Unter welchen Bedingungen entsteht eine bestimmte Krankheit? Ist das neue Medikament tatsächlich so wirksam, wie es der Modellversuch im Labor erhoffen lässt? Wie wirkt das Medikament im menschlichen Körper? Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt die translationale Medizin, die - beispielsweise durch klinische Studien - eine Brücke von der medizinischen Grundlagenforschung zur Praxis und damit zur Anwendung am Menschen schlägt. "Die translationale Medizin umfasst zahlreiche interdisziplinäre Aktivitäten, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Entwicklung beschäftigen, also von der Laborbank ans Krankenbett", erklärt Carolin Häussler. Die Herausforderung ist groß, denn die Wahrscheinlichkeit zu scheitern liegt bei den meist drei zu durchlaufenden klinischen Phasen alleine in der zweiten klinischen Phase bei ca. 66 Prozent.
Da das erfolgreiche Durchlaufen der klinischen Studien in den letzten Jahren nicht nur riskanter, sondern auch langwieriger und teurer wurde, haben sich Carolin Häussler und Anne Assmus mit den Erfolgsdeterminanten klinischer Studien auseinandergesetzt. Im Speziellen haben sie untersucht inwieweit die Zusammensetzung dieser fachübergreifenden Teams für den Erfolg klinischer Studien ausschlaggebend ist. Auf einer Datengrundlage von 3.917 klinischen Studien in der pharmazeutischen Industrie zeigen die Forscherinnen unter anderem, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt, sofern leitende Prüfärztinnen und -ärzte "horizontale" Kompetenzen mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung besitzen. Im Gegensatz dazu reduzieren Prüfärztinnen und -ärzte, die Erfahrung in verschiedenen Krankheitsfeldern haben, die Erfolgsaussichten. Dieser Zusammenhang wird nur dann abgemildert, wenn die leitenden Prüfärztinnen und -ärzte auch Grundlagenforschungskenntnisse besitzen.
"Die Erfolgsaussichten klinischer Studien können signifikant durch die Ausschau nach klinischen Leitern gesteigert werden, die Kenntnisse in der Grundlagenforschung aufweisen", fasst Carolin Häussler zusammen. "Aus dem Papier lassen sich direkte Implikationen für die Praxis ableiten, z. B. mit welcher Teamzusammensetzung translationale Medizin die besten Erfolgsaussichten hat", heißt es in der Würdigung des VHB, der die Arbeit im Rahmen seiner Jahreskonferenz ausgezeichnet hat.
Der Best Practice Paper Award wird jährlich vom Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. an Mitglieder des Verbandes vergeben. Durch diese Auszeichnung würdigt der Verband insbesondere das Engagement der Forscherinnen und Forscher, ihre wissenschaftlichen Aktivitäten über den deutschsprachigen Bereich hinaus auszudehnen und sich der internationalen Diskussion zu stellen.