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Passauer Lehrbuch „Internationale Politik verstehen“ wird ins Arabische übersetzt

Die Bayerische Staatskanzlei hat Fördermittel zur Übersetzung des Lehrbuches „Internationale Politik verstehen" von Prof. Dr. Bernhard Stahl zugesagt. Das Passauer Lehrbuch wird ins Arabische übersetzt und richtet sich an Interessierte im arabischen Raum allgemein und in Tunesien im Besonderen. Als eBook wird es über deutsche Institutionen wie Botschaften, Hochschulen und politische Stiftungen kostenlos zum Download bereitgestellt.

| Lesedauer: 4 Min.

Warum gibt es Krieg? Warum leben wir in Frieden? Warum ist die Welt ungerecht? Wird die Welt besser? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich Bernhard Stahl, Inhaber der Lehrprofessur für Internationale Politik, in seinem jüngsten Lehrbuch „Internationale Politik verstehen", das nun auch für Studierende sowie für interessierte Praktikerinnen und Praktiker im arabischen Raum und in Tunesien fruchtbar gemacht werden soll. Neben den ewigen Menschheitsthemen Krieg, Frieden und Gerechtigkeit setzt sich das Lehrbuch vor allem mit problemorientierten Fragestellungen auseinander, die sich an historischen und aktuellen Entwicklungen der Internationalen Politik orientieren, etwa: Wie können Menschenrechtsnormen Wirkung entfalten? Wie wird der Welthandel politisch gestaltet? Wie lässt sich die Klimaerwärmung stoppen? Und was kann Diplomatie für den Frieden leisten?

In seinem Lehrbuch vertritt Bernhard Stahl einen innovativ-pragmatischen Ansatz. Anders als traditionelle Werke der Internationalen Politik, die in der Regel deduktiv mit der Vorstellung von Theorien beginnen, zeichnet sich dieses Buch durch einen induktiven Denkstil aus. Dabei erfolgt die Annäherung an die Beantwortung komplexer Wie- und Warum-Fragen von unten nach oben: „Ausgehend von spezifischen Problemlagen wie dem Syrien-Konflikt wird zunächst der historische und politische Kontext näher beleuchtet, erklärt der Passauer Politikprofessor. „In einem zweiten Schritt werden darauf aufbauend Erklärungsvorschläge in Form von Theorien der Internationalen Beziehungen geleistet."

Mit Blick auf die Hochschullandschaften der arabischen Welt und Tunesiens wird deutlich, welchen Stellenwert dieses Lehrbuch für die Praxis im akademischen Alltag einnehmen könnte. Die meisten Staaten dieser Region sind autoritär organisiert und an einer systematischen Lehre und Erforschung politischer Inhalte, Prozesse und Strukturen im Rahmen einer Disziplin wie der Politikwissenschaft kaum interessiert. „Somit finden wir in der Hochschul- und Bildungspolitik eine Tradition vor, die im Sinne wirtschaftlicher Stabilisierung primär auf naturwissenschaftliche und technische Disziplinen wie die Ingenieurswissenschaft setzt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele dieser Staaten nicht über die Mittel verfügen, um eigene Übersetzungen in Auftrag zu geben", so Bernhard Stahl über den Status quo des arabischen und tunesischen Hochschulwesens.

Der Mangel an kompetenter Fachliteratur führe außerdem zu einer verstärkten Rezeption von Verschwörungstheorien, wie sie im Internet, den sozialen Netzwerken und auf der Straße kursierten, so Stahl weiter. Mit ihren einfachen Weltbildern seien Verschwörungstheorien ein beliebtes Mittel, um internationale Konflikte und ihre komplexen politischen Zusammenhänge in ein leicht verstehbares Schwarz-Weiß-Schema zu übertragen. Dass der Erklärungsgehalt solcher Theorien letztlich gegen Null geht, weil sich die aufgestellten Thesen nicht überprüfen lassen, werde von ihren Vertreterinnen und Vertretern der Einfachheit halber ausgeblendet. „Das hat meinen Ehrgeiz als Wissenschaftler und Lehrer noch mehr angestachelt", zeigt sich Stahl überzeugt. Ein möglicher Lösungsansatz, um der Konjunktur der Verschwörungstheorien entgegenzuwirken, liege im offenen Dialog mit den Studierenden: „Das hier am Lehrstuhl beheimatete Projekt ‚Tunesien im Wandel‘ und die intensive Arbeit mit den tunesischen Studierenden hat mich noch einmal darin bekräftigt, wie wichtig es ist, die Studierenden in der Entwicklung einer Diskussionskultur zu fördern und sie im Umgang mit den Theorien und Methoden der Internationalen Politik zu stärken."

Über das Projekt „Tunesien im Wandel"

Der Lehrstuhl für Internationale Politik der Universität Passau ist für die Koordination des international und interdisziplinär angelegten Forschungsprojekts „Tunesien im Wandel" zuständig. Ziel des Projektes ist es, eine deutsch-tunesische Forschergruppe aufzustellen, die den Wandel in der arabischen Welt sowie die deutsche und europäische Außenpolitik in der Region des Mittleren Ostens und Nordafrikas untersucht. So soll in diesem Jahr das Buch „The new Tunisia in international relations" bei Routledge erscheinen. Für das Projekt wurden durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Fördermittel des Auswärtigen Amtes bereitgestellt. Weitere Partner sind die Fakultät für Rechts-und Politikwissenschaft der Universität Tunis el-Manar (FDSPT), die Fakultät für Rechts-, Politik-, und Sozialwissenschaften der Universität Karthago (FSJPST), das Institut für Arbeit und Sozialwissenschaften der Universität Karthago (INTES), die Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität La Manouba (FLAH), das Institut für Presse und Informationswissenschaften der Universität La Manouba (IPSI), die Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Sousse sowie das Institut für den Nahen und Mittleren Osten der Ludwigs-Maximilians-Universität München und die Professur für Journalistik der Universität Passau.

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