Für das indigene Volk der Kukama ist der Fluss Marañón überlebenswichtig: Er spendet Trinkwasser und Nahrung und wird von den Kukama als lebendiges Wesen betrachtet. Doch dieses Wesen ist bedroht, insbesondere durch wiederholte Erdölunfälle, die zu einer deutlichen Reduktion des Fischbestands und erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen in der Kukama-Gemeinschaft geführt haben.
In Zusammenarbeit mit dem Forum Solidaridad Perú erstritten die Kukama-Frauen vor dem Provinzgericht in Nauta die juristische Anerkennung des Río Marañón als Rechtssubjekt. Für Celia Fasabi Pizango stellt dieses Urteil einen wichtigen Schritt zum Schutz des Flusses und des umliegenden Regenwaldes vor weiterer Zerstörung dar: „Davon wird jeder profitieren – nicht nur wir als Kukama Frauen, sondern unser gesamtes Volk und die ganze Menschheit.“
Im Rahmen der Jahrestagung des Passau Young Researchers Excellence Centre (PYREC) zum Thema „(Re)shaping values in Science and Society“ nahm die Peruanerin außerdem an einer Podiumsdiskussion teil, gemeinsam mit der Philosophin Dr. Claudia Paganini von der Universität Innsbruck und dem Passauer Ökonomen Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff. In dem Gespräch unter der Moderation von Jurist Prof. Dr. Jörg Fedtke, Inhaber des Lehrstuhls für Common Law an der Universität Passau, wurde nicht nur über dieses Urteil und über die Rechte der Natur und Naturrechte gesprochen, Celia Fasabi Pizango gewährte den Zuschauern auch einen lebendigen Einblick in die mythische Weltanschauung der Kukama und ihre tiefe Beziehung zum Fluss.
Organisiert wurde der Besuch von PYREC-Fellow und Doktorand am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft Jan Doria in Zusammenarbeit mit der Informationsstelle Perú e.V. (Freiburg), dem Foro Solidaridad Perú (Lima) sowie der indigenen Organisation Huaynakana Kamatahuara Kana (Perú). Doria forscht zu der Frage, welche Rolle die Idee eines Rechtssubjektstatus für die Natur bei der Integration des Werts der Nachhaltigkeit in eine Ethik des Digitalen spielen kann.