Die Körber-Stiftung vergibt am Montag, 8. Mai, um 11.00 Uhr im Leibnizsaal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften den diesjährigen Deutschen Studienpreis. Im Finale steht der Passauer Betriebswirtschaftsstudent Tobias Keil mit seinem Wettbewerbsbeitrag „Der demographische Wandel als Grenze des Wachstums“. Ob er einen der ersten fünf Preise erhält, wird anlässlich der Preisverleihung am Montag bekannt gegeben. Die übrigen Finalteilnehmer erhalten einen zweiten Preis.
Der Finalist
Tobias Keil (26), ursprünglich aus der Nähe von Kiel stammend, studiert im 8. Semester Betriebswirtschaftslehre an der Universität Passau mit den Studienschwerpunkten Revision und Unternehmensrechnung, Steuerlehre sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik. Neben seiner Ausbildung zum Bankkaufmann hat er weitere praktische Erfahrungen in den Bereichen Industrie, Investment Banking, Private Equity und strategische Unternehmensberatung gesammelt. Der eingereichte Wettbewerbsbeitrag ist eine Seminararbeit, die Tobias Keil bei Professor Dr. Gerhard D. Kleinhenz (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialpolitik) angefertigt hat.
Zum Wettbewerb
Der Deutsche Studienpreis wird seit 1996 von der in Hamburg ansässigen Körber-Stiftung vergeben. Der Wettbewerb für junge Forschung möchte Studierende und junge Wissenschaftler zu eigenständigen, unkonventionellen und interdisziplinären Forschungsarbeiten ermutigen und diesen eine öffentliche Plattform bieten. Seit 2004 erfolgt die Studienpreis-Ausschreibung zu wechselnden Themen von aktueller gesellschaftlicher Bedeutung jährlich, wobei sich jeweils drei Ausschreibungen in Folge auf ein gemeinsames Rahmenthema beziehen. Von 2004 bis 2006 lautet es „Hauptsache Arbeit“. Am Wettbewerb teilnehmen können Studierende und junge Forschende aller Fachrichtungen bis einschließlich 30 Jahre. Pro Ausschreibung werden bis zu 50 Preise im Gesamtwert von 100.000 Euro vergeben. Der Studienpreis 2006 stand unter dem Generalthema „Ausweg Wachstum?“.
Zum Beitrag von Tobias Keil
Der demographische Wandel vollzieht sich als langfristiger Prozess von zwei Seiten: während auf der einen die Geburtenrate auf einem niedrigen Niveau stagniert, steigt auf der anderen Seite die Lebenserwartung im Alter kontinuierlich an. Die Bevölkerung Deutschlands wird sich durch diesen Wandel langfristig strukturell signifikant verändern: während die absolute Bevölkerungsgröße deutlich abnehmen wird, nimmt der relative Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung enorm zu.
Die Diskussion um die Auswirkungen des demographischen Wandels hat sich in der Vergangenheit in Deutschland mehrheitlich auf die sich dadurch verstärkende Problematik der langfristigen Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme – insbesondere der umlagefinanzierten Rentenversicherung – beschränkt. Eine andere Frage stand im Mittelpunkt des Wettbewerbsbeitrags: welche Folgen hat eine alternde und schrumpfende Bevölkerung für das Wirtschaftswachstum?
Nach einer Untersuchung der Determinanten (Geburtenrate, Sterberate und Migration) und Hintergründe der demographischen Entwicklung wurden die jeweiligen Auswirkungen auf die Determinanten des Wachstums analysiert und anschließend eine Auswahl politischer Optionen dargestellt, mit Hilfe derer die Auswirkungen unter Umständen gelindert werden könnten.
In der Schlussbetrachtung wurde letztendlich ein ambivalentes Fazit dahingehend gezogen, dass der demographische Wandel für Deutschland Chance und Herausforderung zugleich ist. Eine Herausforderung, weil sich die Auswirkungen nicht nur auf die weitere Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme beschränken, sondern weitreichende Konsequenzen auch für das Wirtschaftswachstum und damit den langfristigen Wohlstand haben können. Eine Chance, weil dringend benötigte und weitreichende Reformen, insbesondere die sozialen Sicherungssysteme und den Arbeitsmarkt betreffend, unter den geänderten demographischen Rahmenbedingungen unausweichlich sein werden.
Preisverleihung
Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a. D. und Kuratoriumsvorsitzender des Deutschen Studienpreises, wird die Urkunden am Sonntag überreichen. Ausgezeichnet werden insgesamt 41 junge Wissenschaftler für Forschungsarbeiten zum Thema „Ausweg Wachstum?“. Die fünfzehn Besten von ihnen konkurrieren am Wochenende vor dem Festakt um die fünf ersten Preise, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert sind. Die Spitzenpreisträger werden erst bei der Preisverleihung bekannt gegeben. Für den Wettbewerb, der sich an Forschende bis 30 Jahre richtet, stehen Preise im Gesamtwert von 100.000 Euro zur Verfügung.
„Die jungen Wissenschaftler sehen das Konzept Wachstum kritisch, verwerfen es jedoch nicht“, fasst Dr. Lothar Dittmer, Geschäftsführer des Studienpreises, die Ergebnisse zusammen. „Es gelingt ihnen, die allgemeine Fixierung auf Indexzahlen aufzubrechen, alternative Ideen zu formulieren und auch reale Wachstumschancen aufzuzeigen.“ So steht z. B. ein Betriebswirt und Kameramann im Finale des Wettbewerbs, der darlegt, wie die deutsche Filmbranche durch intelligenten Einsatz neuer Technologien wachsen und Hollywood Marktanteile abnehmen könnte. Eine Designerin zeigt eine ökologisch nachhaltige Kollektion, die sich zudem mit extrem geringem Aufwand produzieren lässt. So könnten hiesige Kleidungshersteller gegen die Billigkonkurrenz aus Fernost bestehen. Dass rein ökonomisch definierte Wachstumsbegriffe nur begrenzt tauglich sind, zeigt eine volkswirtschaftliche Studie, die den Zusammenhang von Wohlstand und Lebenszufriedenheit untersucht: Ob jemand einen Arbeitsplatz hat oder nicht, ist für das Lebensglück demnach entscheidender als die Höhe des Einkommens.
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