„Freier, offener und unverfälschter Zugang zu Informationen – diese Grundprinzipien sind bei der Internetsuche verloren gegangen und müssen dringend wiederhergestellt werden“, sagt Prof. Dr. Michael Granitzer von der Universität Passau und der Open Search Foundation sowie zugleich Projektkoordinator von OpenWebSearch.EU. „Deshalb werden wir eine offene europäische Infrastruktur für die Internetsuche schaffen, die auf europäischen Werten und Rechtsprechung basiert."
In den nächsten drei Jahren werden die Forscherinnen und Forscher die Bases eines europäischen Open Web Index (OWI) als Grundlage für eine neue Internetsuche in Europa entwickeln. Darüber hinaus wird das Projekt die Grundlage für eine offene und erweiterbare europäische Such- und Analyse-Infrastruktur für das Internet (OWSAI, „Open Web Search and Analysis Infrastructure“) schaffen, die auf europäischen Werten, Grundsätzen, Rechtsvorschriften und Normen beruht.
„Digitale Souveränität ist ein zentraler Punkt auf der Forschungsagenda unserer Universität. Mit OpenWebSearch.EU setzen wir einen ersten, sehr wichtigen Schritt, um diese Souveränität für die Websuche zu erreichen", sagt Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau. „Es ergänzt unsere Bemühungen um ein IT Security-Netzwerk und erweitert unser europäisches Forschungsnetzwerk im Bereich der Digitalisierung. Ich freue mich sehr über den Erfolg von Professor Granitzer und seinem Team."
Ausgangspunkt des Projekts war die Besorgnis über das Ungleichgewicht auf dem Suchmaschinenmarkt. Obwohl die Websuche ein Rückgrat unserer digitalen Wirtschaft ist, wird sie von einigen wenigen Gatekeepern wie Google, Microsoft, Baidu oder Yandex beherrscht und eingeschränkt. Die Information als öffentliches Gut mit freiem, unverfälschtem und transparentem Zugang steht somit nicht mehr unter öffentlicher Kontrolle. Dieses Ungleichgewicht gefährdet die Demokratie und schränkt das Innovationspotenzial der europäischen Forschungslandschaft und Wirtschaft ein.
Die Universität Passau wird sich mit intelligenten, auf maschinellem Lernen basierenden Crawling-Strategien befassen und ein Website-Register aufbauen, das Website-Betreibern erlaubt, eigenständig die Crawling-Richtlinien und die Datennutzung für ihre Internetauftritte festzulegen. Darüber hinaus wird das Team um Dr. Jelena Mitrovic daran arbeiten, anhand der gecrawlten Daten spezielle, KI-basierte Sprachmodelle zu trainieren.
OpenWebSearch.EU ist das erste EU-finanzierte Projekt, bei dem die Internetsuche der Zukunft im Fokus steht. Nach dem Start im September 2022 werden die 14 Projektpartner für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren zusammenarbeiten. Das Projekt hat Gelder in Höhe von 8,5 Millionen Euro aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizont Europa“ der Europäischen Kommission unter der Fördervereinbarung Nr. 101070014 erhalten.
Liste der Projektpartner
1. Universität Passau, Deutschland (uni-passau.de)
2. Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Deutschland (lrz.de)
3. Stichting Radboud Universiteit, Niederlande (ru.nl)
4. Universität Leipzig, Deutschland (uni-leipzig.de)
5. Technische Universität Graz, Österreich (tugraz.at)
6. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Deutschland (dlr.de)
7. VSB – Technische Universität Ostrava, IT4Innovations, Tschechische Republik (www.vsb.cz)
8. Europäische Organisation für Kernforschung – CERN, Schweiz (home.cern)
9. Open Search Foundation, Deutschland (opensearchfoundation.org)
10. A1 Slovenija, telekomunikacijske storitve, d. d., Slowenien (a1.si)
11. CSC-Tieteen Tietotekniikan Keskus Oy, Finnland (csc.fi)
12. Stichting Nlnet, Niederlande (nlnetlabs.nl)
13. Bauhaus-Universität Weimar, Deutschland (uni-weimar.de)
14. SuMa e.V.– Verein für freien Wissenszugang, Deutschland (suma-ev.de)
Über Horizont Europa
Horizont Europa ist das wichtigste Finanzierungsprogramm der EU für Forschung und Innovation. Es zielt darauf ab, eine wissens- und innovationsbasierte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen und gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Das Programm trägt zur Umsetzung der Leitlinien der Europäischen Kommission bei.