Die rumänische Präsidentschaftswahl im Mai 2025 wurde europaweit mit großem Interesse verfolgt. Die Stichwahl gewann der pro-europäische parteilose Bürgermeister von Bukarest Nicușor Dan gegen den Kandidaten der rechtsextremen Partei „Allianz für die Vereinigung der Rumänen“. Diese Wahl war die Wiederholung der Wahl von 2024, deren erste Runde das rumänische Verfassungsgericht zwei Tage vor der Stichwahl für ungültig erklärt hatte wegen fehlender Kennzeichnung der Inhalte des von der Wiederholung ausgeschlossenen rechtsradikalen Kandidaten Călin Georgescu auf TikTok als Wahlwerbung, wegen der Ungleichbehandlung der Inhalte der Kandidatinnen und Kandidaten auf der Plattform sowie verheimlichter Spenden an die Kampagne von Georgescu.
Ciot legte in ihrem Vortrag dar, dass die Wahlen im Mai 2025 in einem angespannten nationalen und internationalen Kontext stattfanden. So habe sich die veränderte internationale geopolitische und geoökonomische Lage ausgewirkt, die Innenpolitik hingegen sei von starker Unzufriedenheit und geringem Vertrauen in die traditionellen Parteien gekennzeichnet. Ein großer Wunsch nach Veränderung erkläre den Sieg des parteilosen Dan 2025 genauso wie – neben der Wahlmanipulation – das unerwartet gute Abschneiden des rechtsextremen Kandidaten Georgescu bei der ersten, annullierten Runde 2024.
Auf die Frage, was gegen eine Einflussnahme von Drittstaaten auf Wahlen (etwa durch gesteuerte Social-Media-Kampagnen) in der Europäischen Union getan werden könne, verwies Ciot darauf, dass die Stärkung der Medienkompetenz der Bürgerinnen und Bürger das beste Instrument zum Schutz demokratischer Wahlen sei. Dies sei eine Aufgabe, der sich gerade auch die Universitäten bei der Ausbildung der jungen Generation stellen müssten. Bei der Regulierung sehr großer Online-Plattformen und Suchmaschinen bestehe weiterhin großer Handlungsbedarf.
Ein weiteres Thema waren die Erwartungen, die die neue rumänische Regierung an die neue Bundesregierung in Deutschland hat. Ciot hob hervor, dass zwischen den beiden Ländern eine strategische Partnerschaft bestehe. Zu den dringendsten Herausforderungen gehörten die Bereiche Künstliche Intelligenz, Verteidigung, Energie- und Wirtschaftspolitik ebenso wie die Umsetzung des European Green Deal. Allerdings müsse Rumänien zuerst die eigenen politischen Prioritäten festlegen. Wichtig sei, dass es der Regierung gelinge, sich in die europäische Politik einzubringen, um so konkrete Fortschritte im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu erzielen. Dass das gelingt, sei der vielleicht wichtigste Beitrag zum Schutz der rumänischen Demokratie, so Ciot.
Die Veranstaltung mit dem Titel „Romania’s Presidential Elections: Russian Influence, Democratic Resilience, and a Pro-EU Winner“ wurde vom Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Politik der Universität Passau gemeinsam mit dem Institut für Europäische Politik Berlin und dem Europe Direct Magdeburg organisiert und von Julian Plottka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Jean-Monnet-Lehrstuhl in Passau, moderiert.