Schulprojekt Sarah Kaiser
Anna Eineder
M1: Informationen zu Anna Eineder
Die Studentin für Ernährungswissenschaften, Anna Eineder hat sich im Zuge ihres Studiums mit 22 Jahren dazu entschlossen, ein dreimonatiges Praktikum in Tansania zu bestreiten. Auf diesem Praktikum erhoffte sie sich, sich selbst weiter zu entwickeln und ein Abenteuer zu erleben. So schickte sie also ihre Bewerbung an die Organisation World Unite. Als sie die Zusage für das Praktikum bekam, freuten sich sowohl Anna als auch ihr Umfeld sehr.
Als Anna schließlich in Tansania ankam, war sie beeindruckt von Natur und Kultur. Außerdem fühlte sie sich auf Anhieb wohl, da sie sehr herzlich von ihren Gasteltern empfangen wurde. Sie lebte über die Zeit in Tansania bei dem Pastor Lenare und seiner Frau Martha in einer eher abgelegenen, ländlichen Gegend. Der Alltag in Tansania bestand aus den morgendlichen Gebeten um halb sechs, dem Mithelfen beim Aufbau der zukünftigen Farm, dem Unterrichten in Biologie in der Secondary School und den sonntäglichen Kirchenbesuchen. An den Wochenenden hatte Anna die Gelegenheit, Ausflüge in die Stadt zu machen, welche ihr meist Pastor Lenare organisierte. Neben den vielen Eindrücken, die Anna von Tansania selbst gewann, entwickelte sie auch eine gewisse Liebe zu den Menschen vor Ort. Diese nahmen sie herzlich in ihre Gemeinschaft auf und schienen stets mit sich im reinen zu sein, trotz der dort weit verbreiteten Armut.
Annas Zeit in Tansania war natürlich nicht nur von Höhen geprägt, sondern sie durchlebte dort auch Tiefen. Dennoch hat sie rückblickend viel Positives mit nach Hause genommen und empfindet diese Zeit als sehr prägend. Sie hat sich intensiv mit sich selbst auseinander gesetzt, ist selbstbewusster und selbstsicherer geworden und hat zudem für sich ein bisschen Gelassenheit der Tansanier mitgenommen. Seit Juni 2015 arbeitet Anna in Rosenheim am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Landwirtschaftsschule.
M2: Didaktische Vorüberlegungen zur Planung des Projekts
Damit meine Schautafel mit Leben erfüllt werden konnte, musste ich natürlich zunächst die nötigen Informationen, sowie Bildmaterial von meinem „Local Hero“ Anna einholen. Hierfür nutzte ich oftmals auch den Email-Kontakt, der es mir beim späteren anfertigen meines Schautafeltextes ermöglichte, einige direkte Zitate von Anna einzubauen, die den Text lebendiger wirken ließen. Damit ich wusste, auf welche Informationen ich besonders achten muss und welchen formalen Aufbau die Schautafeln der Ausstellung vorschreiben, orientierte ich mich sowohl im Seminar, als auch zu Hause an bereits vorhandenen Schautafeln. Diese gaben mir nicht nur Aufschluss über den formalen Aufbau der Tafeln, sondern auch über wichtige Inhalte und Gestaltungsmöglichkeiten der didaktischen Impulse am Ende der Tafel. Ebenfalls als wichtige Stütze zur Gestaltung meines Schautafeltextes, dienten mir die vielen Informationen, die wir im Seminar erhielten. So achtete ich aus diesem Grund darauf, dass mein Text die wichtigen (im Seminar besprochenen) Bausteine enthielt. Die da wären: Motive (allgemein, religiös), ethische Kategorie, Entscheidungssituation, Reaktion Umfeld und „human touch“. Ich holte mir also alle wichtigen Informationen, sowie Bildmaterial von Anna ein und gestaltete somit Schritt für Schritt meine Tafel. Bei den didaktischen Impulsen orientierte ich mich ebenfalls an den bereits zahlreich vorhandenen Tafeln. Ich entschied mich dafür beim ersten Impuls nahe am Text zu bleiben und mittels der kreativen Weiterarbeit ein Akrostichon anfertigen zu lassen. Beim zweiten Teil entschied ich mich für eine andere Art der kreativen Auseinandersetzung mit Entscheidungssituationen, um die Methodenvielfalt zu wahren: Eine Dilemmageschichte. Dilemmageschichten haben sehr viel Potential. Sie weisen unter anderem auf, warum Normen verbindlich sind, sie machen sensibel für ein fremdes Leid und ermöglichen zudem ein Lernen aus Widersprüchen. Nach einigen weiteren Feinschliffarbeiten, die ich aufgrund des Feedbacks der Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer an meiner Schautafel vornahm (z.B. Kürzung des Textes, Text weniger komplex gestalten und Änderung der didaktischen Impulse), schloss ich den Prozess meine Schautafel über Anna Eineder zu gestalten ab und war stolz auf das Ergebnis.
