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Leider nicht zum Lachen: Warum sich aggressiver Humor für CEOs auszahlt

Eine internationale Studie, geleitet von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Passau, hat untersucht, wie sich CEO-Humor, also Humor von Vorstandsvorsitzenden, auf das Ansehen ihres Unternehmens unter Informationsintermediären wie Journalisten oder Analysten auswirkt. Manche Typen von CEO-Humor könnten eine andere Wirkung haben als bislang angenommen. 

| Lesedauer: 4 Min.

Prof. Dr. Andreas König; Foto: Universität Passau

Prof. Dr. Andreas König; Foto: Universität Passau

Dass Humor eine enorme zwischenmenschliche Wirkung hat, ist in der Psychologie gut untersucht. Umso mehr erstaunt es, dass dieser Faktor in der Kommunikation des Spitzenmanagements weitgehend unerforscht ist. Hier setzt eine Studie eines internationalen Forschungsteams an, die im Februar im renommierten Fachjournal Academy of Management Review unter dem Titel „Good Fun or Laughingstock? How CEO Humor Affects Infomediaries’ Social Evaluations of Organizations” erschienen ist. Geleitet wurde das Team von Prof. Dr. Andreas König, Top-Management-Forscher an der Universität Passau, sowie seinen ehemaligen Doktoranden Dr. Benno Stöcklein und Dr. Dominik Bong. Ko-Autoren sind zudem Prof. Nathan J. Hiller, PhD (Florida International University) und Prof. Cecily D. Cooper, PhD (University of Miami). 

Das Forschungsteam unterscheidet vier Typen von CEO-Humor. Zwei davon sind positiv:

  • Affiliativer, verbindender CEO-Humor. Der oder die CEO macht sich über andere auf liebevolle Art und Weise lustig und hebt sie dadurch positiv hervor. 
  • Selbsterhöhender CEO-Humor, also Humor als besondere Form der Selbstdarstellung. Der oder die CEO erhebt sich auf lustige Art über seine eigene Position.

Zwei Typen von CEO-Humor sind negativ:

  • Selbsterniedrigender CEO-Humor. Der oder die CEO macht sich über eigene Schwächen lustig und erniedrigt damit seine eigene Position.
  • Aggressiver CEO-Humor. Der oder die CEO erniedrigt andere, indem er sich auf deren Kosten lustig macht.

Das Kernargument der Forschenden ist, dass sich CEO-Humor zum einen direkt auf mentale und emotionale Zustände, sogenannte States of Mind, von Informationsintermediären wie Journalistinnen und Journalisten oder Analystinnen und Analysten auswirkt. Zum anderen entspricht oder widerspricht CEO-Humor (abhängig vom Humortyp) tief verankerten Rollenerwartungen an CEOs. Die Forschenden argumentieren, dass sich daher beide Formen von positivem CEO-Humor positiv auf das Ansehen des Unternehmens auswirken. 

Besonders spannend wird es bei den negativen Humorarten: Hier argumentiert das Team, dass im Falle von CEO-Humor beide Formen anders wirken als bislang für den Humor von Führungskräften angenommen und normativ gewollt. So ist Humor, der eigene Schwächen offenbart, zwar gesellschaftlich gerne gesehen. Auch die Praxis-Literatur für das mittlere Management rät dazu, diese Form von Humor einzusetzen, um Nähe herzustellen. Doch im Falle von CEOs könnte sich dieser Humor negativ auswirken. „Auch wenn wir es anders wollen: Wer als CEO zu häufig Schwäche zeigt, den oder die bestraft der Aktienmarkt“, so Prof. Dr. Andreas König. 

Aggressiver CEO-Humor wiederum verstößt gegen gesellschaftliche Normen, verletzt die Vorbildfunktion und erniedrigt die Menschen, über die sich solcher Humor lustig macht. „Dennoch können wir argumentativ zeigen, dass sich diese Form von CEO-Humor leider auszahlt – zumindest für Bewertungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“, sagt Prof. Dr. König. „Es ist bedauerlich, aber nach wie vor herrscht ein ellenbogenartiges Führungsrollenverständnis, das der Kapitalmarkt – und auch die Medien – belohnen.“

„Mit unserer Studie wollen wir keinesfalls sagen, dass CEOs auf aggressiven Humor setzen sollen“, betont Prof. Dr. König. Vielmehr gehe es den Forschenden darum, zu erklären, weshalb gewisse Formen von Humor im Falle von CEOs eine andere Wirkung haben als bislang angenommen.

Die Studie entstand im Rahmen eines DFG-geförderten Forschungsprojekts zu Humor von Top-Führungskräften von Prof. Dr. Andreas König und Prof. Dr. Björn Schuller (TU München / Imperial College London). Neben der konzeptionellen Arbeit geht es dem Team darum, Humor in der externen Kommunikation von Führungskräften maschinell (algorithmisch) und multimodal zu erfassen und zu messen. Hierzu verwendet das Team unter anderem Pressekonferenzen von Fußball-Trainern. 

Über das Autoren-Team

Prof. Dr. Andreas König ist Inhaber des Lehrstuhls für BWL mit Schwerpunkt Strategischem Management, Innovation und Entrepreneurship und stellvertretender Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs 2720 „Digital Platform Ecosystems“ an der Universität Passau. Er forscht zu Innovation, organisationalem Wandel, Strategic Leadership und Strategic Communication. Einen Fokus legt er auf den Umgang mit diskontinuierlichem technologischem Wandel, vor allem im Kontext der digitalen Transformation und dem Aufstieg der künstlichen Intelligenz. Dr. Benno Stöcklein ist heute Head of Human Resources von FUTRUE, einem internationalen Gesundheitskonzern. Dr. Dominik Bong, der ebenfalls bei Prof. Dr. König promovierte, ist heute Head of Business Improvement bei Zalando.

Prof. Dr. König kooperiert mit international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Bereich der Top-Management-Forschung. Dazu zählen Nathan J. Hiller, Management-Professor an der Florida International University, und Cecily Cooper, Management-Professorin an der Universität Miami.

Mehr Informationen:

Text: Kathrin Haimerl

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