Vier Jahre lang hat sich der Bayerische Forschungsverbund „ForDemocracy“ mit der Entwicklung der Demokratie auseinandergesetzt. Neben theoretischen Fragestellungen zu unterschiedlichen Verständnissen von Demokratie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler partizipative demokratische Verfahren untersucht und entwickelt: unter anderem das Format des Demokratiecafés, die Regionalwährung des Chiemgauer und ein Bürgerbuch für ein demokratisches Mediensystem. Und das aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, etwa denen junger Frauen in der Kommunalpolitik, türkeistämmiger Migrantinnen und Migranten, Geflüchteter oder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der freien Marktwirtschaft.
Das Passauer Forschungsprojekt „Visualisierung der Demokratie – ViDe(m)o“ untersuchte zwei Fragestellungen. So ließ sich zeigen, mit welchen Bildern das politische Magazin DER SPIEGEL Leserinnen und Lesern Bedrohungen der Demokratie auf seinen Titelseiten vermittelt und etwa bei der Darstellung Donald Trumps auf visuelle Vorstellungen von Katastrophen zurückgreift. Darüber hinaus wurden im Rahmen einer repräsentativen Befragung für Bayern Bürgerinnen und Bürger gebeten, ihr persönliches Bild von Demokratie zu zeichnen. „In diesen Bildern dokumentiert sich nicht nur die herausragende Bedeutung der Freiheiten, die wir genießen, sondern auch die Bürgerpflichten, die für das Funktionieren der Demokratie notwendig sind“, so Prof. em. Dr. Horst-Alfred Heinrich, Inhaber der Lehrprofessur für Methoden der empirischen Sozialforschung an der Universität Passau.
Im Rahmen der Abschlusskonferenz am 28. Oktober 2022 in Würzburg wurden die Erkenntnisse der elf am Verbund beteiligten Forschungsprojekte präsentiert und diskutiert. Dabei ging es sowohl um die inhaltlichen Ergebnisse zu Theorie und Praxis der Demokratie als auch um Erkenntnisse aus dem inter- und transdisziplinären Forschungsprozess selbst. In der Podiumsdiskussion zum Thema „Transdisziplinäre Forschung zwischen Anspruch und Wirklichkeit” wurde aus unterschiedlichen Perspektiven unter anderem darüber gesprochen, wie transdisziplinäre Forschung Akteurinnen und Akteure in ihrer gegenseitigen Wahrnehmung verändert und wie die Ergebnisse zu bewerten sind. Das Projekt endet am 31.12.2022.
Über „ForDemocracy“
Der Bayerische Forschungsverbund „ForDemocracy” ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus acht bayerischen Hochschulen: Universität Bamberg, HAW Landshut, Hochschule München, LMU München, TU München, Universität Passau, OTH Regensburg und Universität Würzburg. Der Verbund stellt sich Fragen zur Zukunft der Demokratie, die die Mitglieder im Rahmen der elf Teilprojekte und der übergreifenden Zusammenarbeit im Verbund bearbeiten. Das wissenschaftliche Vorhaben und der Verbundprozess sowie die Struktur des Forschungsverbunds sind darauf ausgelegt, die vielfältigen und sich widersprechenden Perspektiven auf die Forschungsfragen zu diskutieren und daraus Erkenntnisse zu schöpfen, sowohl im interdisziplinären Austausch als auch in Kooperation mit der Praxis. Gefördert wird der Verbund vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
Bei Fragen zum Projekt steht Dr. Horst-Alfred Heinrich unter der Telefonnummer 0711-22 68 444 gerne zur Verfügung.