Die Mid-Term-Konferenz des Research Network 31 (Ethnic Relations, Racism, and Antisemitism) der European Sociological Association (ESA) unter dem Titel „Hate in Transition and the Aftermath of 7 October: Antisemitism and Racism in Times of Political Crisis” bot in rund 80 Vorträgen ein breites Spektrum an theoretischen und empirischen Beiträgen – von historischen Tiefenbohrungen bis zu Analysen gegenwärtiger Diskurse, politischer Bewegungen und digitaler Öffentlichkeiten. Die Konferenz war stark international besetzt: Forschende aus den USA, Israel, Großbritannien, Polen, Spanien und weiteren Ländern präsentierten ihre Arbeiten und debattierten in zahlreichen Parallelpanels. Die Diskussionen zeichneten sich durch hohe Fachlichkeit, kontroverse Auseinandersetzungen in sachlichem Ton und einen lebendigen, kollegialen Austausch aus.
„Es waren drei Tage tiefgehender Analysen, intensiver Diskussionen und inspirierender Gespräche in einer internationalen Community“, betont Elke Rajal, Koordinatorin des ESA Research Network 31 und Mitorganisatorin der Tagung. „Wir wollten nicht nur den Status quo beschreiben, sondern auch Perspektiven für Forschung, Bildung und Zivilgesellschaft ausloten – darüber, wie Antisemitismus- und Rassismuskritik in der veränderten gesellschaftlichen Situation nach dem 7. Oktober wirksam bleiben kann“, ergänzt Karin Stögner, Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie, Mitorganisatorin und Gastgeberin der Konferenz.
In thematischen Schwerpunkten wurden unter anderem diskutiert:
- Antisemitismus und Rassismus nach dem 7. Oktober – Verschiebungen in Öffentlichkeit, Kultur und Politik;
- Mediale Dynamiken – von sozialen Netzwerken bis zu traditionellen Medien;
- Bildung und Prävention – pädagogische Ansätze und institutionelle Verantwortung;
- Zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Gegenstrategien – Kooperationen, Standards, evidenzbasierte Interventionen;
Die verschiedenen Sessions ermöglichten es, unterschiedliche thematische und methodische Zugänge – theoretisch, qualitativ und quantitativ – produktiv zu verschränken. „Gerade die Verbindung von Rassismus- und Antisemitismusforschung sowie von vergleichenden Fallstudien, Diskursanalysen und quantitativen Erhebungen hat die Debatten enorm bereichert“, so Rajal.
Die Konferenz wurde vom Lehrstuhl für Soziologie der Universität Passau ausgerichtet und in Kooperation mit der European Sociological Association (ESA) und dem Internationalen Institut für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung (IIBSA) umgesetzt. Kooperiert wurde zudem mit dem Arbeitskreis Antisemitismusforschung in der Sektion Politische Soziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Finanziell unterstützt wurde die Tagung durch das Passau International Centre for Advanced Interdisciplinary Studies (PICAIS), die European Sociological Association und die Deutsche Gesellschaft für Soziologie.
Mit Blick nach vorn zogen die Veranstaltenden ein positives Fazit: Die Konferenz habe deutlich gemacht, wie wichtig interdisziplinäre, internationale Kooperation für die Weiterentwicklung der Antisemitismus- und Rassismusforschung ist – und wie sehr wissenschaftlicher Austausch zur Versachlichung öffentlicher Debatten beitragen kann.