Rund 40 internationale Studierende kamen in Passau zusammen, um über einen ethischen Umgang mit Erinnerungskultur zu diskutieren. Im Fokus standen Fragen wie: Ist die Auseinandersetzung mit Geschichte eine moralische Pflicht? Was beinhaltet die Pflicht zur anamnestischen Gerechtigkeit? Wie können wir Gerechtigkeit für historische Ungerechtigkeiten in der Gegenwart gewährleisten? Welche Rolle spielen digitale Technologien dabei? Die Summer School gliederte sich dabei in drei Arbeitsgruppen, die von den Passauer Forschenden an der Professur für Angewandte Ethik Dr. Lukas Nägeli (AG Future of Europe), Johanna Sinn (AG Sustainability) und Marie Hirsch (AG Digitalization) angeleitet wurden und in denen die Studierenden die aufgeworfenen Fragen vertieften und eigenständige multimediale Beiträge erarbeiteten.
Begleitet wurde das Programm von einer Reihe von Fachvorträgen, die Einblicke in die aktuelle Forschung gaben. Dr. Melanie Altanian (Universität Freiburg) sprach in ihrem Vortrag „Historical or ongoing injustice? Remembering as resistance in cultures of denial and impunity“ über das Erinnern als Form des Widerstands und zeigte auf, wie Erinnerungspolitik zum Mittel moralischer und politischer Gegenwehr in Kulturen des Verschweigens werden kann. Dr. Martin Hennig (Universität Tübingen) widmete sich in „Deadbots: Digital Afterlife and Collective Memory“ den sogenannten Deadbots, digitalen Avataren Verstorbener, und analysierte deren Einfluss auf Trauerprozesse, digitale Erinnerungskultur und die ethischen Herausforderungen künstlicher Unsterblichkeit. Prof. Dr. Sonja Pieck (Bates College, Lewiston, Maine) stellte in ihrem Vortrag „History, Memory and the Ethics of Conservation in Wounded Landscapes“ das Konzept der Mnemonic Ecologies vor, das Erinnerung und Naturschutz miteinander verbindet. Anhand des Grünen Bandes, dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Ost- und Westdeutschland, veranschaulichte sie, wie Renaturierung auch als ethische Auseinandersetzung mit gewaltbelasteten Landschaften verstanden werden kann.
Einen besonders eindrücklichen Zugriff auf Fragen historischer Verantwortung, Gedenkkultur und ethischer Erinnerungspraxis bot die Exkursion zur Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim in Oberösterreich.
Die PASSAE 2025 wurde organisiert von der Professur für Angewandte Ethik an der Universität Passau unter der Leitung von Prof. Dr. Karoline Reinhardt und vom Passau International Centre for Advanced Interdisciplinary Studies (PICAIS) sowie von der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP) finanziell unterstützt.
Mehr zur PASSAE Summer School unter: https://passae.uni-passau.de/