Never again! Gegen autoritäre und faschistische Tendenzen
Nie wieder ist jetzt! Dieser Satz hat seit dem Terror des 7. Oktober 2023 an schrecklicher Dringlichkeit hinzugewonnen. Angesichts des extremen Anstiegs antisemitischer Übergriffe müssen Jüdinnen und Juden in Deutschland und weltweit mehr als sonst eh schon um ihre Sicherheit fürchten. Auch an Hochschulen und Universitäten scheint Antisemitismus wieder salonfähig zu sein.
Anlässlich der never again!-Kampagne gegen autoritäre und faschistische Tendenzen des freien zusammenschlusses von student*innenschaften (fzs), organisiert der AStA/Sprecher:innen-Rat der Universität Passau eine Veranstaltungsreihe. Mit den Veranstaltungen wollen wir einen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Gedenkens an die menschenverachtenden Verbrechen an Jüdinnen und Juden der NS-Zeit leisten.
Unsere Aufgabe ist uns bewusst: Gegen jeden Antisemitismus an Hochschulen und in der Gesellschaft kämpfen, und das nicht nur jetzt, sondern immer.
Programm
Die bundesweite Kampagne „Never Again“ des freien Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs) setzt sich kritisch mit der historischen Mitschuld der Studierenden(vertretungen) an der Shoah auseinander. Für die Einlösung der Forderung, „daß Auschwitz nicht noch einmal sei“ (Adorno) ist dafür die Herausbildung einer kritischen politischen Studierendenschaft notwendig, weswegen die Kampagne politische Bildung und stutentischen Protest gegen alle gegenaufklärerischen und menschenfeindlichen Ideologien zusammendenkt. Der Vortrag steigt mit einer Bestandsaufnahme zu einzelnen Hochschulstandorten hinsichtlich rechtsextremer, antisemitischer und antifeministischer Umtriebe ein. Dabei werden zudem die verschiedenen ideologischen Begründungen von Antisemitismus an Hochschulen in den Blick genommen. Anschließend wird eine Perspektive auf eine bundesweite Strategie zur Bekämpfung dieser Umtriebe an Hochschulen eröffnet. Dabei kann auch gerne die Sinnhaftigkeit bestimmter Bündnisse, Mittel, Methoden etc. gemeinsam kritisch diskutiert werden.
Die Vortragende Debora Eller ist Referentin für Antifaschismus, Antirassismus und Emanzipation beim fzs und studiert selbst Soziologie. Außerdem ist sie stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für kritische Bildung e. V.
Bei einem Podiumsgespräch gehen die Wissenschaftler*innen Prof. Karin Stögner (Soziologie) und Prof. Lars Rensmann (Politikwissenschaft) Fragen über Antisemitismus nach: Was ist Antisemitismus, wie unterscheidet er sich vom Antizionismus und ist jede „Israelkritik“ antisemitisch?
Ein Fokus stellt die Frage, ob Hochschulen auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel hätten reagieren sollen und wie die Konfrontation von Antisemitismus im Hochschulalltag aussehen kann.
Das Podium wird moderiert von Gesche Gerdes (Soziologie).
Der Workshop gewährt Einblicke in die Arbeit der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern). Dabei werden grundlegende Begriffe geklärt und aktuelle Zahlen zum Antisemitismus in Bayern vorgestellt, wobei ein besonderes Augenmerk auf der Unterscheidung zwischen generellem Antisemitismus und Formen im Israel-Kontext liegen wird. Gründe für die gegenwärtige Entwicklung von Antisemitismus werden ebenso beleuchtet wie die Unterschiede zu Antirassismus und mögliche Verschränkungen. Des Weiteren werden in Gruppenarbeiten konkrete Vorfälle auf antisemitische Elemente hin analysiert. Der Workshop schließt mit einer Diskussion, in der Teilnehmer*innen ihre Erkenntnisse teilen, noch offene Fragen stellen und gemeinsam Handlungsansätze entwickeln können. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die verschiedenen Facetten des Antisemitismus zu entwickeln und zu fördern.
Referent: Felix Balandat
in Kooperation mit der Stabstelle Diversity und Gleichstellung der Universität Passau
Anmeldung über Stud.IP 63036
Der Workshop dient als Vorbereitung und Einstimmung für den Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Es wird das Vorwissen der Teilnehmer:innen aktiviert und es werden grundlegende Informationen über das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen und seine Außenlager, unter anderem in Passau, vermittelt. Ein Fokus wird zudem auf aktuellen Aspekten der Erinnerungskultur liegen, um einen Meta-Bezug zu Gedenkstätten, ihren Aufgaben und ihrer Bedeutung herzustellen.
