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Nachruf Professor Dr. Robert Esser

Am 19. November 2025 ist plötzlich und unerwartet Professor Dr. Robert Esser aus dem Leben geschieden. Dass er auf dem Rückflug von einer Tagung in Südamerika verstarb, steht sinnbildlich für sein aufopferungsvolles Engagement und seine Hingabe an die Wissenschaft bis zuletzt. Sein viel zu früher Tod hat uns alle erschüttert und erfüllt uns mit großer Trauer.

| Lesedauer: 3 Min.

Professor Dr. Robert Esser, 1970-2025

Robert Esser wurde am 29. August 1970 in Tönisvorst am Niederrhein geboren. Im Oktober 1991 begann er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Trier. An der Mosel absolvierte er nicht nur Studium und Referendariat, sondern entstand auch seine mit Bestnote bewertete Promotion. In seiner mit dem Förderpreis der Universität Trier für Nachwuchswissenschaftler ausgezeichneten Arbeit „Auf dem Weg zu einem europäischen Strafverfahrensrecht“ analysierte er umfassend und akribisch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) und schuf damit eines der ersten Grundlagenwerke zum europäischen Strafverfahrensrecht. In seiner Habilitation, die wie seine Doktorarbeit sein akademischer Lehrer Professor Dr. Hans-Heiner Kühne betreute, wendete er sich am Beispiel der Untreue (§ 266 StGB) den „Grenzen des Strafrechts als Mittel zur Korrektur gesellschaftlicher Fehlentwicklungen“ zu und setzte sich kritisch aus rechtsstaatlicher Perspektive mit einem zentralen Straftatbestand des Wirtschaftsstrafrechts auseinander.

Nach 15 Jahren Trier fand Robert Esser zum Oktober 2006 in Passau seine neue Heimat. Dort hatte er seit Februar 2007 den Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und Internationales Strafrecht und Strafprozessrecht sowie Wirtschaftsstrafrecht inne und war fortan Direktor des Instituts für internationales und ausländisches Recht. Von 2010 bis 2013 war er Studiendekan der Juristischen Fakultät. 2014 lehnte er einen Ruf an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ab. 2020 war er Visiting Professor an der National Taiwan University in Taipeh. In demselben Jahr wurde er mit dem Preis für Verdienste in der Internationalisierung der Universität Passau ausgezeichnet.

Schon früh wurde deutlich, dass gerade die Internationalisierung zeit seines Lebens seine große Leidenschaft war: Einem Auslandsstudium an der Universität Uppsala in Schweden folgten erste berufliche Schritte an der Universität als Studentische Hilfskraft an der Europäischen Rechtsakademie. Während des Rechtsreferendariats belegte er seine Wahlstation am American Prosecutors Research Institute in Alexandria (Virginia, USA). In den letzten Jahren veranstaltete er regelmäßig die Deutsch-Vietnamesische Summer School und internationale Seminare in Slowenien, Estland, Tschechien, Ungarn und Polen. Robert Esser unterhielt darüber hinaus Auslandskontakte unter anderem nach China, Japan, Malaysia, Mexico, Polen, Taiwan und Thailand.

Dass ihm besonders die Menschenrechte am Herz lagen, zeigt bereits eine über 1750-seitige Kommentierung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) und des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR) im angesehenen und von ihm mitherausgegebenen Kommentar Löwe-Rosenberg. Er leitete zudem seit 2010 die Forschungsstelle „Menschenrechte im Strafverfahren – Human Rights in Criminal Proceedings“ (HRCP). Zehn Jahre betreute er Studierendenteams aus Passau beim renommierten Helga Pedersen Moot Court Competition (HPMCC), bei dem Beschwerdeverfahren zu möglichen Menschenrechtsverletzungen vor dem EGMR simuliert werden.

Robert Esser war aber nicht nur ein herausragender Wissenschaftler von großer fachlicher Integrität. Wer ihn auch privat etwas näher kannte, erlebte einen geistreichen wie humorvollen Menschen und einen stets hilfsbereiten und verlässlichen Freund. Er war ein enthusiastischer Fußball-Fan und drückte stets seiner Borussia aus Mönchengladbach die Daumen. Rechtspolitisch setzte er sich vor allem für ein faires, bürgernahes Strafprozessrecht ein.

Seine Fürsorglichkeit erfuhren auch seine Doktorandinnen und Doktoranden, deren Arbeiten er intensiv begleitete und deren wissenschaftlichen Werdegang er selbstlos förderte. Um sein Lehrstuhlteam kümmerte er sich rührend und stets hatte er ein offenes Ohr und einen väterlichen Rat.

Mit Robert Esser verlieren wir einen national wie international geschätzten Wissenschaftler, einen allseits respektierten Kollegen, einen liebevollen Mentor und einen loyalen Freund. Wir werden ihn sehr vermissen und ihn stets in dankbarer Erinnerung behalten.

Kontakt

Referat für Medienarbeit

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Nicola Jacobi, Tanja Daller und Katrina Jordan
Tel.: +49 851 509-1434, -1450, -1439
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