In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung im Museum Moderner Kunst Wörlen rückt Theresa Hartmann die Dynamik der drei Passauer Flüsse sowie deren Bedeutung für die Drei-Flüsse-Stadt in den Mittelpunkt. Durch menschengemachte Richtlinien ist festgelegt, dass Inn und Ilz an der Ortspitze in die Donau münden und fortan als letztere bis in das Schwarze Meer weiterfließen. Die beiden Zuflüsse werden von der größeren Strömung geschluckt und sind damit ein untrennbarer Teil eines zuvor fremden Wasserkörpers. In unmittelbarer Nähe zum Ort des Geschehens verwirrt Hartmann jenes Machtgefüge von Haupt- und Nebenfluss in einer eigens für das MMK geschaffenen Rauminstallation aus PVC-Schläuchen, Tongefäßen, Metall und Wasser. Zwar werden sich die Wege der künstlerischen Flussanalogien hin und wieder im Raum kreuzen, eine Einigung bleibt jedoch aus.
Der Ausstellungstitel `Aufschlucken´ erinnert dabei bewusst an das Phänomen des Schluck-Aufs, bei dem es sich um ein vermutliches Überbleibsel der menschlichen Evolution zum Landlebewesen handelt. Der mittlerweile nur noch lästig erscheinende Reflex trennte immerhin Wasser- und Sauerstoffaufnahme, löste den homo sapiens allerdings nie vollends aus seiner Abhängigkeit vom Wasser. Aus der Notwendigkeit, Flüssiges schlucken zu müssen, entstand die Illusion der Menschheit, sich jedes Gewässer einverleiben zu können. Letztlich blieb es aber die Urgewalt des Wassers, welche den menschlichen Lebensraum buchstäblich schlucken kann, wie es Hartmann selbst 2013 als Studentin in Passau miterleben musste. Diese Zerstörungskraft der Wassermassen spiegelt sich in den gezeigten Malereien, welche – konträr zu den künstlerisch getrennten Strömungen der Installation – als ein vermischter Wasserkörper über ihren Untergrund zu treiben scheinen.
Die Ausstellung wird am 17. November um 19 Uhr durch die Leiterin des Museums Moderner Kunst Wörlen, Dr. Marion Bornscheuer, eröffnet. Das Grußwort spricht der zweite Bürgermeister Andreas Rother. Vor einer anschließenden Performance führen Prof. Dr. Barbara Lutz-Sterzenbach (Professur für Kunstpädagogik und Visual Literacy) und Kuratorin Bettina Biebl in die Thematik ein. Im Rahmen der Ausstellung finden mehrere Führungen sowie ein Künstlerinnengespräch statt.
Begleitprogramm
So, 19.11.2023, 11.30 Uhr Künstlerinnengespräch
So, 17.12.2023, 11.30 Uhr Kuratorinnenführung
So, 21.01.2024, 11.30 Uhr Sonderführung in Anwesenheit der Künstlerin
Öffnungszeiten Di - So, 10:00 - 18:00 Uhr (am 24.12. und 31.12.2023 geschlossen)
Ort: Museum Moderner Kunst Wörlen, Bräugasse 17, 94032 Passau
Zur Künstlerin
Theresa Hartmann legte 2016 ihr Staatsexamen für Realschullehramt in Kunst und Mathematik an der Universität Passau ab und studierte anschließend Schulpsychologie in Bamberg sowie Freie Kunst in der Klasse von Prof. Susanne Kühn an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. In ihren zumeist ortspezifischen Arbeiten hinterfragt sie Interaktionssysteme zwischen Lebewesen und den physikalischen Eigenheiten ihrer Umgebung. Ihre künstlerische Praxis umfasst angewandte akustische Forschung, kollaborative Ansätze, Verhandlungen über Form mittels malerischer Prozesse und performative Aktionen.
Über stART
Mit dem Projekt „stART“ fördern das Museum Moderner Kunst Wörlen und die Professur für Kunstpädagogik und Visual Literacy der Universität Passau seit 2013 Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Kunsterziehung. Seit 2016 wird dies vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Bildwissenschaft unterstützt, der seinen Studierenden die Möglichkeit eröffnet, Erfahrung in Planung und Durchführung einer Ausstellung zu sammeln. Dieses Jahr wird die Schau von Bettina Biebl, Absolventin der Kunstgeschichte, kuratiert. Gefördert wird die Ausstellung durch die Sparkasse Passau und die PNP-Stiftung.