Bohdan Kukharskyy, Doktorand der Universität Passau, forscht ab Januar auf dem Olymp der Volkswirtschaftslehre: der Harvard University. Er bekommt dort die Möglichkeit, ein halbes Jahr am Lehrstuhl von Pol Antràs zu arbeiten, einem der weltweit renommiertesten Außenhandelsökonomen. Seine Bewerbung und seine seit 2009 in Passau erarbeiteten Forschungsergebnisse haben den Harvard-Professor so überzeugt, dass der wissenschaftliche Aufenthalt durch einen Erlass der sonst üblichen Doktorandengebühren gefördert wird. „Ich bin sehr dankbar für die Chance, mit führenden Wissenschaftlern auf meinem Forschungsgebiet in Kontakt zu treten“, sagt Kukharskyy.
Sein Sprungbrett dorthin ist das Bavarian Graduate Program in Economics (BGPE), ein bundesweit einzigartiges Programm im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern mit dem der Freistaat einen landesweiten Verbund für den Forschungsnachwuchs auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre geschaffen hat. Die mit einem Promotionsstipendium geförderten Doktoranden dieses Exzellenzkollegs kommen aus ganz Bayern zu Forschungsworkshops zusammen und präsentieren die Ergebnisse renommierten Wissenschaftlern ihres Fachgebietes. Sie werden bei ihrer Arbeit von gleich zwei Doktorvätern bzw. –Müttern an unterschiedlichen Hochschulen betreut. Mit Bohdan Kukharskyy und Rafael Palacios sind an der Universität Passau am Lehrstuhl für Internationale Ökonomik von Prof. Michael Pflüger gleich zwei Stipendiaten dieses Programms vertreten. „Für einen kleinen Standort wie Passau ist so ein Verbund perfekt. Wir kommen dadurch in den Genuss eines Kolleg-Modells wie man es sonst nur von großen Top-Universitäten im Ausland kennt“, erklärt Bohdan Kukharskyy.
Prof. Pflüger sieht das BGPE vor allem als Instrument, um Passaus Anschluss an internationale Spitzenforschung zu sichern. „Wir können dadurch Top-Leute halten, die wir sonst ans Ausland verlieren würden.“ Rafael Palacios, der gerade neu in das BGPE aufgenommen wurde, bestätigt das: „Ich habe vor allem wegen der Chance auf dieses Programm meinen Master in Passau gemacht. Die Möglichkeit, ein Netzwerk mit den Top-Wissenschaftlern unseres Faches aufzubauen und inhaltlich von den Arbeiten anderer Doktoranden zu profitieren sowie die intensive Betreuung durch zwei Doktorväter sind eine beispiellose Förderung.“
Von diesem Netzwerk profitierte sein Kollege Bohdan Kukharskyy in besonderem Maße. Er kam durch einen der vom BGPE organisierten Doktorandenkurse in Kontakt zu einem Wissenschaftler mit guten Kontakten nach Harvard. Dessen Unterstützung und die starken Bezüge von Kukharskyys Arbeiten zum Forschungsschwerpunkt von Prof. Pol Antràs gaben den Ausschlag. Kukharskyy arbeitet an der Schnittstelle zwischen Außenhandelstheorie und Institutionenökonomik und dabei etwa zu Fragen, wie das Vertragsumfeld und das Vertrauensniveau Wettbewerbsvorteile von Ländern prägen. „Dabei baue ich stark auf Antràs Grundlagenforschung auf. Weil ich mich mit seiner Arbeit intensiv beschäftigt habe, interessiert er mich auch sehr als Mensch“, so Kukharskyy. Nach dem Abschluss seiner Promotion in Passau könnte er sich u. a. vorstellen, das neu gewonnene Wissen für Projekte in seiner ukrainischen Heimat einzusetzen.
Für einen Doktor der Volkswirtschaftslehre wird der Vierundzwanzigjährige noch recht jung sein. „Das Programm erfüllt mit seiner intensiven Förderung einen zentralen Wunsch von Politik und Arbeitsmarkt. Die Absolventen erreichen ihren Doktorgrad bereits nach drei Jahren, normal sind mindestens vier bis viereinhalb Jahre“, erklärt Prof. Michael Pflüger. Möglich wird das durch eine 75 Prozent-Finanzierung der Doktoranden-Stellen durch den Freistaat. Den Rest trägt die Universität – Kukharskyy und Palacios geben dafür ihr Wissen in Lehrveranstaltungen weiter. Auch die Forschungsworkshops und Doktorandenkurse des BGPE sind für alle Doktoranden an bayerischen Hochschulen offen. „Das ist das große Plus dieses Programms. Es fördert Spitzenkräfte, die wir sonst verlieren würden und verbessert gleichzeitig die Lehre in der Breite“, so Prof. Pflüger.