Logo der Universität Passau

Studentenproteste: Universität Passau nimmt Stellung zu den Forderungen der Studierenden

| Lesedauer: 4 Min.

Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages am 17. November demonstrieren auch Studierende der Universität Passau. Gegenüber der Universitätsleitung haben sie acht Forderungen erhoben, zu denen die Universität wie folgt Stellung nimmt:


1. Forderung "Berufsqualifizierung des Bachelors verbessern – Regelstudienzeit anpassen"
Stellungnahme der Universität: Die Universität steht einer Verlängerung der Regelstudienzeit bei Bachelorstudiengängen über sechs Semester hinaus grundsätzlich offen gegenüber, initiiert werden muss dies jedoch von den jeweiligen Studiengangsverantwortlichen bzw. den Fakultäten. Zum Sommersemester 2010 ist die Einführung eines achtsemestrigen Bachelorstudiengangs European Studies Major, bei dem zwei Auslandssemester integriert sind, geplant, der im Wintersemester die Gremien durchlaufen wird.
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass bei konsekutiven Masterstudiengängen dann zusammen mit dem Bachelorstudiengang insgesamt trotzdem nur zehn Semester zur Verfügung stehen.


2. Forderung "Studiengebühren sozialer ausgestalten – finanzielle Belastungen berücksichtigen"
Stellungnahme der Universität: Die Erhebung der Studienbeiträge als auch die Möglichkeiten der Befreiung sind im Bayerischen Hochschulgesetz geregelt. Das Hochschulgesetz kennt verschiedene soziale Befreiungstatbestände (z. B. Studierende, die selbst ein Kind erziehen etc.), eine Befreiung rein aufgrund der finanziellen Situation der Studierenden ist nicht vorgesehen. Der Universität sind hier die Hände gebunden, denn die Universitäten können lediglich "aufgrund besonderer Leistungen" Befreiungen vornehmen. Dazu zählen in Passau auch Studierende, die Stipendien von bestimmten Stiftungen erhalten: Stiftungen wählen nicht nur nach Leistungen aus, sondern prüfen auch, ob der einzelne Studierende sozial, gesellschaftlich oder politisch engagiert ist. Die Universität ist daher der falsche Ansprechpartner.

Die Universität Passau anerkennt den Einsatz der Studierenden für ihre Kommilitonen, die BAföG-Empfänger sind, weist aber darauf hin, dass die Förderung von Kindern aus sozial schwachen bzw. aus Nichtakademiker-Familien deutlich früher einsetzen muss (bereits beim Übertritt ans Gymnasien bestehen eklatante Unterschiede zwischen der Anzahl an Kindern aus Akademiker- und Nichtakademikerfamilien).

3. Forderung "Studentische Mitbestimmung ausbauen – Universitäre Demokratie stärken"
Stellungnahme der Universität: An der Universität Passau wurde zum Wintersemester die Regelung eingeführt, dass neben dem stimmberechtigten studentischen Vertreter auch dessen Vertreter (allerdings nur mit beratender Stimme) an den Sitzungen des Senats und des Universitätsrats teilnehmen kann. Damit wird der hohen Belastung der Studierenden durch die zusätzliche Gremienarbeit Rechnung getragen. Aus verfassungsrechtlichen Gründen muss im Senat die Gruppe der Professoren die Mehrheit haben (derzeit: fünf Professoren, jeweils ein Vertreter des wissenschaftlichen Personals, des nichtwissenschaftlichen Personals und der Studierenden sowie die Frauenbeauftragte). Eine Erhöhung der Anzahl der Studierenden ginge nur, wenn eine andere Gruppe (wissenschaftliche Mitarbeiter, nichtwissenschaftliches Personal oder die Frauenbeauftragte) aus dem Senat ausscheiden würde oder die Zahl der Professoren erhöht würde. Letzterer Variante steht die Universitätsleitung offen gegenüber.


