Schulprojekt Tamara Geier
Eltern als Vorbild
M1: Beschreibung des Projekts
Die Lehrkraft bastelt mit Schülerinnen und Schülern einen Adventskalender für deren Eltern.
Das Projekt beansprucht je nach Zeiteinteilung und Organisation der Lehrkraft mehrere Unterrichtsstunden und zieht sich über mehrere Tage bzw. Wochen. Es sollte deshalb bereits Ende Oktober bzw. Anfang November begonnen werden, damit die Kalender bis zum 1. Dezember fertig gestellt sind. Es ist also mit hohem Arbeits- und Zeitaufwand zu rechnen.
Verbunden mit dem Auswandern der Vorbilder aus der Pädagogik konnte man einen Rückgang der Orientierung an Vorbildern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts feststellen. Jedoch hab es im letzten Jahrzehnt eine Trendwende. 29% (nach Zinnecker sogar 59%) der Judenglichen geben an, ein Vorbild zu haben. Die Kinder scheinen in einer Zeit des raschen Wandels und Zerbrechens ein stärkeres Bedürfnis nach Orientierung zu haben. Die wichtigsten Vorbilder der Kinder und Jugendlichen kommen aus dem Nahbereich. Die Mutter, der Vater oder die Großeltern werden häufig genannt. (vgl. Mendl 2012) Die großen Gestalten des Glaubens eigenen sich aber zum Lernen an fremden Biographien eher wenig. Es ist besser, diese Gestalten zu „erden“, wie Mendl 2012 aufzeigt. Gerade Menschen aus dem Nahbereich ermöglichen eine unmittelbare personale Begegnung.
Die Beschäftigung mit fremden Biografien sollte auch Aufschluss darüber geben, wie viel Bedeutung andere Personen in der eigenen Lebensgeschichte haben. (vgl. Mendl 2012) Der Adventskalender greift dies auf und beschäftigt sich mit den Top-Vorbildern der Kinder und Jugendlichen: die Eltern.
Das Unterrichtsprojekt kann jedoch auch in den Rahmen des Lehrplans eingebunden werden. Unter dem pädagogischen Leitthema „Dem Leben vertrauen können“, das in der 4. Jahrgangsstufe behandelt wird, kann dieses Projekt verankert werden. Dort heißt es: indem sich die Schülerinnen und Schüler bewusst werden, wie wichtig Freunde sind, sollen sie ein Gespür dafür bekommen, dass Vertrauen zu anderen Menschen, zu sich selbst und zu Gott dem Leben Halt und Zuversicht geben kann. Das soll die Schüler ermutigen, sich anderen Menschen zuzuwenden und Vertrauen und Liebe weiterzuschenken. Unter dem Aspekt „Was mein Leben schön macht - Menschen, denen ich vertrauen kann“, aber auch im Hinblick auf „Weihnachten“ und dessen Botschaft und auch im Hinblick auf das weit gefasste Thema „Vorbilder“ kann der Adventskalender mit den Kindern gebastelt werden.
Den Schülern wird bewusst, was ihre Eltern für sie und ihr Leben bedeuten. Sie setzen sich unter anderem auch kritisch mit ihren Eltern als Vorbilder auseinander. Die Schüler sollen und können den Eltern -im Hinblick auf Weihnachten und das kommende Reich Gottes- zeigen, wie sehr sie sie lieben und ihnen danken. Die Schüler können jedoch auch kritisch dazu Stellung nehmen.
M2: Verlaufsschema im Überblick
Einführungsstunde
Am Anfang sollte erwähnt werden, dass Familie und Eltern immer sehr intime und eventuell auch angespannte Themen sind. Deshalb ist ein gewisses Feingefühl von Seiten der Lehrkraft erforderlich. Wenn zum Beispiel die Eltern geschieden sind oder es so genannte Patchwork-Familien oder Pflegeeltern in der Klasse gibt. Es ist auch damit zu rechnen, dass manche Kinder mehr bei ihren Großeltern oder anderen Verwandten und Bekannten aufwachsen, als bei ihren leiblichen Eltern. Dies gilt es jedoch im Vorfeld zu klären und abzuwägen.
Der Adventskalender sollte danach dementsprechend umgestaltet werden.
