mit Heiden war Petrus und den anderen geborenen Juden, die nach wie vor die Riten ihrer Väter und Mütter einhielten, eigentlich verboten. Was sollte Petrus tun?‘
In Gruppenarbeit sammeln die Schüler anschließend potentielle Aussagen und Gedanken der Heidenchristen bzw. der Judenchristen und halten diese auf einen Plakat fest. Nach der Vorstellung der Plakate, folgt die Entscheidungssituation: Jeder Schüler soll sich in Petrus hineinversetzen und beschließen, ob er nun am Mahl teilnimmt oder nicht und dementsprechend einen Muggelstein in die passende Kiste (beschriftet mit ‚Petrus soll bzw. soll nicht an der Mahlgemeinschaft teilnehmen‘) legen. Durch die Auflösung des Dilemmas (Obwohl Petrus anfänglich an der Mahlgemeinschaft mit den Heidenchristen in Antiochia teilnahm, zog er sich nach dem Eintreffen der Jakobs- Leute von der bisherigen Gemeinschaft mit den Heidenchristen zurück.) können erneut zentrale Eigenschaften des Petrus ersichtlich werden: heuchlerisch, wankelmütig etc. Diese können wiederum am Tafelbild ergänzt werden.
Zum Abschluss der Unterrichtseinheit sollen die Schüler ihre gewonnenen Eindrücke über Petrus mithilfe eines Bogens reflektieren.
M2: Verlaufsschema im Überblick
Artikulationsstufe | L-SS-Aktivitäten | Medien/ Methoden/Sozialformen |
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Motivation | L. legt verschiedene Petrus- Bilder in die Mitte des Sitzkreises: „Hat jemand eine Vermutung mit welcher biblischen Person wir uns heute näher beschäftigen wollen?“. Ø S.: „Petrus!“ L.: „Mich würde nun interessieren, welches Bild dich auf Anhieb besonders angesprochen hat- positiv wie auch negativ-. Teile uns bitte deine Gedanken dazu mit und versuche auch zu erklären, warum genau dieses Bild ein Blickfang für dich war!“ S. äußern sich. | Sitzkreis Petrus- Bilder
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Erste Erarbeitungsphase: | L.: „In Form von Stationenarbeit darfst du dich nun genauer mit Petrus auseinandersetzen.“ | Stuhlkreis |
Eindruck | Ø L. gibt einen Korb mit Zetteln im Sitzkreis weiter, auf denen sich ein Verweis auf die zugeteilte Bibelstelle befindet.
L.: „Wenn du dich in der Klasse umsiehst, bemerkst du, dass ich Arbeitsblätter mit Bibelstellen im Zimmer verteilt habe. Gehe zunächst zu der Station, auf die dein Zettel verweist. Lies dir diese Bibelstelle gut durch und fasse sie anschließend in wenigen Sätzen für deine Mitschüler zusammen.“ Ø S. verteilen sich im Klassenzimmer entsprechend ihrer gezogenen Bibelstelle und stellen diese anschließend kurz vor. | Korb mit Zetteln (Verweis auf Bibelstelle)
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| L: „Nachdem du nun einen ersten Einblick in die verschiedenen Bibelzitate bekommen hast, darfst du dich mit diesen mithilfe eines Arbeitsblattes intensiver beschäftigen. Ø L. verteilt die Arbeitsblätter mit Impulsfragen an die Schüler. | Arbeitsblätter mit Impulsfragen
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| L.: „Versuche die Impulsfragen zunächst alleine zu beantworten; hinterher kannst du dich mit einem Partner über die gefundenen Antworten austauschen. Sobald du fertig bist, kommst du bitte in den Stuhlkreis zurück.“ |
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| Ø L. fixiert die Arbeitsaufträge auf der Flipchart: Lies dir die verschiedenen Bibelstellen genau durch! Versuche die darunter stehenden Impulsfragen zunächst alleine zu beantworten! Tausche dich anschließend mit einem Partner über die gefundenen Antworten aus! | Flipchart
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| Ø S. führen die Aufträge aus. Wieder im Stuhlkreis versammelt, frägt die Lehrperson: „Welche Bibelstellen und Bilder passen zusammen?“ Ø S. dürfen die Bibelstellen zu den entsprechenden Petrus- Bildern legen. | Stationenarbeit Stuhlkreis Petrus- Bilder Arbeitsblätter mit Bibelzitaten |
Ausdruck