Bei der Gestaltung meines Unterrichtsversuchs, dienten mir ebenfalls die erhaltenen Materialien von Anna als Quelle. Ich entscheid mich für den Einstieg, die bereits auf der Schautafel angeschnittene Dilemmageschichte zu entfalten. Als Hilfestellung diente mir hierbei das Raster zum Aufbau von Dilemmageschichten. Als Orientierung des von mir erstellten Arbeitsblattes zur Dilemmageschichte, diente mir wiederum die Vorlage eines Unterrichtsprojekts aus der Datenbank „Local Heroes“ der Universität Passau. Da es nicht möglich war Anna Eineder persönlich einzuladen, entschied ich mich sie mittels eines lebendigen Vortrags meinerseits und einer unterstützenden Power-Point-Präsentation vorzustellen, die viele Bilder sowie Zitate ihrerseits enthielt. Mein Ziel war es damit mehrere Sinne der Teilnehmer gleichzeitig anzusprechen und somit die Aufmerksamkeit und eine bessere Behaltensleistung zu sichern. Die anschließenden Fragen, aus welchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auswählen konnten, waren dieselben, welche ich zuvor an Anna im Email-Kontakt gestellt hatte. Und die dazugehörigen Antworten waren im Wortlaut eins zu eins die, die ich von Anna erhalten hatte. So erhoffte ich mir, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Anna trotz ihrer fehlenden Anwesenheit, doch gewissermaßen auf einer persönlicheren und unverfälschten Ebene kennenlernen konnten.
M3: Artikulationsschema
Artikulationsphase | Lerninhalte | Medien / Sozialformen |
---|---|---|
1. Motivationsphase EINDRUCK | Der Einstieg erfolgt über eine Dilemma- Geschichte „Praktikum in einer renommierten Firma mit guter Bezahlung oder für drei Monate nach Tansania ohne Bezahlung?“ | Dilemma-Geschichte |
AUSDRUCK | Im Anschluss werden die eigene Entscheidung, sowie mögliche Reaktionen und Ratschläge von Freunden und Verwandten, auf dem dafür vorgesehenen Arbeitsblatt notiert. | AB, EA |
| Die Gruppenleiterin stellt Anna Eineder anhand eines Bildes kurz vor. | Bild |
Lernzielangabe 2. Erarbeitungsphase EINDRUCK | Anna Eineder - Eine Entwicklungshelferin auf Zeit Die Gruppenleiterin berichtet in einem lebendigen Vortrag über Anna Eineder und ihre Erfahrungen in Tansania. Untermauert wird der Vortrag durch Bilder in einer PPP, auf die die Gruppenleiterin in ihrer Erzählung immer wieder verweist. Die Teilnehmer werden durch das Vorlesen von Zitaten Annas innerhalb der PPP zwischendurch aktiviert. |
Vorstellungstext, PPP |
AUSDRUCK | Während dieses Vortrags haben die Teilnehmer den Auftrag, entsprechende Fragen auf ihrem Arbeitsblatt zu beantworten. | AB, EA |
AUSTAUSCH | Anschließend wird sich im Plenum über die beantworteten Fragen ausgetaucht. | Lerngespräch |
EINDRUCK | Die Teilnehmer bekommen den Arbeitsauftrag, sich aus einem Fragenkatalog an Anna eine bestimmte Frage auszuwählen. Zu dieser Frage bekommen sie die entsprechende Antwort, die sie in Ruhe durchlesen können. | Fragen, Antworten, EA |
AUSTAUSCH | Anschließend stellt jeder Teilnehmer der Gruppe seine Frage, sowie die Antwort vor und teilt den Teilnehmern seine Impulse beim Lesen mit. | Lerngespräch |
3. Sicherung AUSDRUCK | Die Teilnehmer greifen auf das AB zur Dilemma-Geschichte zurück: Es werden mögliche Änderungen nach der Auseinandersetzung mit der Person Anna Eineder, in ihrer Entscheidung und Motivation eingetragen. | AB, EA |
