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Vom Abhören und Bespitzeln – deutsch-tschechische Wirklichkeit im Kalten Krieg

Die erste deutsch-tschechische Studierendenbegegnung in Präsenz nach der Corona-Pandemie führte die Teilnehmenden an historische Orte aus dem Kalten Krieg. In den kommenden Monaten will die Professur für Didaktik der Geschichte der Universität Passau weitere grenzüberschreitende Präsenzveranstaltungen durchführen.

| Lesedauer: 3 Min.

Eindrücke der gemeinsamen Tagesexkursion der Universität Passau und der Westböhmischen Universität Pilsen in das bayerisch-böhmische Grenzland. (Fotos: Martin Krupa/Universität Passau)

Eindrücke der gemeinsamen Tagesexkursion der Universität Passau und der Westböhmischen Universität Pilsen in das bayerisch-böhmische Grenzland.

30 Studierende der Universität Passau und der Westböhmischen Universität in Pilsen nahmen zuletzt an der ersten gemeinsamen Tagesexkursion in das bayerisch-böhmische Grenzland seit über einem Jahr teil. Die Veranstaltung wurde vom EU-Projekt „denk.mal digital. Medial gestützte historisch-politische Bildung in der bayerisch-böhmischen Grenzregion“ organisiert. Ziele waren die ehemalige NATO-Abhörstation am Hohenbogen und die gegenüberliegende tschechische Gemeinde Všeruby (Neumark). An diesen beiden Erinnerungsorten wurden den Studierenden ganz konkret die regionalen Auswirkungen des Kalten Krieges auf die Menschen diesseits und jenseits der Grenze vor Augen geführt. Als besonders spannend haben die Teilnehmenden das Zeitzeugengespräch mit einem ehemaligen Bundeswehroffizier bewertet, der seit den 1970er Jahren auf dem Hohenbogen stationiert war, um von dort mit hohem technischen Aufwand das Geschehen im feindlichen Ostblock bis zur Öffnung des Eisernen Vorhangs zu verfolgen.

In Všeruby machten sich die Studierenden auf die Spuren der sogenannten „Operation Grenzstein“, einer perfiden nachrichtendienstlichen Aktion der kommunistischen Staatssicherheit, die in den 1950er Jahren Flüchtende durch fingierte Grenzanlagen in die Falle gelockt hatte. In gemischten Kleingruppen haben sich die Studierenden vor allem auch mit der Frage beschäftigt, wie denn an diesen historischen Orten die Erinnerung an die Zeit des Kalten Krieges wach gehalten werden kann. Trotz des mitunter bedrückenden Themas haben alle Teilnehmenden den gemeinsamen Ausflug und vor allem das wieder mögliche, physische Zusammentreffen sichtlich genossen. „Ein interessanter Tag mit vielen neuen Infos, Erlebnissen und Kontakten! Etwas, wovon ich noch lange zehren werde“, so eine der Rückmeldungen aus der Evaluation der Tagesexkursion.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch während der Pandemie

Während der Pandemie hatten die Mitarbeitenden des Projektes „denk.mal digital“ an der Professur für Didaktik der Geschichte sowie ihre Partner beim Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem in Pilsen alle Veranstaltungen als Online-Formate durchgeführt. Neben zwei Lehrerfortbildungen, bei denen sich die Lehrkräfte aus Bayern und Tschechien über den gewinnbringenden Einsatz digitaler Medien im Geschichtsunterricht austauschten, fand im Frühjahr 2021 ein einwöchiges deutsch-tschechisches Blockseminar für Studierende zum Thema Grenzöffnung 1989/90 statt. Auch hieran nahmen mehrere Zeitzeuginnen und -zeugen teil, so zum Beispiel die ehemaligen Bürgermeister von Železná Ruda und Bayerisch Eisenstein, Ivan Kalina und Josef Gabriel. Die beiden haben im Februar 1990 maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die zwei Grenzgemeinden durch eine Menschenkette verbunden haben, an der etwa 70.000 Menschen teilgenommen haben. Nicht nur dieses Thema haben die Studierenden in deutsch-tschechischen Teams multimedial bearbeitet und mit der Methode des Storytellings ihre Interpretation der Geschehnisse vorgestellt. Es entstanden drei Videos, die auf der Projektwebsite mit Begleitmaterial veröffentlicht sind. „Ich konnte in dieser Woche viele Erfahrungen sammeln, die ich in meinen zukünftigen Lehrberuf mit aufnehmen kann“, fasst eine Studentin die Projektarbeit zusammen. „Ich denke, dass sich Storytelling bestens dafür eignet, um Schülerinnen und Schülern die Geschichte ihrer Heimat näher zu bringen. Meine Befürchtungen hinsichtlich der interkulturellen Zusammenarbeit konnten zerstreut werden. Es war spannend, die Geschichte und das Erleben von Geschichte aus unterschiedlichen kulturellen Perspektiven zu erleben.“

Über das Projekt „denk.mal digital“

Das aus dem EU-Programm „Ziel ETZ“ geförderte Projekt „denk.mal digital“ befindet sich gerade in der Halbzeit. Die Mitarbeitenden aus Passau und Pilsen planen mehrere Präsenzveranstaltungen in den kommenden Monaten, unter anderem Projekttage an Schulen zu den Themen „Grenzöffnung 1989/90“ sowie „Zeit des Nationalsozialismus“. Zudem erstellen sie derzeit eine digitale Landkarte mit Denkmälern der bayerisch-böhmischen Grenzregion. Weitere Informationen sowie Tipps für den digital gestützten Unterricht finden Sie auf der Projektwebsite www.denkmaldigital.de.

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