| L.: „Im Folgenden bekommst du Zeit um über dein bisheriges Bild von Petrus nachzudenken. Notiere dafür zentrale Eigenschaften des Petrus auf diese Wortkarten, die du aus den Bibelstellen bereits herauslesen konntest.“ |
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| Ø L. verteilt die Wortkarten. Ø S. notieren zentrale Eigenschaften des Petrus auf die Wortkarten. | Wortkarten |
Austausch | L.: „Stelle nun auch deinen Mitschülern deine gefunden Ergebnisse vor. Hefte dazu deine Wortkarten an die Tafel. Ziel ist es, dass wir gemeinsam ein umfassendes Bild von Petrus erarbeiten.“ |
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| Ø L. schreibt ‚Petrus‘ in die Mitte der Tafel. Ø S. stellen ihre Schlagwörter kurz vor und heften diese an die Tafel. | Tafel Wortkarten |
Zweite Erarbeitungsphase: Eindruck
Ausdruck | L.: „‚Petrus war mit Barnabas und anderen Freunden zu Besuch in der jungen Christengemeinde von Antiochia. Die Gemeinde lud die Glaubensfreunde aus Jerusalem selbstverständlich ein, mit ihnen zu speisen. Ein gemeinsames Essen mit Heiden war Petrus und den anderen geborenen Juden, die nach wie vor die Riten ihrer Väter und Mütter einhielten, eigentlich verboten. Was sollte Petrus tun? Versuche nun aus Sicht der Heidenchristen bzw. aus Sicht der Judenchristen potentielle Aussagen und Gedanken zu sammeln und auf einem Plakat festzuhalten. Anschließend dürft ihr dieses euren Mitschülern vorstellen!“ | L- Erzählung
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| Ø L. teilt die Klasse in zwei (alternativ auch in vier) Gruppen. Ø S. verteilen sich auf die vorbereiteten Gruppentische und führen die Aufträge aus.
| Gruppenarbeit Gruppentische: AB mit genauen Arbeitsauftrag, leeres Plakat, Sprech- und Denkblasen, Stifte und Kleber |
| L.: „Nachdem du nun ein Bild von beiden Positionen bekommen hast, musst du dich nun für Petrus entscheiden: Nimmst du an der Mahlgemeinschaft teil oder nicht?“ |
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| Ø L. verteilt Muggelsteine an die Schüler und legt zwei Kisten in die Mitte des Stuhlkreises. Ø S. dürfen einen Muggelstein in die entsprechende Kiste (Petrus soll bzw. soll nicht an der Mahlgemeinschaft teilnehmen). |
zwei beschriftete Kisten, Muggelsteine |
| L.: „Sicherlich interessiert dich jetzt, wie sich Petrus tatsächlich entschieden hat: Obwohl Petrus anfänglich an der Mahlgemeinschaft mit den Heidenchristen in Antiochia teilnahm, zog er sich nach dem Eintreffen der Jakobs- Leute von der bisherigen Gemeinschaft mit den Heidenchristen zurück. Welche zentralen Eigenschaften des Petrus werden daraus wiederum ersichtlich?“ |
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Austausch | Ø Sch. äußern sich (heuchlerisch, wankelmütig etc.) und ergänzen diese am Tafelbild. |
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Reflexionsphase | L.: „Abschließend darfst du deine gesammelten Eindrücke in Form eines Bogens reflektieren!“ Ø L. verteilt die Reflexionsbögen an die Schüler. Ø S. füllen den Reflexionsbogen aus. | Reflexionsbogen |
M3: Begründung des Gesamtprojekts und der Teilschritte
Entgegen eines starren Nachahmens- und Vorbildlernens, ist das grundlegende Ziel der Unterrichtseinheit die Schüler zur Reflexion über Petrus einzuladen. Um dies zu initiieren, müssen sich die Schüler zunächst ein umfassendes Bild von Petrus machen. Die Begegnung mit der Person des Petrus erfolgt durch zwei Erarbeitungsphasen: Zum einen die Beschäftigung mit zentralen Bibelstellen, die vom Leben des Petrus erzählen und zum anderen die Auseinandersetzung mit einer konkreten Dilemma- Situation, in der sich Petrus zu seiner Lebenszeit befand. Am Ende der Unterrichtseinheit sollen die Schüler dazu befähigt sein, sich für oder gegen Verhaltensweisen des Petrus zu entscheiden und Potenziale in Petrus entdecken, welche gegebenenfalls zur Nachahmung anregen.
Im Folgenden wird zunächst auf die erste Erarbeitungsphase nochmals eingegangen in Hinblick auf die lernpsychologischen Entscheidungen zu einem Lernen an fremden Biografien.