Mit Elke Rajal (Soziologie)
Anmeldung über die Stud.IP Veranstaltung 80001
Zwei Wochen nach dem „Anschluss“ des austrofaschistischen Österreich an das Deutsche Reich verkündete der nationalsozialistische Gauleiter Oberösterreichs, August Eigruber vor begeistertem Publikum, dass sein Gau mit der Errichtung eines Konzentrationslagers „ausgezeichnet“ werden sollte. Als Standort wurde der an der Donau gelegene Ort Mauthausen gewählt.
Nach Kriegsbeginn wurden Menschen aus ganz Europa in das KZ Mauthausen verschleppt, das nun allmählich zu einem System von mehreren zusammenhängenden Lagern anwuchs.
Auch in Passau entstanden 3 sog. “KZ-Außenlager” des KZ Mauthausen, in denen die Gefangenen Zwangsarbeit verrichten mussten.
Mauthausen und sein Zweiglager Gusen waren in dieser Phase die Konzentrationslager mit den härtesten Haftbedingungen und der höchsten Todesrate. Ab 1941 baute die SS in Mauthausen außerdem eine Gaskammer und andere Einrichtungen zur systematischen Ermordung größerer Personengruppen.
Gegen Kriegsende wurde das KZ Mauthausen zum Zielort für Evakuierungen aus frontnahen Lagern. In mehreren großen Transporten kamen zehntausende Häftlinge hierher. Überfüllung, mangelnde Versorgung und grassierende Krankheiten führten in den letzten Monaten vor der Befreiung zu einem Massensterben unter den Gefangenen.
Bis zur Befreiung von Mauthausen am 5. Mai 1945 waren dort mindestens 90.000 Menschen gestorben.
Am 8. Juni 2024 wollen wir die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besuchen und an einem Rundgang mit dem Schwerpunkt der Häftlingsgruppe der Jüdinnen und Juden teilnehmen. Im Anschluss wird es für die Teilnehmenden die Möglichkeit geben, selbstständig das Gelände und die Ausstellungen zu erkunden.
Quelle und außerdem lesenswert für weitere Informationen: https://www.mauthausen-memorial.org/de
Die An- und Abreise erfolgt mit dem Bus. Es werden keine Kosten erhoben.
Anmeldung über die Stud.IP Veranstaltung 80002
Aus Sicht der extremen Rechten werden besonders an den Universitäten und Hochschulen die führenden Köpfe der Zukunft ausgebildet und gesellschaftliche Wertesysteme gesetzt. Der vermeintlichen ‚linksgrünen Hegemonie‘ sagt die Neue Rechte den Kampf an und versucht mit diversen Mitteln progressive und liberale Dynamiken auf dem Campus mit einer Kontrakultur von Rechts aufzuhalten. Durch die Verankerung (extrem) rechter Positionen und Strukturen besonders im Hochschulmilieu soll der neurechte Kampf um die Köpfe und schließlich auch der Kampf um die Straße gewonnen werden. Entgegen der viel verbreiteten Vorstellung ist das akademische Milieu jedoch keineswegs immun gegen Zugriffe von Rechtsaußen. So konnten Akteur:innen und Positionen der extremen Rechten in den vergangenen Jahren vermehrt Einzug auf dem Campus halten. Über AfD-nahe Hochschulgruppen, deutschnationale Burschenschaften, Akteur:innen der extremen Rechten als Professor:innen oder durch Propagandaaktionen und Shitstorms wird versucht auf Hochschulen Einfluss zu nehmen. Durch den Aufbau eigener (vermeintlich) akademischer Strukturen und Angebote sowie Stipendien für das Klientel der Neuen Rechten, feilt die Szene währenddessen an der Institutionalisierung ihrer rechten Gegenkultur.
Von Katharina Fuchs (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus)
Wir erkunden gemeinsam mit dem Universitätsarchivar Mario Puhane die Spuren der jüdischen Bevölkerung in Passau: Mittelalter in der Altstadt, angeblicher Hostienfrevel und Abriss der Synagoge in der Ilzstadt, Flucht aus Passau, Rückkehr in der jüngsten Neuzeit, jüdische Kaufleute und Warenhäuser sowie Arisierung und Nationalsozialismus sind nur einige Schlaglichter der bewegten Geschichte.
Anmeldung über Stud.IP Veranstaltung 80003