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„Sich selbst zu reflektieren, ist ganz wichtig!“

In einem zweitägigen Workshop haben sich die Teilnehmerinnen des Frauen-Mentoring-Programms der Universität Passau mit Eigenschaften auseinandergesetzt, die Führungskräfte idealerweise haben sollte. Einstieg in den zweiten Tag war ein „Frühstücksgespräch“ mit Gisela Schwack, der Präsidentin des Landgerichts Passau, bei dem sie Einblicke in ihren Werdegang und in ihre vielfältigen Aufgaben am höchsten Passauer Gericht gab.
10.06.2025
Die Universität Passau sei ihr sehr vertraut. Das machte Gisela Schwack gleich zu Beginn des Gesprächs klar. „Ich habe ab 1983 in Passau studiert“, erzählte sie den Nachwuchswissenschaftlerinnen. Die Möglichkeit der fachspezifischen Fremdsprachenausbildung habe sie damals aus Nordrhein-Westfalen nach Niederbayern gezogen. Mit den beiden juristischen Staatsexamina in der Tasche trat sie dann 1992 in die Justiz ein, zunächst als Staatsanwältin mit Stationen in München und Landshut. „In der Justiz fehlten damals noch weibliche Führungskräfte“, erinnerte sie sich.
Nachdem sie Mitte der 90er Jahre ein Jahr in Brüssel bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften tätig war, kam sie zurück nach Niederbayern und arbeitete als Staatsanwältin in Deggendorf. Die Gruppenleitung der dortigen Staatsanwaltschaft war dann ihre erste Position mit Führungsverantwortung. „Das war ein hartes Geschäft“, gab sie zu. Ein Problem sei es ihrer Erfahrung nach, dass sich Frauen eine Führungsrolle häufig nicht zutrauten. Sie habe hingegen nie abgelehnt, wenn sich die Chance ergab, eine Führungsaufgabe zu übernehmen, so Schwack.
Die Teilnehmerinnen des Frauen-Mentoring-Programms stellten zahlreiche interessierte Zwischenfragen, unter anderem, wie man es schaffen könne, Mitglieder eines Teams zu motivieren, die nicht so recht mitziehen wollen. „Ich versuche meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst gut kennenzulernen“, erklärte Schwack. „Wenn ich weiß, wer welche Stärken und Interessen hat, ist es viel leichter, Aufgaben zu finden, die passen.“ Das koste viel Zeit, doch diese sei gut investiert. Auch bei Konflikten sei es zum Beispiel von Vorteil, sein Team gut zu kennen. Dann könne man als Führungskraft viel eher angemessen reagieren.
Welche Eigenschaften man als Führungskraft mitbringen sollte, wollte eine andere Nachwuchswissenschaftlerin wissen. „Entscheidungsfreudig sollten Sie sein, sonst sind Sie an der falschen Stelle“, sagte Schwack. „Offen und neugierig sein, ist ganz wichtig – und die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen.“ Wenn man diese Eigenschaften habe, brauche man keine Angst vor einer Führungsrolle zu haben. „Sollten Sie die Möglichkeit haben, Führung zu übernehmen, kann ich Ihnen nur raten, die Herausforderung anzunehmen, denn es macht Spaß!“
Dr. Benedikt Kuhnen, Koordinator des Frauen-Mentoring-Programms an der Stabsstelle Diversity und Gleichstellung, moderierte das Frühstücksgespräch gemeinsam mit Trainerin Dr. Ursula Drasch. Er freute sich über den offenen Austausch und war dankbar, dass sich die Landgerichtspräsidentin für dieses Frühstücksgespräch zur Verfügung gestellt hatte. „Unser Frauen-Mentoring-Programm an der Uni Passau lebt vom direkten Austausch und der Möglichkeit des Netzwerkens“, so Kuhnen.