Im Vordergrund bei der Auswahl der Bibelstellen stand der Gedanke ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den positiven Seiten, sowie auch den Schattenseiten des Petrus zu schaffen. Die Schüler sollten Petrus mit all seinen Ecken und Kanten kennen lernen und somit ein umfassendes Bild von Petrus bekommen. Hintergrund hierfür war, dass das Konzept der ‚peinlichen Überbautypen‘ in der Pädagogik spätestens seit dem Ende der 1970er Jahre maßlos gescheitert ist: Die Glättung und Überhöhung von negativen Persönlichkeitszügen und Verhaltensweisen führte dazu, dass die biblischen Personen einseitig- idealisierend dargestellt wurden, was zur Folge hatten, dass jene bald als unerreichbare Vorbilder abgetan wurden.[1] Die Unterrichtsstunde stellt dagegen den Versuch dar den menschlichen Petrus mit all seinen Facetten zu skizzieren. Keinesfalls wird dadurch sein Ansehen herabgesetzt; ganz im Gegenteil dazu können sich durch diese Vorgehensweise korrespondierende Lernprozesse ergeben.[2] Schließlich können durch den ‚geerdeten‘ Petrus weitaus mehr Berührungspunkte und Identifikationsmöglichkeiten erreicht werden als durch den überhöhten.[3]
Damit die Bibelzitate mehr oder weniger nicht planlos überflogen werden, bekommen die Schüler ein Arbeitsblatt mit Impulsfragen an die Hand. Grundsätzlich sind alle Impulsfragen nach demselben Prinzip aufgebaut: Die erste Frage bezieht sich stets auf die Bibelstelle selbst und soll zur weiteren Vertiefung des Gelesenen anregen. Mithilfe der zweiten Frage wird der Inhalt der Bibelstelle auf unseren heutigen Kontext übertragen. Somit erscheint die Kernaussage der Textstelle insbesondere vor dem neuen Hintergrund leichter zugänglich. Neben der Elementarisierung hat dies zudem den Effekt, dass die Schüler sich durch eine vergleichbare ähnliche Situation aus unserer heutigen Zeit mehr in Petrus hineinfühlen können. Die Schüler werden somit als Subjekt von den biblischen Texten angesprochen und können sich durch eine persönliche Annäherung mit der biblischen Gestalt auseinandersetzen. Zugegebenermaßen können nicht alle Bibelstellen (u.a. die Bestrafung für eine Glaubensüberzeugung) mit heute verglichen werden; nichtsdestotrotz ist dies ein wichtiger Schritt um das Reflektieren über die biblische Person des Petrus zu initiieren. Die lernpsychologische Grundidee, die hinter diesen Impulsfragen steckt, geht in Richtung der dialogischen Bibelarbeit: Insbesondere die zweite Frage ist adressatenorientiert aufbereitet und stellt den Versuch dar einen Bezug zur Lebenswelt der Schüler zu schaffen. Die erste Frage hingegen geht - wie bereits erwähnt - nochmals auf die Bibelstelle konkret ein. Der Vergleich zwischen den Verhaltensweisen des Petrus und eigenen Erfahrungen soll den Schülern die Chance eröffnen, eigene Handlungskonzepte zu schulen, zu hinterfragen und zu erweitern.[4]
Grundsätzlich wurde bei der Konzipierung der Unterrichtseinheit darauf geachtet, dass ein stetiger Wechsel der Sozialformen stattfindet mit der Intention den kreativen Austausch untereinander zu fördern. Neben den verschiedenen ‚vorgesehenen‘ Eindrücken des Lehrers bzw. der Medien können sich die Schüler somit auch gegenseitig bereichern, wodurch ihr Bild über Petrus in vielfacher Weise zur Weiterentwicklung angeregt wird. In diesem Sinne bearbeiten die Schüler die Impulsfragen zunächst alleine und tauschen sich erst hinterher über die gefundenen Antworten mit einem Partner aus. Nach demselben Prinzip wird auch die Charakterisierung des Petrus durchgeführt: Im ersten Schritt sollen die Teilnehmenden zentrale Schlagwörter zu Petrus auf Grundlage der gelesenen Bibelstellen auf Wortkarten notieren und erst anschließend wird das Ganze im Plenum vorgestellt. Somit wird gemeinsam ein umfassendes Bild von Petrus erarbeitet, welches an späterer Stelle noch ergänzt und erweitert wird.