AUSTAUSCH | Anschließend werden die Ergebnisse auf freiwilliger Basis, im Plenum kurz vorgestellt reflektiert. | Lerngespräch |
M4: Reflexion des Projekts
Blicke ich auf meinen Unterrichtsversuch zurück, so kann ich ihn durchaus als gelungen betrachten. Ich war zu Beginn etwas unsicher, ob genügend Ernsthaftigkeit beim Unterrichtsversuch herrschen würde, da ich diesen mit meinem Freundeskreis durchführte. Doch diese Sorge war, wie sich herausstellte, völlig unbegründet. Ich war überrascht wie motiviert und interessiert meine Lerngruppe am Thema war. Zu Beginn brauchte es eine kleine Aufwärmphase und die Entscheidungen, bezogen auf die Dilemmageschichte, fielen anfangs eher verhalten und auch kurz aus, was die Mitschriften auf dem Arbeitsblatt belegten. Außerdem fiel es vielen Teilnehmern schwer, die imaginären Ratschläge von Freunden und Familie zu notieren, aber mit kleinen Hilfestellungen meinerseits, schaffte es doch jeder einige mögliche Reaktionen des Umfelds festzuhalten.
Das Interesse der Lerngruppe stieg nachweislich mit der Vorstellung Annas und ihren Erlebnissen in Tansania, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vermehrt Fragen an mich stellten und sie lange den Blick auf die Bilder von Anna in Tansania richteten. Als dann der nächste Schritt erfolgte und jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer die Möglichkeit hatte eine an Anna gerichtete Frage auszuwählen und die entsprechende Antwort zu erfahren, brach im Anschluss bei der Vorstellung der jeweils gelesenen Antworten unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, zu meinem Überraschen, eine Diskussion aus. So brachten sie beispielsweise ihr Entsetzen über die dort noch vorhandene Prügelstrafe zum Ausdruck und reflektierten die kulturellen Unterschiede in Tansania und unsere westliche Dienstleistungsgesellschaft, die durch Schnelllebigkeit und Leistungsdruck geprägt ist. Da ich diesen Redefluss der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht stören wollte, ließ ich die Diskussion einige Minuten laufen und lenkte dann langsam zum nächsten und letzten Schritt ein.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer notierten nun, ob sich in ihrer Entscheidung, nach Tansania zu gehen, nach den erhaltenen Informationen etwas verändert hat. Zwar blieben die meisten bei ihrer Entscheidung, doch mir fiel auf, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel mehr notierten als zu Beginn des Unterrichtsversuchs. Das lässt mich darauf schließen, dass bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchaus ein Lernprozess stattfand. Sie haben ihren Horizont erweitert und das Handeln Annas als bewundernswert empfunden, obwohl meine Absicht nie darin bestand Anna als „Local Hero“ zu präsentieren. Auch wenn mein Unterrichtsversuch durchaus Schwachstellen aufweist, was das Zeitmanagement betrifft, oder beispielsweise der Titel meines Arbeitsblattes („Anna Eineder- Entwicklunghelferin auf Zeit“), welcher den Teilnehmern bereits vor dem Hören der Dilemmageschichte den Inhalt der Stunde verriet, würde ich sie doch als allgemein positiv bewerten. Alternativen bieten sich natürlich immer an. So könnte man den Unterrichtsversuch so aufbauen, dass das Thema Helden und das der „Local Heroes“ und gegebenenfalls auch die Datenbank der Uni Passau mehr in Augenschein genommen wird und Anna Eineder dann als Beispiel einer dieser „Local Heroes“ erarbeitet wird.