Das Projekt nimmt mehrere Unterrichtsstunden in Anspruch und zieht sich je nach Zeiteinteilung und Organisation der Lehrkraft über mehrere Tage bzw. Wochen, weil in einer Arbeitsphase nur ca. 2-3 Zettel bearbeitet werden können.
Artikulation | Lehrer-Schüler-Interaktion | Methoden/Medien/Sozialformen |
---|---|---|
Einstieg
| L: Begrüßung. Ihr seht in der Mitte eine Kerze und verschiedene andere Dinge: Orangen, Mandarinen, Lebkuchen. Sie alle sagen uns, dass bald Weihnachten ist. Was macht man an Weihnachten? S antworten: Man kauft Geschenke. | Stuhlkreis, Kerze in der Mitte, adventlicher Schmuck, Licht aus
|
Vorwissen aktivieren
| L: Sicherlich schenkst du auch etwas her an Weihnachten. Wem schenkst du etwas an Weihnachten? S antworten: Geschwister, Mama und Papa. L: Warum schenkst du Mama und Papa etwas? S antworten: Weil sie mir wichtig sind. Weil ich sie lieb habe. Weil sie so viel für mich machen. (L: Bestimmt auch, weil Mama und Papa immer für dich da sind und so viel für dich machen. z.B. kochen, aufräumen, Hausaufgaben mit dir machen, dich trösten usw.) L: Meine Mama und mein Papa sind auch immer da und kümmern sich zuhause um mich und um meine Geschwister. Sie helfen mir immer, wenn ich sie brauche und trösten mich, wenn es mir schlecht geht. Und deshalb sind meine Eltern meine Vorbilder. Ein Vorbild ist jemand, den man gerne nachmachen würde, oder den man toll findet. Sind deinen Eltern auch deine Vorbilder? S antworten. | |
Hinführung
| L: Du bekommst jetzt von mir 2 Zettel. Auf dem einen steht MUTTER und auf dem anderem VATER. Du versuchst zu jedem Buchstaben ein Wort zu finden und dazu zu schreiben. Der Buchstabe muss nicht immer am Anfang stehen. Er kann auch in der Mitte oder am Ende sein. Das Wort soll beschreiben, warum deine Eltern dein Vorbild sind. Warum du deine Mutter und /oder deinen Vater toll findest. (Ich habe zum Beispiel bei MUTTER –U wie unerschöpflich und bei VATER- E wie Ehrgeiz.) Du suchst dir jetzt einen Platz im Raum und füllst deine Zettel aus. Wenn du fertig bist, kommst du wieder zurück in den Stuhlkreis. L: Du hast bestimmt viele tolle Wörter gefunden für deine Mama und deinen Papa. S melden sich und erzählen. | Zettel zeigen
|
| L: Du hast tolle Ideen und Wörter gefunden, die beschreiben, warum du deine Eltern als Vorbilder hast. | Zettel in die Mitte zur Kerze legen |
Zielangabe
| Wir wissen das jetzt, aber deine Eltern wissen das vielleicht noch nicht, weil du es ihnen noch nicht gesagt hast. Das wollen wir nun aber ändern! Du darfst deinen Eltern sagen, wie toll sie sind und dass sie deine Vorbilder sind. Und da bald Weihnachten ist, machen wir das mit einem Adventskalender. (Bei Bedarf „Adventskalender“ erklären) |
|
Erarbeitung
| Du darfst für deine Eltern einen Adventskalender basteln. So kannst du ihnen jeden Tag bis Weihnachten eine Nachricht in den Kalender stecken. In den Nachrichten sagst du ihnen, warum sie toll sind und warum sie deine Vorbilder sind. Du kannst ihnen aber auch sagen, was du vielleicht nicht so machen würdest wie deine Eltern. Oder was du anders machen würdest. Wir basteln 24 Säckchen mit Süßigkeiten und 24 Zettelchen. Du bekommst von mir diese 24 Zettelchen. Auf diese Zettel kannst du für deine Eltern etwas malen oder schreiben, z.B. ein Gedicht. Auf manchen Zetteln steht bereits ein Satz, den du zu Ende schreiben kannst. |
|
| Die 24 Zettel besprochen und Fragen geklärt. Anschließend kann mit dem Ausfüllen der ersten Zettel begonnen werden. | Während der Arbeitszeit kann auch Musik im Hintergrund laufen. |
Ausklang | Am Ende der Arbeitsphasen, sowie am Ende des Projekts sollten immer Reflexionsphasen stattfinden, in der die Kinder ihre Eindrücke schildern können. |
|
Bastelanleitung
Es werden 24 Säckchen gebastelt. In ein Säckchen kommen immer 2 Süßigkeiten (Mama und Papa) und ein Zettel.
