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Knapp 860.000 Euro EU-Mittel für vier deutsch-tschechische Forschungsprojekte

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Vier grenzüberschreitende Forschungsprojekte der Universität Passau erhalten eine EU-Förderung über insgesamt 856.000 Euro: Aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wird das Projekt "Die ältesten Ortsnamen im bayerisch-tschechischen Grenzraum" (Prof. Dr. Rüdiger Harnisch, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft) mit fast 368.000 Euro gefördert, das Projekt "Region vermitteln über Grenzen. Historisch-didaktische Bausteine für den Unterricht" (Prof. Dr. Andreas Michler, Professur für Didaktik der Geschichte) mit knapp 162.000 Euro, das Projekt PACZion - Passauer und Budweiser Union zur Gesunderhaltung im Lehrerberuf (Prof. Dr. Norbert Seibert, Lehrstuhl für Schulpädagogik) mit knapp 246.000 Euro und das Projekt "Historischer Handelsweg Goldener Steig" (Prof. Dr. Franz-Reiner Erkens, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte) mit 80.000 Euro. Die Universität trägt zu allen Projekten insgesamt weitere 328.000 Euro Eigenmittel bei.

Die ältesten Ortsnamen im bayerisch-tschechischen Grenzraum - Projektpartner: Museum Prachatitz
Die Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Passau hat sich seit langem einen Namen gemacht in der Erforschung historischer Orts- und Siedlungsnamen im Grenzgebiet von Bayern und Tschechien. Jetzt wurde ein neues Forschungsprojekt bewilligt: Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erhalten die Passauer Sprachwissenschaftler fast 368.000 Euro. Mit diesen Mitteln wollen sie gemeinsam mit dem tschechischen Projektpartner, dem Museum Prachatitz, die ältesten Ortsnamen im bayerisch-tschechischen Raum erforschen.

Ziel ist die Erfassung und Analyse der historischen Schreibformen und der mundartlichen Aussprache der Ortsnamen, die im Grenzraum bis zum 14./15. Jahrhundert geprägt wurden. Die Ergebnisse sollen in Form von Karten und Texten im Internet publiziert werden, damit die Öffentlichkeit Zugang zur Materialsammlung und deren Auswertung bekommt. Die Durchführung dieses Projektes bietet aufgrund des hohen Alters der in Tschechien noch lebenden Dialektsprecher die letzte Gelegenheit, im bayerisch-tschechischen Grenzraum mit Hilfe der Dialektlautung die ältesten (im bayerischen bis zum 14., im tschechischen bis zum 15. Jahrhundert) belegten Ortsnamen zu dokumentieren und sprachwissenschaftlich sowie siedlungsgeschichtlich zu analysieren. Ortsnamen zählen zu den wichtigsten Kulturgütern eines Volkes. Sie geben Aufschluss über Siedlungsverhältnisse, Rechtsverhältnisse, Kultur, Landschaft und historische Sprachformen. Die heutigen amtlichen Namenformen weichen in vielen Fällen stark von der jahrhundertelang tradierten Dialektaussprache ab. Bei der Erklärung zahlreicher Ortsnamen kommt der Mundartform entscheidende Bedeutung zu.

PACZion - Passauer und Budweiser Union zur Gesunderhaltung im Lehrerberuf; Kooperation mit der Südböhmischen Universität Budweis
Die Lehrerbildung gehört zu einem der Profilelemente der Universität Passau. In vielen Bereichen der Lehrerbildung war und ist die Universität Passau Vorreiter in Bayern, beispielsweise bei der Entwicklung eines Auswahlverfahrens für Lehramtsstudierende. Bei bereits aktiven Lehrern setzt das ebenfalls mit EU-Mitteln geförderte Projekt "PACZion - Passauer und Budweiser Union zur Gesunderhaltung im Lehrerberuf" an: Die Zahl frühzeitiger Pensionierungen von Lehrkräften aufgrund psychischer und physischer Erkrankungen ist sehr hoch (64 Prozent im Jahr 2000). Jeder dritte Lehrer im Schuldienst fühlt sich "ausgebrannt", leidet unter den täglichen Belastungen, so dass die Unterrichtsqualität nicht mehr garantiert werden kann und neben den persönlichen Belastungen auch die Kosten für Gesundheitsmaßnahmen bei fortschreitendem Burnout-Syndrom explodieren. Ein frühzeitiges Interventionsprogramm, das jeder Lehrer individuell und berufsbegleitend umsetzen kann, soll im Rahmen des Projekts die Effizienz berufsbegleitender Maßnahmen nachweisen und die Burnoutrate reduzieren. PACZion möchte anhand einer Pilotstudie mit 30 Probanden nachweisen, dass frühzeitige individuelle Maßnahmen zur Stärkung der eigenen Gesundheit eine langfristige Stabilität und Freude im Lehrberuf ermöglichen, die Krankheitsanfälligkeit reduzieren und somit auch kostensparend für Krankenkassen und Staat wirken können. Der Förderanteil der Universität Passau beläuft sich auf 246.000 Euro.

