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Interview mit Nicole Blabst

ZKK: Hallo Frau Blabst, in Ihrem Seminar sprechen Sie über den Einstieg in den ersten Job. Was sind aus Ihrer Erfahrung die häufigsten Sorgen oder Unsicherheiten, mit denen Berufseinsteiger:innen zu kämpfen haben?

Nicole Blabst: Typische Fragestellungen bzw. Sorgen, die mir häufig begegnen sind zum einen eine generelle Unsicherheit im Joballtag – wie weiß ich denn, dass meine Leistung gut genug ist? Oder auch: „Wie kann ich Teammitglieder gerade während der ersten Wochen einordnen, sind das potentielle Freunde oder eher Konkurrenz?“ Dann dürfen wir nicht vergessen, dass jedes Unternehmen eine einzigartige Kultur mit sich bringt. Also wie lerne ich diese ungeschriebenen Regeln kennen und wie kann ich mich wie in einem neuen Kulturkreis über die Zeit sicher bewegen? Dies sind nur einige Aspekte, die mir spontan einfallen.

ZKK: Ihr Seminar verspricht, dass man für sich selbst ein Sparringpartner mit „Herz und Verstand“ wird. Was genau steckt hinter diesem Ansatz und warum ist er gerade in der Anfangsphase im Job so hilfreich?

Nicole Blabst: Ich bin davon überzeugt, dass eine mentale Vorbereitung auf eine neue Situation nicht nur bedeutet, sich fachlich bestens auszukennen, sondern eben auch eine gewisse Reflexionsebene aufmachen zu können. Gerade als Berufseinsteiger:innen haben wir vielleicht den aktuellsten Stand, was die Forschung angeht. Wie dann aber tatsächlich in der Praxis gearbeitet wird, ist nochmal eine andere Geschichte. Vielleicht ist mein Gegenüber sehr offen und veränderungswillig. Es kann aber genauso sein, dass sie oder er gerne auf bewährten Herangehensweisen verharren möchte. Wie gehe ich nun mit solchen Situationen um? Solche oder ähnliche Sachverhalte schauen wir uns u. a. in meinem Seminar an. Denn wenn ich später in solch einer Situation landen sollte, kann ich auf die simulierte Erfahrung zurückgreifen bzw. ich erinnere mich an das vorgestellte Framework und kann dieses auf meine aktuelle Problematik anwenden.

ZKK: Ein Fokus Ihres Seminars liegt auf Emotionen: Warum ist es wichtig, sich nicht nur fachlich, sondern auch emotional auf den Jobstart vorzubereiten?

Nicole Blabst: Ich denke meine Antwort oben impliziert bereits die Wichtigkeit einer gewissen emotionalen Bewusstheit. Als Berufseinsteiger:in bin ich wie ein:e Reisende:r, die oder der sich aufmacht eine neue Kultur kennenzulernen. Am Anfang bin ich gegebenenfalls sehr euphorisch und sehe vieles in einem sehr positiven Licht. Mit der Zeit mache ich aber Erfahrungen, die entweder nicht mit meinen Werten übereinstimmen oder die mich wütend machen oder mich verunsichern. Wie gehe ich nun damit um

ZKK: Sie sprechen im Seminar auch über gut gemeinte Ratschläge aus dem Umfeld. Warum können diese manchmal mehr verunsichern als helfen – und wie finde ich meinen eigenen Weg im neuen Job?
Letztendlich sind jede Firma und jedes Erlebnis sehr individuell.


Nicole Blabst: Oftmals kommen die Erfahrungswerte dann ja auch aus einer anderen Generation - nochmal mit gewissen, sehr persönlichen, inneren Antreibern versetzt (wie “Ich muss perfekt sein! Ich muss mich anpassen!” etc.). Wichtiger ist, dass ich mich selbst vorab schon besser verstehe und weiß, was mir wichtig ist und wie ich mit potentiellen Konfliktsituationen umgehen möchte. Also grundsätzlich mehr nach innen als nach außen gerichtet. Damit fahre ich situationsunabhängig besser, als gutgemeinte Ratschläge einfach 1:1 anzunehmen und umzusetzen.

ZKK: Sie arbeiten mit vielen Young Professionals. Gibt es ein Learning oder eine Erfahrung, die Sie besonders oft mitgeben und die Sie auch Studierenden schon vor dem Berufseinstieg ans Herz legen würden?

Nicole Blabst: Nehmt euch die Zeit, euch selbst besser kennenzulernen. Setzt euch mit eueren Werten auseinander und schaut, dass ihr in einem Umfeld arbeitet, wo diese bestmöglich widergespiegelt werden. Je mehr hier eine Kongruenz herrscht, desto motivierter und glücklicher und damit auch insgesamt erfolgreicher werdet ihr über die Zeit sein.

ZKK: Oft hört man, dass die ersten 100 Tage entscheidend sind. Wie realistisch ist dieser Zeitrahmen wirklich und was würden Sie Studierenden raten, die das Gefühl haben, nicht sofort „perfekt“ zu funktionieren?

Nicole Blabst: 100 Tage sind effektiv etwas mehr als 3 Monate, wenn wir jetzt die Wochenenden abziehen dann eher 5 Monate. Selbst die Probezeit in vielen Unternehmen dauert oft 6 Monate. Es ist eine Zeit, wo sich Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber:in überlegen und überprüfen können, ob sie zusammenpassen. Gerade Berufseinsteiger:innen sollten sich vor Augen führen, dass auch sie mindestens diese Zeit in Anspruch nehmen können, um herauszufinden, ob es passt.

ZKK: Warum lohnt es sich gerade für Studierende, schon vor dem Abschluss ein Seminar wie Ihres zu besuchen – auch wenn der Berufseinstieg vielleicht noch ein paar Monate entfernt ist?

Nicole Blabst: Ich bin davon überzeugt, dass es grundsätzlich hilfreich ist sich auf neue Situationen, wie eben der Start in die erste “richtige” Stelle, entsprechend vorzubereiten. Selbst wenn noch ein paar Monate oder gegebenenfalls sogar einige Semester vor den Studierenden liegen, bietet mein Seminar schon einmal eine erste Trockenübung. Auch wenn wir natürlich die ersten 100 Tage in meinem Seminar “nur” simulieren, so findet dadurch trotzdem bereits eine mentale Vorbereitung statt. Selbst im Sport hat sich mentales Training stark etabliert und trägt nachweislich zu einer verbesserten Leistung bei Sportler:innen bei, denn das Gehirn kann nicht zwischen einem vorgestellten oder tatsächlichen Training differenzieren. Außerdem hoffe ich, dass die Teilnehmer:innen ihre Notizen vor oder während dem Berufseinstieg dann auch noch einmal heraussuchen und bei Schwierigkeiten hier hoffentlich etwas Halt finden.

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