Logo der Universität Passau

Forschungsprojekt zur Sicherung des kulturellen Erbes

| Lesedauer: 4 Min.

In dem neuen Forschungsprojekt MonArch (Monumentalbauwerke-Archivsystem) entwickeln Informatiker der Universität Passau ein Informationssystem, mit dem die umfangreichen Bau-Archive der beiden Nürnberger Kirchen St. Lorenz und St. Sebald digital erfasst und verfügbar gemacht werden sollen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Passauer Projekt mit 140.000 Euro. 

Für viele Menschen sind imposante Kirchen, Schlösser und Burgen zunächst einmal touristische Attraktionen. Über ihre auch heute noch starke emotionale Anziehungskraft hinaus bilden derartige Monumentalbauten zusammen mit ihren teils sehr alten und umfangreichen Bau-Archiven aber auch einen wichtigen Teil unseres kulturellen Gedächtnisses und Erbes. "Trotz ihrer großen kulturhistorischen Bedeutung ist die Situation der Archive in den meisten Fällen allerdings nicht befriedigend: Die Bestände sind nur in Ausnahmefällen inventarisiert, erschlossen oder digital gesichert, die Archivalien einander inhaltlich nicht zugeordnet", schildert Professor Dr. Burkhard Freitag vom Lehrstuhl für Informationsmanagement der Universität Passau die Ausgangssituation. Freitag ist Leiter des Instituts für Informationssysteme und Softwaretechnik (IFIS) in der Fakultät für Informatik und Mathematik und leitet das Passauer Teilprojekt. Selbst wenn die Archivalien bereits in digitaler Form vorliegen, ist eine Suchanfrage nach Gebäudeinformationen mit räumlichem Bezug, beispielsweise um die gesamte Restaurierungsdokumentation für eine bestimmte Wandfläche zu finden, nur selten möglich. Der manuelle Suchaufwand ist groß, zeitlich nicht kalkulierbar, ein Erfolg ungewiss.
Ziel des neuen Forschungsprojekts MonArch ist es, die Archive der Nürnberger Großkirchen St. Lorenz und St. Sebald auf der Basis eines digitalen Archivierungs- und Dokumentationssystems zu erschließen, zu vernetzen und für die wissenschaftliche Recherche zugänglich zu machen. Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und wird von Prof. Dr. Burkhard Freitag zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Rainer Drewello, Professur für Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege, und Prof. Dr. Christoph Schlieder, Lehrstuhl für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Geowissenschaften von der Universität Bamberg, sowie der verantwortlichen Architektin für die Kirchen St. Sebald und St. Lorenz, Dipl.-Ing. Alexandra Fritsch, durchgeführt. Weitere Beteiligte sind Vertreter der Nürnberger Kirchengemeinden, verschiedener Archive und Bibliotheken und Dombaumeister Michael Hauck M. A., Leiter der Staatlichen Dombauhütte Passau. Das Projekt wird begleitet und unterstützt von der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Hüttenmeister e. V. unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin und Leiterin der Kölner Dombauhütte.

Am Beispiel der Nürnberger Kirchen St. Lorenz und St. Sebald soll in diesem Forschungsprojekt eine Informationsstruktur entwickelt werden, die flexibel genug ist, um als digitales Bau- und Kunstarchiv für viele verschiedene Großbauwerke eingesetzt zu werden, und die es erlaubt, diese Archive miteinander zu vernetzen und inhaltlich zu koppeln. Dazu müssen die Passauer Informatiker mit ihren Projektpartnern sowohl informatische Fragestellungen bearbeiten, als auch die Archive erfassen und erschließen, den räumlichen Bezug der Archivdokumente zu Bauwerksteilen herstellen und eine bauliche und kunsthistorische Strukturierung und Kartierung der Bauwerksteile ermöglichen. Die bauliche Kartierung folgt der hierarchischen Gebäudestruktur auf Wunsch bis hinunter zum einzelnen Stein und wird sowohl in Form digitaler Zeichnungen als auch in baumartiger Gestalt dargestellt. "Das System soll im Endausbau unmittelbar über das Internet zugänglich sein und auch von anderen bau- und kunsthistorischen Internetportalen aus erreichbar sein", so Prof. Dr. Burkhard Freitag. "Die Erweiterbarkeit um neue Bauwerke, die flexible Übernahme bestehender Archivdaten und Medien sowie eine intuitive Bedienoberfläche sind weitere wichtige Anforderungen, die wir erfüllen wollen."

Die Grundlage des digitalen Archivsystems bildet das am Institut für Informationssysteme und Softwaretechnik (IFIS) in Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg und der Passauer Dombauhütte in einem Vorläuferprojekt entwickelte System des "Digitalen Gebäude Archivs" (DGA), das bereits heute nicht nur für den Passauer Dom, sondern auch für andere Monumentalbauwerke in Bayern und Österreich eingesetzt wird. Die notwendigen Weiterentwicklungen des DGA-Systems werden jetzt von der Passauer Projektgruppe übernommen: So muss das System künftig von mehreren Nutzern gleichzeitig genutzt werden können, außerdem müssen verschiedene Archive inhaltlich gekoppelt und vernetzt werden. In der Praxis ist der MonArch-Ansatz längst anerkannt: Von vielen Dombaumeistern, unter anderem auch von der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Hüttenmeister e. V., wird er ausdrücklich unterstützt und empfohlen.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das MonArch-Projekt mit seinen Teilprojekten in Bamberg, Passau und Nürnberg in ihrem Förderprogramm "Kulturelle Überlieferung Erhalt von Kulturgut durch digitale Informationssysteme". Das Passauer Teilprojekt wird für zunächst zwei Jahre mit einer Fördersumme von rund 140.000 Euro unterstützt. Eine anschließende Weiterförderung für weitere drei Jahre ist in Aussicht gestellt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Burkhard Freitag arbeiten im Passauer Projektteam die Diplom-Informatiker Dr. Ulrich Zukowski und Alfons Ruch sowie viele Studentinnen und Studenten der Informatik.

Weitere Informationen zu MonArch:
www.monarch.uni-passau.de.

***********************************************
Hinweis an die Redaktionen:Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an Professor Dr. Burkhard Freitag, Tel. 0851/509-3130, oder an die Pressestelle der Universität Passau, Tel. 0851/509-1430, E-Mail: pressestelle@uni-passau.de. Dieser Pressemitteilung ist eine Datei mit einer Grafik beigefügt, die das Projekt veranschaulichen soll.

Links

Kontakt

Referat für Medienarbeit

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an:

Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
kommunikation@uni-passau.de

Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von Vimeo hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von YouTube hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Video anzeigen