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Sammelband ehrt Vorkämpfer für geschlechtergerechte Ökonomie

Zum Internationalen Frauentag erscheint der Band „Economics of Gender Inequality“ online. Entwicklungsökonom Prof. Dr. Michael Grimm von der Universität Passau und seine Züricher Kollegin Prof. Dr. Isabel Günther würdigen damit die Arbeit des schwerkranken Prof. Dr. Stephan Klasen, der als einer der ersten die Ungleichheit der Geschlechter auf die akademische und politische Agenda gesetzt hat.

| Lesedauer: 3 Min.

Stephan Klasen gilt als einer der profiliertesten Entwicklungsökonomen des 21. Jahrhunderts. In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Göttinger Professor dafür eingesetzt, das komplexe Phänomen der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verstehen und zu ändern. Unter anderem hat er die Anzahl der „missing women“ berechnet – die Zahl jener Frauen, die wegen Geschlechterdiskriminierung sterben oder aufgrund von geschlechtsselektiver Abtreibung erst gar nicht geboren werden. Prof. Klasen beziffert diese auf 100 Millionen weltweit.

„Prof. Klasen war einer der ersten, der dafür sensibilisiert hat, dass unter der Diskriminierung der Frauen die gesamte Gesellschaft leidet“, sagt Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics an der Universität Passau. Er lernte Prof. Klasen während seiner Zeit an der Universität Göttingen (2003-2007) kennen und schätzen: „Prof. Dr. Klasen ist eine beeindruckende Forscher-Persönlichkeit - bescheiden im Auftreten, aber unermüdlich im Einsatz gegen soziale Ungleichheit.“

Der Göttinger Professor Klasen hat eine Vorreiterrolle eingenommen und das Thema Geschlechterungleichheit bereits in den 1990er Jahren sowohl auf die akademische als auch die politische Agenda gesetzt. Er beriet verschiedene internationale Organisationen, darunter das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, die Weltbank und die OECD. 2019 schied Prof. Dr. Klasen vorzeitig aus seiner aktiven Lehrtätigkeit an der Universität Göttingen aus. Er leidet an amyotropher Lateralsklerose und ist in Sprache und Mobilität stark eingeschränkt.

„Debatte zum Thema weiter nähren“

Klasens Ausscheiden aus dem aktiven Dienst war schließlich die Motivation für Prof. Grimm und Prof. Günther, Professorin für Entwicklungsökonomie an der ETH Zürich, den Band „Economics of Gender Inequality“ herauszugeben. „Wir wissen, dass es ihm wichtig ist, dass die Debatte zum Thema Ungleichheit der Geschlechter weitergeführt wird“, sagt Prof. Dr. Grimm. Der Band enthält die zwölf wichtigsten Fachaufsätze von Prof. Klasen zum Thema.

„Stephan Klasen hat unser Denken zum Thema globale Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern geprägt“, sagt Mitherausgeberin Prof. Günther, die unter Prof. Dr. Klasen 2007 promoviert hat. „Seine Forschungs- und Lehrtätigkeit, aber vor allem sein tiefes Anliegen und Engagement, die Welt zu einem gerechteren Ort für alle zu machen, haben Stephan Klasen zu einer führenden Persönlichkeit auf diesem Gebiet gemacht.“

Zahlen zur Diskriminierung von Frauen weltweit

Zwar haben sich die Rechte der Frauen in den vergangenen Jahren weltweit verbessert. Doch noch immer sind sie vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt – der Verlag hat dazu plakative Zahlen aufs Cover gehoben: Mehr als 500 Millionen Frauen weltweit werden Opfer häuslicher Gewalt. Jedes dritte Mädchen wird vor seinem 18. Lebensjahr verheiratet. Frauen verdienen im Durchschnitt 20 Prozent weniger als Männer und leisten dreimal so viel unbezahlte Pflege- und Hausarbeit für die nächste Generation. Sie besetzen nur 20 Prozent aller Parlamentssitze weltweit.

Prof. Klasen konnte zeigen, dass der Ausschluss von Mädchen von der Schule ein langsameres Wirtschaftswachstum für alle zur Folge hat. Umgekehrte konnte er belegen, dass gleiche Rechte und steigende Einkommen weltweit nicht dazu geführt haben, dass Frauen mehr am Arbeitsleben teilnehmen – dies bleibt eine Herausforderung sowohl in armen als auch in reichen Ländern.

Economics of Gender Inequality“ richtet sich an Forscherinnen und Forscher, politische Entscheidungsträger sowie an interessierte Leserinnen und Leser, die mehr über die weltweite Ungleichheit zwischen Frauen und Männern und deren Konsequenzen lernen wollen und wie dagegen angegangen werden kann. 

Das Buch erscheint in englischer Sprache beim vdf Hochschulverlag und ist ab 8. März 2020 zum internationalen Frauentag als eBook verfügbar: https://vdf.ch/economics-of-gender-inequality-e-book.html 

Kontakt

Referat für Medienarbeit

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Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
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