Geschichtsunterricht: Region vermitteln über Grenzen - Kooperation mit der Südböhmischen Universität Budweis
Ansprechende Materialien über die bayerisch-tschechische Geschichte zum Einsatz im Unterricht erarbeitet das Projekt von Prof. Dr. Andreas Michler (Professur für Didaktik der Geschichte) und stellt diese im Internet unter www.onlinemodule.eu bereit. Gefördert wird das Vorhaben von der EU mit knapp 162.000 Euro.

Auch nach Fall des Eisernen Vorhangs und der Mitgliedschaft Deutschlands und Tschechiens in der EU kommt die gemeinsame Vergangenheit der bayerisch-tschechischen Grenzregion immer noch zu selten im Geschichtsunterricht vor. Um diese Situation zu ändern, entwickeln die Projektmitarbeiter in deutscher und tschechischer Sprache verfügbare Unterrichtsmaterialien und konkrete Vorschläge zur deren didaktisch-methodischen Umsetzung. Bisher sind Angebote zu den Themen "Goldener Steig", "Zwangsaussiedlung", "Eiserner Vorhang", "Konzentrationslager Flossenbürg" vorhanden, weitere werden hinzukommen. 

Auf den Internetseiten des Projekts sind Informationen über das bayerische und das tschechische Schulsystem und die jeweiligen aktuellen Lehrpläne im Fach Geschichte zu finden. Außerdem werden erfolgreiche deutsch-tschechische geschichtliche Unterrichts- und Schulprojekte vorgestellt, die Lehrern und Lehramtsstudenten als Anregung dienen sollen.
Ziel ist es, Lehrkräfte anzuregen, die gemeinsame deutsch-tschechische Geschichte der Grenzregion stärker im Unterricht zu berücksichtigen, insbesondere auch in Form von Projektarbeit gemeinsam mit einem Partner aus dem Nachbarland. In Passau, Budweis und anderen Orten der Grenzregion sollen daher regelmäßig Fortbildungen für Geschichtslehrer und Seminare für Lehramtsstudenten aus beiden Ländern stattfinden.

Weitere Kooperationspartner sind unter anderem die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, das Waldgeschichtliche Museum St. Oswald (Nationalpark Bayerischer Wald) und die Bergsynagoge Hartmanice.


Erforschung des historischen Handelsweges Goldener Steig - Passau-böhmische Grenze
Mit dem Institut für Ostbairische Heimatforschung, dem heutigen Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen, verfügt die Universität Passau über eine lange Tradition der regionalgeschichtlichen Forschung. Gemeinsam mit dem Museum Prachatitz und dem Verein für Ostbairische Heimatforschung wird ein Forschungsprojekt zur Erforschung des Handelswegs Goldener Steig mit insgesamt 80.000 Euro gefördert.

Durch den Bezirk Südböhmen ist der Handelsweg Goldener Steig von der deutschen Grenze zu den in Tschechien gelegenen Endpunkten der drei Zweige Bergreichenstein, Prachatitz und Winterberg erforscht. Die Ergebnisse für beide letztgenannten böhmischen Zweige sind in deutscher Übersetzung als Buch 2001 und 2007 erschienen (Verein für Ostbairische Heimatforschung in Passau). Diese Arbeit bedarf nun der Ergänzung durch ein eigenes Projekt für die Wegstrecke ab Beginn Passau zu den drei Grenzübergängen nach Böhmen. Die Erforschung ist deshalb so eilig, da der historische Weg teilweise schon überbaut ist. Mit diesem Projekt sollen die Grundlagen für Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte sowie für die Warenströme im Bereich des Goldenen Steiges erforscht werden.
Es geht um die Erforschung der bayerischen Wegtrasse, teilweise werden archäologische Grabungen zum Auffinden möglichst aller verbliebenen Spuren nötig. Die Forschungsergebnisse sollen publiziert und so aufbereitet werden, dass das wissenschaftliche Ergebnis für Laien, Schulen und Touristen verständlich ist, damit auch die Neugier zum Nachgehen, zur persönlichen Erkundung geweckt werden kann.

Eigenanteil der Universität
Die EU gewährt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Zuschüsse unter anderem für grenzüberschreitende Kooperationen. Gekoppelt sind die Zuschüsse aber an einen Eigenanteil der geförderten Institutionen; insgesamt beträgt dieser für alle genannten Projekte zusammen 328.000 Euro.

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Hinweis an die Redaktionen: Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an die Pressestelle der Universität Passau, Tel. 0851/509-1430, E-Mail: pressestelle@uni-passau.de.

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