Austausch über Berufliche Bildung und Wirtschaftsstandort Passau

30.09.2024
Bereits zum zweiten Mal hat Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, als Mentor am Frauen-Mentoring-Programm der Universität Passau teilgenommen. Zum Abschluss der zwölfmonatigen Tandem-Beziehung traf er sich mit Mentee Katharina Wagner, die als Doktorandin am Lehrstuhl für Accounting und Auditing der Universität Passau tätig ist. Gemeinsam mit Dr. Benedikt Kuhnen, Koordinator des Frauen-Mentoring-Programms, ließen sie das Jahr Revue passieren. „Da ich aus der Region komme, war es für mich sehr wertvoll, die IHK Niederbayern als Institution genauer kennenzulernen und unter anderem Einblicke in den Bereich der Beruflichen Bildung zu erhalten. Ein besonderes Highlight war für mich der Besuch der IHK-Akademie“, so Katharina Wagner.
Das Frauen-Mentoring-Netzwerk an der Universität Passau wächst

Zwölf weitere Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Passau haben das Frauen-Mentoring-Programm mentUP+ erfolgreich durchlaufen. Von Mai 2023 an hatten sie ein Jahr lang erfahrene Führungskräfte aus Wissenschaft, Wirtschaft und Medien als Mentorinnen und Mentoren an ihrer Seite. Zusätzlich nahmen sie an Workshops, Laufbahncoachings und Networking-Veranstaltungen teil, die passgenau auf ihre Interessen und beruflichen Ziele zugeschnitten waren. Zum Abschluss des Mentoring-Jahres tauschten sie sich in einem Workshop über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus.
24.06.2024
Für die Mehrheit der Nachwuchswissenschaftlerinnen war die Teilnahme an einem Mentoring-Programm etwas Neues – so auch für Heike Engert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht der Universität Passau. „Ich konnte mir wenig vorstellen, was mich in einer Mentoring-Beziehung erwarten könnte“, so Engert. Als erfahrene Führungskraft stand ihr Anke Zimmer-Helfrich zur Seite, die als Leiterin Zeitschriften Recht der Neuen Medien und Chefredakteurin des Verlags C.H. BECK in München tätig ist. „Mein Mentoring-Tandem mit Anke Zimmer-Helfrich hat letztlich jegliche Erwartungen, die ich hätte haben können, weit übertroffen. Ich bin sehr dankbar für ihre wunderbare Betreuung und freue mich sehr, auch über das Programm hinaus weiterhin mit ihr in Kontakt bleiben zu können.“, so Engert.
Ähnlich erging es Christina Engl, Studentin im Master Governance and Public Policy: „Die Teilnahme am mentUP+ war für mich eine großartige Erfahrung. Das Programm bietet eine einmalige Chance, die eigenen Potenziale zu erkennen, Ziele zu reflektieren und sich mit interessanten Frauen zu vernetzen.“ Auch Engl empfand vor allem den Austausch im Mentoring-Tandem als sehr bereichernd. Mit Dr. Jennifer Schwarz hatte sie eine Mentorin, die bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Berlin tätig ist. „Durch unseren Austausch erhielt ich wertvolle Einblicke in den Alltag einer Führungskraft, in die Organisation von Auslandseinsätzen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in einem internationalen Arbeitsumfeld.“
Dr. Benedikt Kuhnen, Koordinator des Frauen-Mentoring-Programms an der Stabsstelle Diversity und Gleichstellung, der den Erfahrungsaustausch im Rahmen des Abschlussworkshops moderierte , freute sich über das positive Feedback der Mentees: „Zu hören, dass die Tandem-Beziehungen sowohl für die Mentees als auch für die Mentorinnen einen echten Mehrwert hatten und teilweise über die Dauer des Mentoring-Programms bestehen, freut mich sehr.“
Auch Prof. Dr. Axinja Hachfeld, die im Mai zur Beauftragten für die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Kunst für die Universität bestellt wurde, betonte in diesem Zusammenhang, dass das Frauen-Mentoring-Programm ein wesentlicher Baustein des Gleichstellungskonzeptes der Universität sei. „Vor allem die Möglichkeit der Mentees, über die Fakultäten und Qualifikationsstufen hinweg tragfähige Netzwerke zu bilden, ist von unschätzbarem Wert für ihre weitere berufliche Entwicklung und auch für die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen“, so Hachfeld.