Die Säckchen sind aus Servietten und werden mit Geschenkschleifen zugebunden.
Die Süßigkeiten können je nach Belieben gewählt werden.
4 von den 24 Zetteln stehen den Kindern frei zur Verfügung. Auf diese 4 Zettel können sie selbst schreiben und malen.
Die restlichen 20 Zettel sind von den Kindern „auszufüllen“:
2x Akrostichon (VATER und MUTTER)
2x Was ich meinem Vater schon lange sagen wollte:
2x Was ich meiner Mutter schon lange sagen wollte:
3x Ich finde meinen Vater toll, weil
3x Ich finde meine Mutter toll, weil
1x Das möchte ich genau so machen wie mein Vater:
1x Das möchte ich genau so machen wie meine Mutter:
2x Das würde ich anders machen als meine Eltern:
1x Ich bewundere meinen Vater, weil
1x Ich bewundere meine Mutter, weil
1x Ich habe die tollsten Eltern, weil
1x ich habe meine Eltern lieb, weil
2x Bundesverdienstkreuz-Urkunde
Zum Basteln:
- Alle Zettel ausfüllen
- 24 Säckchen: 2x Süßigkeiten + 1x Zettel
Ausnahmen: 1. Dezember (2x Süßes + 2x Akrostichon)
24. Dezember (2x Süßes + 2x BV-Urkunde)
-> sofort zubinden und beschriften
3. Zubinden
4. Zusammenhängen (mit einem langen Faden)
5. gemischt Durchnummerieren
Es sollen möglichst alle Zettel ausgefüllt und bemalt sein. Wenn die Schüler keine Kritik an ihren Eltern finden, dann dürfen sie dies auch auf den Zetteln vermerken. Die Zettel können auch individuell umgewandelt werden, wenn Bedarf besteht.
M3: Begründung des Gesamtprojekts und der einzelnen Teilschritte
Nach Mendl sind Mütter und Väter für heutige Kinder und Jugendliche die Top-Vorbilder.“ (vgl. Mendl 2005) Diverse Zeitschriften haben dies mit Hilfe von zahlreichen Umfragen deutlich dargestellt. Demnach würde jeder dritte Jugendliche seinen Eltern das Bundesverdienstkreuz überreichen.
Doch wie kommt es zu diesem durchaus überraschendem Ergebnis? Blickt man nämlich zurück in die 60er Jahre, dann herrscht dort eine ganz andere Meinung zu diesem Thema vor. Wichtige Begriffe sind zu dieser Zeit Individualisierung und Personalisierung der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus. Die ursprünglichen gesellschaftlichen Leitfiguren mussten sich bedingt durch den Nationalsozialismus einer großen Welle der Kritik aussetzen. Nach Mendl lehnten Jugendliche der 68er – Generation autoritäre Beziehungsstrukturen in der Familie, Gesellschaft und in der Politik ab. (vgl. Mendl 2005)
Heute sind die Erziehungsziele Gehorsam, Ordnung und Fleiß in den Hintergrund geraten. Man spricht „vom Befehls- zum Verhandlungshaushalt“. (vgl. Mendl 2005) Das bedeutet, dass die Eltern mehr mit ihren Kindern sprechen. Sie finden gemeinsam Lösungen und versuchen die Entscheidungen transparent zu machen. Man kann auch von einer Demokratisierung der Familie sprechen. Man möchte die Kinder so zur Selbstständigkeit erziehen. (vgl. Mendl 2005)
Shell-Studien belegen, dass sich Kinder nicht mehr von ihren Eltern abgrenzen wollen. Außerdem wollen die Jugendlichen ihre eigenen Kinder genau so erziehen wie sie selber erzogen wurden. Die Familie ist ein Rückzugsort geworden in einer Welt der Individualisierung und Personalisierung. Eine Welt der Postmoderne.