4. Forderung "Mobilität erleichtern"
Stellungnahme der Universität: Die Universitätsleitung appelliert an die Prüfungsausschüsse, auf die Gleichwertigkeit der Studien- und Prüfungsleistungen zu achten, nicht auf die Gleichartigkeit. Bei Nichtanerkennung müssen die Gründe für die Verweigerung schon jetzt schriftlich dargelegt werden. Die Universitätsleitung wird ihr Aufsichtsrecht dahingehend künftig verstärkt wahrnehmen.


5. Forderung "Arbeitsbelastung der angebotenen Veranstaltungen realistischer einschätzen – ECTS-Punkte-Vergabe entsprechend anpassen"
Stellungnahme der Universität: Seit der Einführung des gestuften Studiengangssystems wurden die Maßnahmen der Qualitätssicherung deutlich verstärkt. So beteiligt sich die Universität regelmäßig beispielsweise am Bayerischen Absolventenpanel und am Studienqualitätsmonitor. Entscheidendes Qualitätssicherungsinstrument ist allerdings die Akkreditierung. Erfolgt ist diese bereits für die Bachelorstudiengänge Informatik, Internet Computing, European Studies und den Masterstudiengang European Studies.
Nahezu alle anderen Bachelor- und Masterstudiengänge werden 2009 und 2010 akkreditiert. Bei der Akkreditierung wird – unter Beteiligung der Studierenden – insbesondere auch die Studierbarkeit geprüft. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass die Ergebnisse studiengangsspezifisch sehr unterschiedlich ausfallen werden.

Qualitätsmanagement an der Universität Passau: <link qualitaetsmanagement.html>www.uni-passau.de/qualitaetsmanagement.html


6. Forderung "Selbststudium fördern – Anwesenheitspflichten abschaffen"
Stellungnahme der Universität: Das Bayerische Hochschulgesetz sieht grundsätzlich Studierfreiheit vor. Deshalb ist die Anwesenheitspflicht  nur in bestimmten begründeten Ausnahmefällen zulässig (insbesondere wenn der Studiererfolg nur durch die Teilnahme an Lehrveranstaltungen gewährleistet ist). Die Studiendekane müssen darauf achten, dass diese Regelung auch eingehalten wird, eine generelle Anwesenheitspflicht widerspricht dem Prinzip der akademischen Freiheit und ist nicht universitätsadäquat.


7. Forderung "Soziale Hilfen für Studierende ermöglichen – Studentenwerke endlich besser stellen – staatliche Zuschüsse erhöhen"
Stellungnahme der Universität: Präsident und Kanzler unterstützen diese Forderung nachdrücklich.


8. Forderung "Prüfungsdruck senken – praktikable Lösungen erarbeiten"
Stellungnahme der Universität: Ein wesentlicher Kritikpunkt gegenüber den bisherigen Diplom- und Magisterstudiengängen war die hohe Prüfungsbelastung, die sich praktisch ausschließlich auf das Studienende konzentriert hat. Viele hatten das Studium selbst zu locker genommen und waren dann den Anforderungen der Prüfungen am Ende nicht gewachsen. Studienbegleitende Prüfungen wie im gestuften Studiensystem sollten die Prüfungslast besser auf die gesamte Studienzeit verteilen und dadurch auch frühzeitig Rückmeldung über den Studienerfolg oder -misserfolg geben. Professor Dr. Walter Schweitzer hat in seiner Rede beim Dies academicus am vergangenen Freitag allerdings bereits deutlich gemacht, dass er die teilweise sehr große Zahl an kleinteiligen Prüfungen – auch an der Universität Passau – zum Ende eines jeden Semesters äußerst kritisch sieht und hat die Fakultäten und die Studiengangsverantwortlichen zu Änderungen aufgefordert.

*********************************************************************
Hinweis an die Redaktionen: Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an die Pressestelle der Universität Passau, Tel. 0851/509-1430.

Kontakt

Referat für Medienarbeit

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an:

Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
kommunikation@uni-passau.de

Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von Vimeo hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Ich bin damit einverstanden, dass beim Abspielen des Videos eine Verbindung zum Server von YouTube hergestellt wird und dabei personenbezogenen Daten (z.B. Ihre IP-Adresse) übermittelt werden.
Video anzeigen