Im Zentrum der zweiten Erarbeitungsphase steht eine konkrete Dilemma- Situation, in welcher sich Petrus zu seiner Lebenszeit befand. Allgemein sind Dilemma- Situationen stets eine gute Möglichkeit, um das biografische Sich- hinein- Versetzen anzuregen, welches die Schüler für das Geschichtlich- Vorausliegende zu emotionalisieren vermag.[5] Die konkrete Dilemma- Situation wird zunächst durch die Lehrperson geschildert. Um einen Einblick in die verschiedenen Positionen der Heidenchristen und der Judenchristen zu erhalten, wird an dieser Stelle eine Gruppenarbeit eingeleitet. Zusammen mit den anderen Gruppenmitgliedern versuchen die Schüler potentielle Gedanken oder Aussagen der Heidenchristen bzw. der Judenchristen zu erschließen und auf einen Plakat festzuhalten. Dieser Schritt hat insbesondere vor der anstehenden Entscheidungssituation, welche in der nächsten Phase eingeleitet wird, eine sehr hohe Bedeutung: Petrus, sowie auch alle anderen biblischen Personen, stammen aus einem fremden Lebenskontext verbunden mit einer anderen Kultur und einer anderen Lebensweise. Dieser Tatsache muss in jedem Fall bei der Bearbeitung der Dilemma- Geschichte Beachtung geschenkt werden, indem die Schüler zunächst für die fremde Lebensweise sensibilisiert werden.[6] Durch das Hineinversetzen in die verschiedenen Personengruppen bekommen die Schüler das nötige Problembewusstsein, welches die Grundlage für eine bewusste und gewissenhafte Entscheidung darstellt. Nach dem Abwägen der Argumente für oder gegen die Teilnahme an einer Mahlgemeinschaft mit den Heidenchristen in Antiochia darf sich jeder Einzelne in Petrus hineinversetzen und auch eine Entscheidung treffen. Analog dazu legt jeder Schüler einen Muggelstein in die Kiste mit der Beschriftung ‚Petrus soll an einer Mahlgemeinschaft teilnehmen‘ bzw. ‚Petrus soll nicht an der Mahlgemeinschaft teilnehmen‘. Im Nachhinein wird nun auch offengelegt, wie sich Petrus letzten Endes tatsächlich entschieden hat. Das Auflösen der Dilemma- Situation darf dabei keinesfalls unkommentiert im Raum stehen gelassen werden. Auch dieser Eindruck, soll wiederum zum Ausdruck und Austausch gebracht werden: Die Schüler bekommen erneut die Chance ihr Bild über Petrus zu revidieren und zu erweitern. Visualisiert wird dieser Schritt, indem das Tafelbild zu Petrus‘ Eigenschaften ergänzt wird.
Zum Abschluss der Unterrichtseinheit sollen die Schüler nochmals ihre Gedanken für sich sammeln und ihr gewonnenes Bild über Petrus reflektieren. Hilfreich erscheint dabei der konzipierte Reflexionsbogen: Dieser lässt in jedem Fall offen, ob Petrus für den Einzelnen als Anregung, Kritik oder Alternative betrachtet wird.
[1] Vgl. MENDL 2015, 127ff.
[2] Vgl. MENDL 2015, 145.
[3] Vgl. MENDL 2015, 138.
[4] Vgl. MENDL 2015, 145.
[5] Vgl. MENDL 2015, 246ff.
[6] Vgl. MENDL 2015, 129.
M4: Materialien
M5: Impulsfragen und Arbeitsblätter zur Stationenarbeit
Impulsfragen zu Station 1:
- Das Matthäus-Evangelium schildert die Begegnung mit Jesu sehr knapp:
- Was könnte Petrus dazu veranlasst haben sich Jesu anzuschließen?
- Wofür würde ICH mich auf den Weg machen? Gibt es etwas, dem ich mich „anschließen“ will? Etwas, wofür ich mich mit meiner ganzen Person einsetzen würde?
Impulsfragen zu Station 2:
- Warum denkst du hat Jesus gerade Petrus trotz all seiner Schwächen auserwählt, der Grundstein für das Christentum zu werden?
- Welche Gefühle/ Gedanken löst diese Tatsache in mir aus?
Impulsfragen zu Station 3:
- Kannst du dir die Reaktion des Petrus erklären?
- Welche Situation fällt dir aus deinem Leben ein, in der du ‚überreagiert‘ hast?
Impulsfragen zu Station 4:
- Versetze dich in die Lage des Petrus‘:
- Was wird wahrscheinlich in Petrus vorgegangen sein?
- Was bedeutet Freundschaft für dich? Wieweit würdest du für eine tiefe Freundschaft gehen?
Impulsfragen zu Station 5:
- Auf welche Eigenschaften des Petrus kann man anhand dieser Bibelstelle schließen?
- Wurdest du schon einmal für eine Meinung an den Pranger gestellt?
M6: Literatur
MENDL, Hans, Lernen an (außer-) gewöhnlichen Biografien. Religionspädagogische Anregungen für die Unterrichtspraxis, 1. Aufl., Donauwörth 2005.
MENDL, Hans, Modelle- Vorbilder- Leitfiguren. Lernen an außergewöhnlichen Biografien, Stuttgart 2015.