Neben dem Unterrichtsversuch, der im Zentrum dieser Reflexion steht, möchte ich auch kurz Anna Eineder als „Local Hero“, sowie meine Schautafel reflektieren. Für mich schien Anna Eineder durchaus geeignet als „Local Hero“. Ich habe sie schon immer bewundert für ihren Mut, ihre Abenteuerlust und die Hilfsbereitschaft und Solidarität, die sie in Tansania an den Tag legte. Sie traute sich ihr Studium hinten anzustellen, um sich selbst weiterzuentwickeln, in einer Zeit, in der es vielen gar nicht schnell genug gehen kann dieses zu beenden und in die Arbeitswelt einzusteigen. Es freute mich natürlich umso mehr zu sehen, dass auch meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Unterrichtsversuchs am Ende diese Bewunderung mit mir teilten und Anna ebenfalls als eine Art Heldin des Alltags sahen.
Natürlich gäbe es neben Anna noch viele weitere „Local Heroes“. Besonders in ihrer Eignung für die Lerngruppe von Grundschülern, weist Anna als „Local Hero“ Grenzen auf, da sie und ihre Entscheidungssituation nach Tansania zu gehen, zu weit weg aus der Lebenswelt der Grundschüler ist. Für Grundschüler wäre deshalb ein „Local Hero“, der aus ihrer Altersgruppe stammt, besser geeignet. Oder eine andere Alternative wäre es gewesen, Anna anders aufzubereiten. Beispielsweise aus der Sicht ihres kleinen Bruders der Anna für ihren Mut bewundert und dennoch Angst um sie hat, was sie in dem fremden Land erwartet. Zudem hätte man Annas Geschichte aus der Sicht eines Schulkindes schildern lassen können, welches Anna in ihrer Zeit in Tansania unterrichtete.
Die Entwicklung der Schautafel, war ein langer Prozess, bestehend aus vielen Teilschritten. Rückblickend denke ich aber, ist sie mir gut gelungen, auch wenn es bestimmt hier und da noch Verbesserungsvorschläge gibt. Ich denke, man könnte beispielsweise immer noch ein wenig an Text kürzen, da mir aber Anna so viele interessante Informationen lieferte, fiel es mir schwer, den Leserinnen und Lesern der Schautafel zu viel davon vorzuenthalten. Auch die didaktischen Impulse auf der Schautafel wären durchaus erweiterbar, oder durch Alternativen ersetzbar. So wäre gerade der erste Impuls, wo es darum geht ein Akrostichon zu entwerfen, durchaus durch eine andere Art des kreativen Schreibens austauschbar. Zudem könnten statt Informationen zu Tansania, Informationen zu Anna aus dem Text gesammelt werden.
M5: Material
Dilemmageschichte
Stell dir vor, du bist gerade mitten unterm Studium, alles läuft super und du bist auf dem besten Weg einen guten Abschluss zu machen. Was dir nun noch fehlt ist die nötige Praxiserfahrung, um in deinen späteren Bewerbungen glänzen zu können. Zu deiner Überraschung bekommst du ein gutes Angebot für ein sechsmonatiges Praktikum mit toller Bezahlung in einer renommierten Firma. Dieses Praktikum würde sich in deinem späteren Bewerbungsschreiben gut machen, das ist sicher. Kurzfristig bekommst du allerdings auch die Zusage für ein dreimonatiges Praktikum in Tansania, das dir die Organisation World Unite anbietet. Leider ist dieses Praktikum ohne Bezahlung, aber du könntest in dem von Armut betroffenen Land als Entwicklungshelferin arbeiten und damit viel bewegen. Außerdem findet dieses Praktikum in Tansania seinen krönenden Abschluss in einem 3-wöchigen Urlaub auf der wunderschönen Insel Sansibar mit deiner ganzen Familie.
Wie würdest du dich entscheiden? Welches Praktikum würdest du wählen? Was würden dir Freunde und Verwandte raten?
Arbeitsauftrag: Trage auf dem Arbeitsblatt in ein Feld deine Entscheidung ein und begründe sie! Schreibe in die weiteren Felder Ratschläge deiner Freunde, deiner Eltern, Geschwister und sonstige Verwandten und gib auch hier Gründe für deren Aussagen an! Lass ein letztes Feld frei.