Shell Forscher sagen deshalb, dass elterliches Zutrauen die Persönlichkeitsressourcen, die gute Voraussetzungen für eine gelingende Lebensbewältigung bieten, begünstigen. Jugendliche wollen deshalb auch Familie und Beruf unter einen Hut bringen und kombinieren.
„Also Eltern, die ihre Kinder oft lobten, sich viel um sie kümmerten, für einen Zusammenhalt der Familie sorgten, sich ihren Kindern emotional zuwendeten, ihnen früh Verantwortung übertrugen, sie geistig und kulturell anregten, ihnen Widerspruch einräumten und sie zur Selbstständigkeit erzogen, schaffen ein optimales Klima für die Reifung und das allmähliche Wachstum der kindlichen und jugendlichen Persönlichkeit. Diese Jugendlichen betrachten auch ihre Eltern als Vorbild.“ (Mendl, S.237, 2005)
Bedingt durch den Verhandlungshaushalt hat sich auch die Qualität von Konflikten zwischen Kindern und ihren Eltern verändert. Zwar gibt es nach wie vor Streit und Diskussionen über alltägliche Dinge, wie zum Beispiel das Zimmeraufräumen. Jedoch werden die unterschiedlichen Meinungen von Eltern und Kindern nicht als beziehungsstörend wahrgenommen. Man spricht also von einer Transformation der familiären Streitkultur. (vgl. Mendl 2005)
Betrachtet man den entwicklungspsychologischen Aspekt gewinnt die Peergroup der Jugendlichen immer noch an Bedeutung. Jedoch heißt das nicht, dass die Familien und die Eltern an Bedeutung verlieren. Jugendliche brauchen nämlich in der Phase der synthetisch-konventionellen Ausprägung von Glauben Spiegel. Diese Spiegel sind heute mehr als damals die eigenen Eltern. Daraus entsteht aber auch ein Problem. Können Jugendliche sich entwickeln hin zu einem individuierend-reflektierenden Glauben, wenn sie nie entsprechende Distanzerfahrungen gemacht haben. Solche Distanzerfahrungen sind nämlich die Grundlage für die Ausbildung individueller Lebens- und Glaubensüberzeugungen. Wie können dies aber Kinder schaffen, die nie ihr Milieu verlassen haben und als sogenannte „Nesthocker“ bezeichnet werden.
„Es hat keinen Sinn Kinder zu erziehen. Sie machen uns doch alles nach.“ (Mendl. S.238, 2005) Diese Aussage zeigt bereits, dass sich die Eltern ihrer Rolle als Vorbild nicht entziehen können. Ihre Kinder beobachten sie und nehmen all ihre Werteeinstellungen, ihr Lob und ihr Verhalten auf. Die Kinder sprechen über diese Wahrnehmungen und Empfindungen mit Geschwistern mit Freunden und mit Großeltern. Die eigenen Eltern stehen hierbei außen vor. Mendl rät deshalb zur „subjektiven Empirie“ in den Familien. „In einem entspannten Feed-back können Kinder ihre Eltern Rückmeldungen geben. Dabei kann man traditionelle Familien-Situationen und Rituale nutzen und transformieren.“ (Mendl, S.238, 2005)
In diese „subjektive Empirie“ bettet sich das Unterrichtsprojekt „Ein Adventskalender für Mama und Papa“ ein.
Die Kinder haben hier die Möglichkeit ihren Eltern Feed-back zu geben. Sie können den Eltern sowohl positive, als auch negative Empfindungen mitteilen. Eltern erhalten so Rückmeldung von ihren Kindern, indem sie jeden Tag bis Weihnachten ein Säckchen aufmachen. Sie können durch die Botschaft der Zettel, die die Kinder ausgefüllt haben, mehr auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kinder eingehen. Sie können auch mit den Kindern über die Zettel und die Rückmeldung reden und miteinander Kritik besprechen.
Der Adventskalender ist dabei ein schöner Nebeneffekt in der Weihnachtszeit und dem Fest der Liebe. Das Feed-back wird somit gut verpackt.