"Führen ohne Angst und Kontrollwahn ist das Wichtigste"

Caritasdirektorin Andrea Anderlik zu Gast im Frauen-Mentoring-Programm der Universität Passau: Im Rahmen eines zweitägigen Workshops zum Thema Führungskompetenz haben sich Teilnehmerinnen des Frauen-Mentoring-Programms mentUP+ der Universität Passau unter Leitung von Franziska Neidhart mit der Frage beschäftigt, wie gute und souveräne Führung gelingen kann. Zum Einstieg in den zweiten Tag fand ein „Frühstücksgespräch“ mit Andrea Anderlik statt, Direktorin im Caritasverband für die Diözese Passau, bei dem sie den Programmteilnehmerinnen Einblicke in ihren Werdegang und in ihren Alltag als Führungskraft gab.
18.03.2024
Sie habe zunächst gar keine Karriere im Sozialbereich angestrebt, erzählte Andrea Anderlik. Nachdem die gebürtige Linzerin die Modeschule absolviert hatte, war sie als Designerin in der Textilbranche tätig. „Erst nach der Geburt meiner beiden Kinder bin ich in den sozialen Bereich gewechselt.“ Während der Elternzeit engagierte sich Anderlik bei der Familienakademie der Kinderfreunde Linz-Land. 2003 wurde sie dort Geschäftsführerin und studierte berufsbegleitend ab 2005 Sozialmanagement.
Dass sie damals Mutterschaft, Führungsposition und Studium vereinbaren konnte, war nur dank der Unterstützung ihres Mannes und ihrer Eltern möglich. „Ohne ein entsprechendes soziales Umfeld, ohne Partner, der sich einbringt, und ohne Großeltern, die regelmäßig auf die Kinder aufpassen, schafft man so eine Doppel- oder Dreifachbelastung nicht.“ Abstriche habe es natürlich gegeben: „Manche haben mich als Rabenmutter gesehen“, so Anderlik. „Es geht aus meiner Sicht aber nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Beziehung zu den Kindern.“
2009 übernahm Anderlik die Leitung eines Seniorenwohnhauses der katholischen Stiftung Liebenau in Oberösterreich. Drei Jahre später wechselte sie zur Caritas in Oberösterreich und wurde Leiterin eines Seniorenwohnhauses. „Ich habe in meinem Leben nur zwei Bewerbungen geschrieben, ansonsten bin ich immer gefragt worden“, erzählt sie. „Daher ist das Netzwerken so wichtig – oft gelingt es im direkten Dialog, in kleinen Gruppen und bei eher überschaubaren Veranstaltungen, so wie hier.“
2014 kam Anderlik dann in die Führungsebene der Caritas in Oberösterreich. Als Geschäftsführerin der „Caritas für Betreuung und Pflege“ nahm sie hier auch die Interessenvertretung konfessioneller Alten- und Pflegeheime gegenüber Politik und Gesellschaft wahr. Seit 2021 ist sie nun Direktorin im Caritasverband für die Diözese Passau und zusammen mit dem Bischöflich Beauftragten verantwortlich für rund 4.000 Mitarbeitende in mehr als 140 Einrichtungen. „Ich muss jeden Tag unzählige Entscheidungen treffen, zum Beispiel bei der Besprechung von Baumaßnahmen.“ Worauf es dabei besonders ankomme, wollte eine der Programmteilnehmerinnen wissen. „Führen ohne Angst und Kontrollwahn ist das Wichtigste“, so Anderlik.
Dr. Benedikt Kuhnen, Koordinator des Frauen-Mentoring-Programms an der Stabsstelle für Diversity und Gleichstellung, der ebenfalls am Frühstücksgespräch teilnahm, freute sich über den interessanten und offenen Austausch: „Ich bin sehr dankbar, dass Frau Anderlik sich die Zeit genommen hat, unseren Mentees Einblicke in ihren Werdegang und in ihre Erfahrungen als Führungskraft zu geben – noch dazu am Wochenende.“