Bereits beim DVPW Kongress 2012 fand die Diskussion über das Wirken deutscher Nachkriegspolitologen in der Zeit des Nationalsozialismus ein erhebliches Echo. Auslöser der Debatte war ein Gutachten über die Person Theodor Eschenburg und sein Handeln in den Jahren 1933 bis 1945. Aufgrund dieses Gutachtens ist die DVPW mit der Frage konfrontiert, ob sie ihren Wissenschaftspreis weiter nach diesem Politikwissenschaftler benennen möchte. Dessen Leistungen um das Fach in der frühen Bundesrepublik sind unumstritten, doch zog sich Theodor Eschenburg in der Zeit der Diktatur nicht vollständig in die „Innere Emigration“ zurück, sondern war bereit, mit dem damaligen Regime Kompromisse zu schließen.
„In der teils sehr kontrovers geführten Diskussion wurde zweierlei deutlich: dass diese Veranstaltung nur der Anfang einer Auseinandersetzung sein kann und dass es nicht nur um den Namen eines Wissenschaftspreises geht“, erklärt Prof. Dr. Horst-Alfred Heinrich, Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Passau und Mitveranstalter des Symposiums. Generell seien Gesellschaften nach politischen Umbrüchen und Regimewechseln mit der Herausforderung des Umgangs mit personellen und inhaltlichen Kontinuitäten konfrontiert. Dies gelte allemal für die Wissenschaft. „Unabhängig von den spezifischen und persönlichen Facetten in Fällen wie Eschenburgs stellen sich grundlegende Fragen. Wie wird mit Elitenkontinuität disziplinär und inhaltlich umgegangen? Leidet das Selbstverständnis eines Faches, wenn öffentlich wird, dass sich renommierte Vertreter und Vertreterinnen in der Vergangenheit durch den Nationalsozialismus beziehungsweise durch die DDR haben korrumpieren lassen? Wie verklärend, desinteressiert, selbstkritisch sind die einzelnen Fachdisziplinen mit ihrer Geschichte umgegangen? Oder auch: Was kann die Politikwissenschaft von jenen Fächern lernen, die sich deutlich früher kritisch mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt haben?“
Diese und weitere Aspekte sollen im Rahmen der Tagung aufgegriffen und fortgeführt werden. Das detaillierte Programm finden Sie beigefügt.
Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich willkommen. Wir bitte darum, Gesprächswünsche im Vorfeld beim Referat für Medienarbeit der Universität anzumelden: Tel. 0851/509-1439.kommunikation@uni-passau.de.