Diese gegenseitigen Rückmeldungsprozesse nennt man symmetrische Kommunikation. Dies reicht über das Feld eines Lernens an Vorbildern hinaus und zielt auf die Förderung von Empathie, Kommunikation und Sozialkompetenz. (vgl. Mendl 2005)
Kritiker könnten sagen, dass dies doch das idealisierte Bild von Familie ist. Was ist mit den Kindern, die nur bei einem Elternteil leben, weil die Eltern geschieden sind?
Mendl plädiert hier für eine nüchterne Wahrnehmung der Realität. „Bei aller Pluralisierung der Lebens-und Familienformen wachsen immerhin 80% der Kinder in Deutschland in Normal-Konstrukt von Familie (Vater-Mutter-Kind) auf. Vorsicht sei auch geboten bezüglich einer nach wie vor unterschwellig verbreiteten Stigmatisierung von Scheidungskindern und Kinder, die von einem Elternteil allein erzogen werden. Bei allen unbestrittenen sozialen und psychischen Problemen, die eine Trennung der Eltern mit sich bringt, ist die Frage der Lebensform nachrangig zur Frage des Umgangsstils der jeweiligen Bezugspersonen zu den Kindern.“ (Mendl S. 239, 2005)
Doch hier wird auch deutlich, wie wichtig gute und stimmige Familien-Konstellationen und das familiäre Kommunikationsklima für das Zutrauen ins Leben und die Bewältigung von Zukunft sind.
Wo die Eltern als primäre Vorbilder ausfallen, werden andere Personen oder Gruppen im Nah- und Fernbereich zu Modellen für die eigenen Entwicklung des Lebens. (vgl. Mendl 2005)
Eltern sind nicht nur Vorbilder im erzieherischen Bereich und in der Lebensgestaltung, sondern auch im religiösen Bereich.
Nach Mendl verhalten sich die Familien gegenüber der Kirche autonom. Die Tradierungsgeschichte des Christentums wird gerade in der Entkonfessionalisierung der Familiengeschichte deutlich. Man wählt aus dem religiösem Angebot aus und nutzt die Sakramente nur als Lebenswende-Riten. Dadurch lässt sich aber keine Kirchengemeinde auf Dauer binden.
Einige Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass religiöse Riten in der Familie kaum gepflegt werden. Das Religiöse hat nur beiläufigen Charakter. Nach Mendl herrscht in Familien auch so etwas wie religiöser Analphabetismus, religiöse Sprachlosigkeit. Dass Eltern ihren Kindern die Wahl zur Religion selbst überlassen, spiegelt die Unsicherheit der Elterngeneration in Sachen Religion wider. (vgl. Mendl 2005) Um diesem Analphabetismus entgegen zu wirken bedarf es Alphabetisierungshilfen im Leben und Glauben. Mendl fordert deshalb: „Familien sind nicht für die Kirchen da, die Kirchen müssen vielmehr Eltern auf verschiedenen Ebenen unterstützen.“ (Mendl S. 242, 2005) Es müssen Kontaktzonen geschaffen werden und es soll gemeinsam mit Kindern ein Kommunikations- und Wachstumsprozess im Glauben beginnen.
Zusammenfassend kann man also sagen: Für heutige Kinder und Jugendliche sind Eltern die Top-Vorbilder. Dieser Aspekt könnte eine gute Ausgangsbasis für orientierende Lernprozesse sein. Auch im Hinblick auf die religiöse Entwicklung der Kinder. Es soll dabei nicht vereinnahmend auf die Eltern zugegangen werden, sondern es sollen Hilfen gegeben werden, die die Möglichkeit geben, im Leben und im Glauben Erfahrungen machen zu können und diese dann auch religiös deuten zu können. (vgl. Mendl 2005)
M4: Materialien
M5: Literatur
(1) Lehrplan für die bayerische Grundschule, 2000
(2) Hans Mendl, Lernen an (außer-)gewöhnlichen) Biografien. Religionspädagogische Anregungen für die Unterrichtspraxis“, Donauwörth 2005
(3) Hans Mendl, Religionsdidaktik kompakt. Für Studium, Prüfung und Beruf, München 2012