Mit ihrem interkulturellen Profil und Themenschwerpunkt Europa intensiviert die Universität Passau die Zusammenarbeit mit ukrainischen Universitäten – und kommt damit der Forderung des DAAD nach, der im Vorfeld der „Ukraine Recovery Conference“ am 11. und 12. Juni 2024 zu einem verstärkten Engagement für die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Ukraine aufgerufen hat. Zur Stabilisierung des ukrainischen Bildungssystems und der Verankerung des Lands in Europa seien Programme zur Hochschulkooperation unerlässlich. Um direkte Hilfe zu leisten, hat der Science Hub for Europe (SHE) mit der Abteilung Internationales und Studierendenservice (insbesondere die beiden Referate International Support Services und Akademisches Auslandsamt) sowie dem Zentrum für Informationstechnologie und Medienmanagement (ZIM) im Juni 2024 erstmalig Multifachtests für den Erstzugang zum Studium ukrainischer Schülerinnen und Schüler an der Universität Passau organisiert. So konnte die Universität Passau die Hochschulzulassungsprüfungen, die synchron in der Ukraine und Testzentren im Ausland durchgeführt wurden, für 106 Prüflinge ermöglichen. Damit ist sie eines von 55 Zentren für NMT weltweit. „Die Unterstützung der ukrainischen Prüfungsserie durch unsere Universität erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit. Es ist keine leichte Aufgabe und sie wurde mit Bravour erfüllt. Dieser Dienst in die Zukunft der Ukraine und ihrer jungen Menschen ist die Anstrengung sehr wert. Dank an alle!“, so Präsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch.
Um die standardisierten Online-Tests mit hohen Ansprüchen und einer komplexen Logistik durchzuführen, wurde ein Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der drei beteiligten Einrichtungen gebildet, das insbesondere auf die große Expertise des International Support Service um Luise Haack zurückreifen konnte. Mehrere Monate lang wurde eng mit dem Team des Donetsk Regional Center for Educational Quality Assessment zusammengearbeitet. Große Unterstützung erhielt das Passauer Team auch von Absolventinnen des Refugee Programms der Universität Passau und von Studierenden, die als Übersetzerinnen und Übersetzer tätig waren. „Unser Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern optimale Bedingungen für die Prüfungen zu bieten“, sagt Florence Ertel, Geschäftsführerin des SHE.
Dr. Hanna Sarmina, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, hat vor ihrer Tätigkeit in Passau viele Jahre als Dozentin in der Ukraine gearbeitet und unzählige junge Menschen in ihrer akademischen und persönlichen Entwicklung unterstützt und begleitet. „Nun habe ich das Privileg, auch aus der Ferne einen wertvollen Beitrag zur Bildung unserer Jugend zu leisten. Die Abschlussprüfungen, die hier organisiert wurden, sind von entscheidender Bedeutung für junge Ukrainer. Sie ebnen den Weg zu einer akademischen Laufbahn und einer hoffnungsvollen Zukunft. Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Qualität und Fairness dieser Prüfungen auch unter den widrigen Umständen, in denen sie sich befinden, gewährleistet bleibt. Die Unterstützung, die wir von der Universität Passau erfahren, ist von unschätzbarem Wert“, sagt sie. So könne den jungen Menschen eine stabile und verlässliche Plattform geboten werden, auf der sie ihre akademischen Fähigkeiten unter Beweis stellen könnten.
Über die NMT
Das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft hatte 2022 die Bundesregierung um Unterstützung bei der Durchführung der Multifachtests gebeten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) haben sich daraufhin an die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gewandt, um die Möglichkeit der Durchführung dieser Tests an den Mitgliedshochschulen zu prüfen. So wurden 2022 und 2023 insgesamt etwa 13000 Tests an bisher sechs Standorten an den Hochschulen der Berliner Universitätsallianz und den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig und Mainz sowie an einem privaten Kulturzentrum in München durchgeführt. Da sich die Zahl der Prüfungen im Jahr 2024 deutlich erhöht hat auf 9300, bestand die Notwendigkeit, die Zahl der sechs Testzentren in Deutschland zu vergrößern. „Mit den Multifachtests möchte die Universität Passau ukrainische Studieninteressierte unterstützen, die Begabungen und Potenziale dieser Menschen zu entfalten, trotz der schwierigen Lage, in der sie sich befinden. Dass unser Haus dabei hilft, ist eine Selbstverständlichkeit“, sagt Prof. Dr. Christina Hansen, Vizepräsidentin für Internationales, Europa und Diversity.