Mitten im Campusalltag – genau dort, wo sich täglich die Wege von Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden kreuzen, ohne Spuren zu hinterlassen, entsteht durch die Ausstellung ein Ort des Übergangs, der zum Innehalten einlädt. Die Plakatausstellung der Geographie-Studierenden versammelt Ergebnisse und Erkenntnisse eines intensiven Auseinandersetzungsprozesses mit dem Erlebten. Sie ist nicht nur Dokumentation, sondern Einladung zum Hinterfragen, Neuverorten und Weiterdenken. Die ausgestellten Plakate wurden von den Teilnehmenden der Exkursion selbst konzipiert und gestaltet. Sie greifen dabei individuelle Themenschwerpunkte auf, die während der Reise entstanden sind – nicht selten aus Momenten der Irritation, des Staunens oder der kritischen Reflexion. Die Ausstellung zeigt: Lernen endet nicht mit der Rückkehr.
So beschäftigt sich ein Plakat mit der Frage, wie es sich anfühlt, als weißer Mensch in einem afrikanischen Land zu fotografieren – und wie sich der eigene Blick dabei verändert. Andere Arbeiten thematisieren patriarchale Machtverhältnisse in urbanen Räumen wie Korogocho, die visuelle Sprache der Kibera Fashion Week oder den Wandel des Fischerdorfs El Molo vom anonymen „Space“ zum gelebten „Place“. Auch wirtschaftsgeographische Themen wie die exportorientierte Rosenzucht und der Anbau von Tee finden ihren Platz. Ein roter Faden: das Spannungsfeld zwischen eigenen Erwartungen und komplexen Realitäten.
Konzipiert und begleitet wurde die Exkursion von Prof. Dr. Andreas Eberth, Inhaber der Professur für Geographie mit Schwerpunkt Bildung für Nachhaltige Entwicklung, seinem Mitarbeiter Jonas Wagener und Charles Ochieng von der kenianischen DISC-Initiative. Die Plakate sind Teil eines Lehrformats, das Reflexion nicht als Randaspekt, sondern als zentrales Element des Lernens versteht. „Gerade in globalen Kontexten geht es nicht nur darum, Informationen zu sammeln, sondern auch die eigene Rolle als Beobachtende, Forschende und Reisende zu hinterfragen und sich reflexiv mit dem eigenen Eingebundensein in Strukturen globaler Ungleichheit auseinanderzusetzen“, betont Eberth.
Auch beim Geo-Sommerfest am 24. Juni am KulturTranspOrt werden die Plakate zu sehen sein – ergänzt durch die Präsentation der Ergebnisse der Feldforschungswoche, die im Anschluss an die dreiwöchige Exkursion auf der Insel Lamu stattfand. Im Mittelpunkt stand der LAPSSET-Korridor, ein groß angelegtes Infrastrukturvorhaben im Norden Kenias. Die Studierenden näherten sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln, sammelten vor Ort Daten und setzten sich kritisch mit dem Entwicklungsverständnis auseinander, das dem Projekt zugrunde liegt.
Für die wissenschaftliche Übung „Geographien der Kolonialität und Entwicklungszusammenarbeit aus postkolonialen Perspektiven (mit Großer Exkursion Kenia 2025)“ zur Vorbereitung des Feldforschungsprojekts wurde Prof. Dr. Andreas Eberth mit dem Fachschaftspreis für gute Lehre ausgezeichnet, der gemeinsam von Fachschaften der Fakultät für Sozial- und Bildungswissenschaften und der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften vergeben wurde.
Die Dokumentation des Reiseverlaufs und der begleitenden Themen ist auf dem Instagram-Kanal @geographiepassau zu finden. Weitere Informationen zur Lehrveranstaltung und zu Projekten sind auf der Website des Fachbereichs Geographie verfügbar: https://www.sobi.uni-passau.de/fachbereich-geographie