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Universität Passau beteiligt sich mit zwei Projekten an europaweitem Forschungsnetzwerk Gender und Umwelt

Maskuline Bergbauindustrie trifft egalitäre, indigene Gemeinschaft: Wie verschieben sich die Machtverhältnisse der Geschlechter? Die Agrarsoziologin Prof. Dr. Martina Padmanabhan und der Entwicklungsökonom Prof. Dr. Michael Grimm sind Teil eines neuen europäischen Netzwerks, das den Gender-Aspekt bei Veränderungen in der Umwelt unter die Lupe nimmt.

| Lesedauer: 3 Min.

Die Passauer Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Martina Padmanabhan und der Passauer Entwicklungsökonom Prof. Dr. Michael Grimm initiieren ein Netzwerk, das europaweit und über Disziplinen hinweg Vertreterinnen und Vertreter der feministischen politischen Ökologie zusammenbringt. Beteiligt am Netzwerk "WEGO: Wellbeing, Ecology, Gender and cOmmunity" sind Universitäten in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Schweden und in Italien. Die Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich damit, wie sich die Geschlechterverhältnisse in politischen Maßnahmen widerspiegeln, die auf Veränderungen in Umwelt und Klima reagieren.

Die Universität Passau leitet das Arbeitspaket "Klimawandel, Wirtschaftsentwicklung und Extraktivismus". Der Begriff "Extraktivismus" bezeichnet den Prozess, Rohstoffe wie Gold, Diamanten oder Öl aus Ländern des Globalen Südens zu entnehmen, im Norden weiterzuverarbeiten und auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Die geplanten Projekte in diesem Bereich befassen sich mit den Machtverhältnissen der Geschlechter in solch unterschiedlichen Ländern wie Nepal, Indien, Indonesien, Kenia, Tansania und Großbritannien. Ziel der Forschungsarbeit ist, ein möglichst umfassendes Bild der Machtverhältnisse in unterschiedlichen geographischen Zusammenhängen zu bekommen - insbesondere mit Blick auf die Geschlechterrollen.

"Männer und Frauen unterscheiden sich im Zugang zu Ressourcen, zu Technologie, zu Land, zu Kapital, zu Bildung. Somit unterscheiden sie sich auch in ihren Antworten auf Schocks, die von außen kommen - wie eben der Klimawandel einer ist", sagt der Passauer Entwicklungsökonom Prof. Dr. Michael Grimm. "Männer und Frauen gehen diese Herausforderungen unterschiedlich an, das muss sich auch in den politischen Maßnahmen spiegeln." WEGO sieht Gender-Forschung nicht primär als Forschung über Frauen und möchte gängige Narrative hinterfragen, etwa jenes, wonach Frauen im Klimawandel vor allem eine Rolle spielten - die des Opfers. Oder dass es überwiegend Frauen seien, die die Umwelt schützten. "Das ist zu Schwarz-Weiß", sagt Prof. Dr. Padmanabhan. "Die Opferrolle versagt den Frauen Handlungsoptionen. Die Rolle der Naturschützerinnen bürdet ihnen die alleinige Umweltverantwortung auf."

Das Netzwerk hat sich zum Ziel gemacht, Entscheidungspersonen für diese Aspekte zu sensibilisieren. Die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit soll bei Politik-Maßnahmen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit künftig eine Rolle spielen. Dazu bildet das Netzwerk Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler dafür aus, ihre Forschungsarbeit in konkrete Empfehlungen für die lokale Politik zu übersetzen. Außerdem hat sich das Netzwerk unter der Leitung der Universität Passau vorgenommen, Forschende, Entscheidungspersonen und Zivilgesellschaft buchstäblich an einen Tisch zu bringen: In allen beteiligten Ländern will es regelmäßig runde Tische organisieren und über die gewonnen Erkenntnisse diskutieren.

Die Passauer Projekte

Die Universität Passau beteiligt sich mit zwei eigenen Projekten in Indonesien und Indien:

In Indonesien untersucht das Passauer Team, wie die maskuline Bergbauindustrie die Rollenverteilung der Geschlechter in einer ethnischen Minderheit verändert. In Kalimantan, im indonesischen Teil der Insel Borneo, befindet sich ein großflächiges Kohleabbaugebiet. Dort lebt die ethnische Minderheit der Dayak, in der Männer und Frauen traditionell gleichberechtigt sind. Der Bergbau hingegen ist männlich, auch im übertragenen Sinne. Was macht das aus der lokalen Gemeinschaft? Werden die Geschlechterrollen neu verhandelt?

In Indien analysieren die Forscherinnen und Forscher die Bio-Bewegung in der Megacity Chennai im Südosten des Landes: Dort eröffnen immer mehr Organic-Food-Läden, Aktivistinnen und Aktivisten schließen sich zu Lebensmittelgenossenschaften zusammen und gehen unterschiedliche Allianzen ein, etwa auch mit der nationalistischen Hindu-Bewegung. Zentrale Forschungsfragen sind hier: Welche Rolle spielen Kaste, Geschlecht, Religion und Alter? Handelt es sich um eine Bewegung der Elite oder ist sie offen für alle Schichten?

Beteiligte Universitäten und Förderung

Neben der Universität Passau beteiligen sich die folgenden Universitäten am Netzwerk:

  • Erasmus Universiteit Rotterdam, Niederlande
  • Institute of Development Studies, Großbritannien
  • Freie Universität Berlin
  • Humboldt-Universität Berlin
  • Wageningen University, Niederlande
  • Sveriges Lantbruksuniversitet, Schweden
  • Stichting Ihe Delft, Niederlande
  • Fondazione Pangeaonlus, Italien

Weitere Informationen

Für dieses Projekt wurden im Rahmen der Marie-Sk³odowska-Curie-Finanzhilfevereinbarung Nr. 764908 Fördermittel aus dem Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation "Horizont 2020" bereitgestellt.

Kontakt

Referat für Medienarbeit

Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an:

Nicola Jacobi und Barbara Weinert
Tel.: +49 851 509-1434, -1450
kommunikation@uni-passau.de

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