Aus historischer Sicht gehören Wanderungen zum menschlichen Normalverhalten. Doch sind die Migrationen der unmittelbaren Gegenwart von einer außergewöhnlichen Dramatik gekennzeichnet, die auch in Hinblick auf weitere Wanderungsbewegungen – seien sie weitgehend freiwillig oder erzwungen – eine genauere Untersuchung verdienen. Obwohl grundsätzlich ein globales Phänomen, zeichnen sich doch alle Migrationen durch eine je besondere Problematik aus. Sie ist zu erkennen in den Ursachen von Migration (ökonomische Gründe, Flucht, Vertreibung), in der ortsspezifischen Problematik der Integration, in den Formen von Migration wie Rückwanderung („Remigration“) oder Weiterwanderung („Ketten- oder Pendelmigration“), sowie in einem Zusammenspiel von internationalen Migrationstrends und regionalen Migrationsmustern. Die so genannte „Balkanroute“, die spätestens seit der verstärkten Wanderungsbewegung von 2015 in die Schlagzeilen geraten ist, bildet nur ein Beispiel von vielen; hinzu kommen sehr prägnante Wanderungsbewegungen von Polen und Polinnen nach England, von Ukrainerinnen und Ukrainern nach Portugal, von Menschen aus Nordafrika nach Spanien oder Frankreich, und, nicht zuletzt, von Ukrainerinnen und Ukrainern nach dem offenen Kriegsbeginn Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022. In diesem Kontext lädt die Universität zu den öffentlichen Vorträgen/Programmpunkten ein:
- „Deutsche Außenpolitik und Migration“
Dienstag, 22. Juli 2025, 18:00 Uhr, IT-Zentrum (ITZ) Raum 017 (Innstraße 43)
Referent: Dr. Tobias Spöri, Universität Wien
Deutsche Außenpolitik im Bereich Migration verbindet humanitäre Verantwortung mit sicherheits- und geopolitischen Interessen: stark europäisch eingebettet, setzt auf internationale Zusammenarbeit. Schwerpunkte: Steuerung irregulärer Migration, Aufnahme Geflüchteter, Fachkräftezuzug. Innenpolitische Polarisierung: komplexes Spannungsfeld zwischen Werten, Interessen, öffentlicher Debatte. Der Vortrag behandelt gezielt diese unterschiedlichen Dimensionen.
- „Die Fremden kommen!“ Dokumentation und Filmgespräch
Mittwoch, 23. Juli 2025, 18:00 Uhr, Library-Lounge, Zentralbibliothek (Innstraße 29)
Referent: Dr. Roman Smolorz, Universität Regensburg
Dokumentation über Einwanderung und Integration in Deutschland nach 1945: Es kommen die einen, um zu überleben, die anderen, um etwas besser zu leben. Doch die Mehrheitsgesellschaft unterscheidet hauptsächlich anhand der Gegensätze von „fremd“ und „eigen“!
(Halbtotal Film GmbH & Co.KG: halbtotalfilm.de/die-fremden-kommen/ D 2018 | 30 Min. | Buch/Regie: Andrzej Klamt)
- „A Country on the Move. Die albanische Migrationsgesellschaft“
Donnerstag, 24. Juli 2025, 18:00 Uhr, Nikolakloster (NK) Raum 403
Referent: Prof. Dr. Daniel Göler, Universität Bamberg
Die „Kultur der Migration“ ist ein entscheidender Faktor in allen Bereichen des politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens Albaniens. Der Beitrag thematisiert theoriegeleitet das Zusammenspiel von interner und internationaler Migration, von vor- und rückwärts gerichteten Migrationsbewegungen sowie das Entstehen von räumlich und sozial weit verzweigten Migrationsnetzwerken auf empirischer Basis.
Das DAAD-Sommerseminar wird durch die Initiative Perspektive Osteuropa am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen (Prof. Dr. Thomas Wünsch) organisiert und durch den DAAD im Rahmen des DAAD-Alumni-Programms aus Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert. Weitere Informationen: https://www.uni-passau.de/perspektive-osteuropa