Soentgen, der Chemiker und Philosoph ist hat sich schon immer mit ökologisch relevanten Themen wie Staub oder der Angst der Wildtiere auseinandergesetzt und diesen unscheinbaren Phänomenen eine Stimme verliehen. Das Feuer wiederum ist das Element der fossilen Energie, das die Kultur und Industrie der Gattung Mensch seit der Antike vorangetrieben hat und dessen Nutzung im Zusammenspiel mit Kohle und Öl für viele ökologische Problem der Gegenwart mitverantwortlich zu sein scheint. Unter dem Titel Abschied vom Feuer? ist die Analyse und Bewertung der Beziehung zwischen Mensch und Feuer Thema des Passauer Vortrags von Soentgen - leben wir alle in einer "Pyromoderne", und wenn ja, gibt es einen ökologisch notwendigen Ausweg aus ihr?
Als mehrfach ausgezeichneter Meister des theoretisch gehaltvollen, aber auch subtile Beobachtungen umfassenden stilistisch herausragenden Essays geht Soentgen im Vortrag von der These aus, dass das zentrale übergreifende Ziel der EU und etlicher Industriestaaten seit einigen Jahren die dekarbonisierte Gesellschaft ist, die in wenigen Jahrzehnten zero emissions erreicht. Dieses politische Ziel bedeutet im Kern einen Abschied vom Feuer und die Auflösung eines Bundes, der seit beinahe einer Million Jahren besteht. Er beschäftigt sich auf dem Hintergrund der modernen Feuerforschung aus philosophischer Perspektive mit der Vergangenheit und Zukunft der Feuernutzung - ein faszinierendes Sujet, das sehr grundsätzliche Fragen des Anthropozäns aufwirft.