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Universität Passau erstellt den elften Corruption Perceptions Index (CPI)

Ein Weckruf an die schlimmen Jungs:

Universität Passau erstellt den elften Corruption Perceptions Index (CPI) im Auftrag von Transparency International (TI).

| Lesedauer: 4 Min.

Der neue weltweite Korruptionsindex (CPI) ist heute erschienen – und die bisherige Erfahrung lässt erwarten, dass er eine Welle von internationalen Anti-Korruptions-Untersuchungen auslösen wird.  Erstellt wird der Index von Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff (Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Passau) im Auftrag von Transparency International (TI).

In den letzten 10 Jahren hat der CPI über 90 hochkarätige Untersuchungen initiiert. Das eindeutige Ergebnis dieser Untersuchungen: Korruption ist ein gesellschaftliches Desaster. Gerade die Personen, welche am meisten unsere Hilfe verdienen, sind die Leidtragenden: die Ehrlichen, die Armen und die Schwachen. Die Ehrlichen werden betrogen, weil sie nicht an den schmutzigen Geschäften teilhaben; die Armen leiden, denn sie können die teuren Bestechungsgelder nicht bezahlen; die Schwachen bleiben auf der Strecke, denn sie können sich den erpresserischen Forderungen ihrer Umwelt nicht entziehen.

Der CPI ist zu einem wichtigen Instrument der Korruptionsbekämpfung geworden. Er hat den Kampf gegen Korruption auf die politische Tagesordnung gesetzt. Er hat oft den entscheidenden Funken für legislative Reformen beigetragen. Und er hat geholfen, gängige Vorurteile gegenüber Korruption abzubauen, wonach diese zunächst ein Problem „der anderen“ sei: Für private Firmen sind es die Politiker, welche die Korruption verursachen; die Politiker verweisen gerne auf skrupellose Geschäftsleute als Ausgangspunkt der Korruption; für die reichen Länder liegt die Schuld bei den korrupten Machthabern armer Länder; die armen Länder verweisen demgegenüber auf die bestechungswilligen multinationalen Konzerne. Der Korruptionsindex bewertet Länder mit der einfachen Logik einer „Bundesliga“ und verändert dadurch unsere Wahrnehmung. Was auch immer ein Betrachter über andere Länder im Index denkt, sein Heimatland findet sich wieder in einer Sequenz von Ländern – entgegen dem herrschenden xenophobischen Vorurteil.

Auch für internationale Investoren ist Korruption schädlich. Sie fürchten Willkür und Enteignung. Länder mit einer guten Bewertung im CPI werden hingegen als sichere Häfen von Investitionen bevorzugt. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass eine Verbesserung eines Landes im CPI um einen Punkt (von 10 möglichen Punkten) die Direktinvestitionen um 15 Prozent ansteigen lässt.

Dies sind die schlechten Nachrichten: Die folgenden Ländern haben sich im Korruptionsindex seit 1995 verschlechtert (gelistet mit absteigender Signifikanz): Polen, Argentinien, Philippinen, Simbabwe, Kanada, Indonesien, Irland, Malaysia, Israel, Slowenien, Tschechien, Vereinigtes Königreich und Venezuela.

Einige reichere Länder befinden sich in dieser Liste. Wohlstand ist keine Garantie gegen Korruption. Dies zeigt sich auch im schlechten Abschneiden der Öl exportierenden Länder. So ist dieses Jahr Äquatorialguinea zum ersten Mal im CPI. Der jüngste Boom der dortigen Ölindustrie steht im Kontrast zu Position 152 im Index, eine der niedrigsten Bewertungen dieses Jahr. Dies unterstreicht, dass Einkommen aus natürlichen Ressourcen Gelegenheiten für Korruption schafft, anstatt die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu fördern.

Aber es gibt auch Hoffnung. „Korruption ist nicht ein Schlag des Schicksals“, argumentiert Johann Graf Lambsdorff, der Vater des CPI, “sie floriert dort, wo Wirtschaft, Gesellschaft und Politik die hierdurch verursachten Schäden verleugnen”.

Dies sind die guten Nachrichten: Länder können ihre Position im CPI verbessern. Die Regierung Südkoreas hatte ein Ziel angekündigt: zu den besten 10 Ländern des CPI gehören zu wollen. Südkorea hat seine Rangposition von 47 im Jahre 2004 auf Position 40 dieses Jahr verbessert. Dies ist eine der ausgeprägtesten Verbesserungen im CPI – und Beleg dafür, dass die richtige Form des Wettbewerbs durch den CPI in Gang gesetzt wurde.

Es gibt weitere Hoffnungszeichen. Untersuchungen an der Universität Passau belegen signifikante Verbesserungen in einigen Ländern zwischen 1995 und 2005. Solche Fortschritte sind belegt (gelistet mit absteigender Signifikanz) für Estland, Italien, Spanien, Kolumbien, Finnland, Bulgarien, Hongkong, Australien, Taiwan, Island, Österreich, Mexiko, Neuseeland und Deutschland.

Dieses sind die Länder, in denen nach Vorbildern und Inspiration für Reformprozesse gesucht werden muss. Aufgrund der gewachsenen internationalen Aufmerksamkeit und Unterstützung von Reformen sind nun die Aussichten einer nachhaltigen Verringerung der Korruption größer als je zuvor. Einige arme Länder im CPI sind bereits ein Indikator dafür, dass Armut nicht länger eine Gesellschaft in einer Abwärtsspirale gefangen hält. Länder wie Chile, Barbados, Uruguay, Jordanien und Botsuana schneiden relativ gut ab im diesjährigen Index. Dies impliziert Aussichten einer positiven ökonomischen und sozialen Entwicklung.

In einer jüngeren Untersuchung zeigen zwei Autoren, Lee und Ng, dass Firmen in Ländern mit einer schlechten Bewertung im CPI von Investoren mit Abschlägen gehandelt werden. Wenn ein Land sich im CPI um einen Punkt verbessert, wird sich der Wert der dort gehandelten Aktien um etwa 10 Prozent verbessern. Dies zeigt, dass der Kampf gegen Korruption nicht nur die Moral verbessert – er wird zu einem Bestandteil einer langfristig guten Geschäftspolitik.

Details des Transparency International’s Corruption Perceptions Index 2005 sind erhältlich unter:

https://www.transparency.org/research/cpi/cpi_2005/0  und

www.ICGG.org.

Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Passau. Er ist der Initiator des Corruption Perceptions Index, dessen Erstellung er seit 1995 organisiert und durchführt. Er veröffentlicht im Bereich der Institutionenökonomik, politischen Ökonomie, monetären Ökonomik und Korruption.

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Hinweis an die Redaktionen:

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an Professor Dr. Johann Graf Lambsdorff, Tel. 0851/509-2550, oder an die Pressestelle der Universität Passau, Tel. 0851/509-1430, E-Mail: pressestelle@uni-passau.de.

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