Die Gemeinsame Kommission für die Exzellenzinitiative, bestehend aus der Fachkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Strategiekommission des Wissenschaftsrats, hat nach Prüfung der Antragsskizzen bekannt gegeben, welche Universitäten zur Abgabe eines „Vollantrags“ aufgefordert werden. Die Skizze der Universität Passau war leider nicht darunter. Die Universität Passau will nun aus eigenen Mitteln eine Gradiertenschule zum Thema „Selbstorganisation in maschineller und menschlicher Interaktion“ gründen – auch ohne Förderung im Rahmen der Exzellenzinitiative.
„Das Konzept unserer Graduiertenschule ist absolut überzeugend. Auch das Thema passt hervorragend zu unserer Universität. Daher war für uns von Anfang an klar, dass wir dieses Konzept in jedem Fall weiterverfolgen werden, wenn nun auch in geänderter Form“, so Rektor Professor Dr. Walter Schweitzer in einer ersten Stellungnahme. „Mein Dank gilt insbesondere Professor Christian Lengauer Ph. D., der diesen Antrag und die damit verbundenen Abstimmungen mit einem enormen Engagement vorangetrieben hat.“
Mit den technischen Möglichkeiten der modernen Kommunikationsgesellschaft bestimmt das Prinzip der Selbstorganisation zunehmend menschliches Verhalten, sei es im kulturellen, kommerziellen oder politischen Bereich. Dabei beeinflussen sich Menschen und Maschinen gegenseitig. Diese Wechselbeziehung ist der Hauptgegenstand der Graduiertenschule. Die Graduiertenschule soll interdisziplinär angelegt sein und die Forschungsstärken der Universität Passau nutzen. Projektiert ist eine Reihe von Themengebieten, die zu spezifischen aber auch übergreifenden Erkenntnissen führen sollen.
Auf Professor Lengauer kommt nun weitere Arbeit zu: In Abstimmung mit Kolleginnen und Kollegen sowie Partnern aus anderen Wissenschaftseinrichtungen, aber auch der Privatwirtschaft, wird er die Gründung der Graduiertenschule weiter vorantreiben und das Konzept entsprechend anpassen. „Bei einer Förderung durch die Exzellenzinitiative hätten wir finanziell natürlich bedeutend größere Spielräume gehabt. Quantitativ müssen wir nun einige Abstriche machen, qualitativ wollen wir das auf keinen Fall“, so Professor Lengauer.
Das Thema an sich wird an der Universität Passau schon seit längerer Zeit intensiv bearbeitet, so gibt es bereits seit über einem Jahr in jedem Semester eine Ringvorlesung, in der Experten aus ganz Europa aus verschiedenen Blickwinkeln auf sich selbst organisierende Systeme blicken. Beispiele sind vielfältig: von selbstorganisierenden Fahrzeugverbünden über Selbstregulation in Sprache und Text, bis hin zu Widerstandsbewegungen im Kommunismus und zu Selbstorganisation in der antiken griechischen Stadtstaatenkultur.
Zur Exzellenzinitiative
Bund und Länder haben im Juni 2005 die Vereinbarung zur Exzellenzinitiative beschlossen. Ziel ist, den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu stärken, seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und Spitzen im Universitäts- und Wissenschaftsbereich sichtbarer zu machen. Der DFG werden hierzu von 2006 bis 2012 insgesamt 1,9 Milliarden Euro zusätzliche Mittel für drei Förderlinien (Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, „Exzellenzcluster“ zur Förderung der Spitzenforschung sowie „Zukunftskonzepte“ zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung – die sogenannten „Eliteuniversitäten“) zur Verfügung gestellt.
Gefördert werden sollen etwa 40 Graduiertenschulen mit jeweils durchschnittlich 1 Million Euro pro Jahr und etwa 30 Exzellenzcluster mit jeweils durchschnittlich 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Förderung in der dritten Förderlinie (Zukunftskonzepte) setzt die Einrichtung von mindestens einem Exzellenzcluster und mindestens einer Graduiertenschule voraus.
Das Verfahren wird in zwei Ausschreibungsrunden durchgeführt, wobei die Bewilligungen für die erste Runde im Jahr 2006 stattgefunden haben und derzeit die zweite Runde läuft. Der Förderzeitraum beträgt jeweils fünf Jahre. Die Antragstellung erfolgt in zwei Stufen (Antragsskizzen und Vollanträge). Die Antragsskizzen werden im Rahmen international besetzter Gutachterpanels beurteilt.
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