Chronische Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck galten lange als Problem in westlichen Ländern. Doch inzwischen wächst die Zahl der Betroffenen auch in einkommensschwachen Gegenden massiv an: In Südostasien verursachen sie bis zu 75 Prozent der Todesfälle.
Die Krankheiten - auch bekannt als "stille Killer" - sind deshalb so heimtückisch, weil sie den Körper schleichend schädigen. Patientinnen und Patienten spüren sie erst, wenn bereits schwere Gesundheitsdefizite vorliegen. Dabei wären diese Krankheiten bei frühzeitiger Diagnose und mit einer Änderung des Lebensstils unter Umständen leicht zu vermeiden.
Hier setzt das Projekt "SUNI-SEA - Scaling Up NCD Interventions" unter der Leitung von HelpAge International UK an, das die Europäische Union im Rahmen des Horizon-2020-Programms fördert. NCD steht für Non-Communicable Diseases, also nicht übertragbare chronische Krankheiten. Es nimmt vorhandene Präventionsprogramme in Indonesien, Myanmar und Vietnam unter die Lupe und untersucht, wie sich besonders wirkungsvolle Maßnahmen stärken und ausweiten lassen.
"Wir wollen die Last von chronischen Krankheiten in diesen Ländern erheblich senken", sagt Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics an der Universität Passau. Er steuert mit seinem Team Expertise im Bereich Datenanalyse bei: Die Passauer Forscherinnen und Forscher liefern Werkzeuge, mit denen sich die Wirkung und Kosteneffizienz vorhandener Maßnahmen messen lassen. Auf dieser Basis entwerfen sie Vorschläge, um deren Effekte erheblich zu steigern.
90-90-90-Ziel im Bereich Prävention
"Ziel des Projekts ist es, dass 90 Prozent der Bevölkerung die Risikofaktoren kennt, 90 Prozent der Betroffenen richtig diagnostiziert wird und 90 Prozent davon richtig behandelt wird", so Prof. Dr. Grimm. Von diesen Zahlen ist Südostasien derzeit weit entfernt. Die vorhandenen Maßnahmen erreichen bislang nur etwa ein Drittel der Personen mit Risikofaktoren.
Dabei spielen auch geschlechtsspezifische Unterschiede eine Rolle: Frauen haben häufiger mit Übergewicht und ihren Ernährungsgewohnheiten zu kämpfen, bei Männern sind Rauchen und Alkohol häufige Risikofaktoren. Darüber hinaus unterscheiden sich die Geschlechter im Umgang mit den Krankheiten: Während Männer die Symptome eher ignorieren, werden die Beschwerden von Frauen oft ungenügend behandelt.
Universitäten in Europa und Asien beteiligt
Das Hilfswerk HelpAge International UK koordiniert das Projekt. In Europa sind neben der Universität Passau noch die Universität Groningen (Niederlande) und die Universität Trnava (Slowakei) beteiligt. Partner in Asien sind die Universitas Sebelas Maret (Indonesien), die University of Public Health (Myanmar), die Thai Nguyen University for Medicine & Pharmacy sowie das Forschungsinstitut Health Strategy and Policy Institute (beide Vietnam). In Indonesien sind darüber hinaus das Nationale Krankenversicherungssystem und das Gesundheitsministerium assoziierte Partner.
Für dieses Projekt wurden im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 825026 Fördermittel aus dem Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation "Horizont 2020" bereitgestellt.