Die Forscher beobachteten Nahverkehrsstreiks in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und München aus den vergangenen zehn Jahren und sammelten detaillierte Daten zu möglichen Auswirkungen. Viele Benutzerinnen und Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs steigen an Streiktagen auf das Auto um. Dadurch nimmt der Kfz-Verkehr während der morgendlichen Stoßzeiten um sechs Prozent zu. Der Verkehrsfluss verlangsamt sich, Staus entstehen. „GPS-Daten zeigen, dass sich die morgendliche Fahrtzeit zur Arbeit für Pendler an einem durchschnittlichen Streiktag um elf Prozent erhöht“, erläutert Professor Bauernschuster. Dadurch sitzen diese Personen an einem Streik-Morgen pro Stadt über 26.000 Stunden länger im Auto fest als sonst. Anhand polizeilicher Unfallstatistiken lässt sich darüber hinaus feststellen, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle und der dabei verletzten Personen während der morgendlichen Stoßzeiten an Streiktagen um 20 Prozent ansteigt.
Schließlich weisen die Ergebnisse auch einen starken Anstieg der Umweltbelastung aus. Die Feinstaubbelastung nimmt morgens um 26 Prozent zu, was bereits kurzfristig zu Gesundheitsproblemen führt. In Diagnosestatistiken von Krankenhäusern erkennt man an Streiktagen eine Zunahme an Einweisungen mit Atemwegserkrankungen; vor allem kleine Kinder sind davon betroffen. Die Forscher gehen davon aus, dass die in der Studie identifizierten Schäden für die Stadtbevölkerung die Kosten der bestreikten Unternehmen um ein Vielfaches übersteigen. „Unsere empirisch fundierten Ergebnisse zu den einschneidenden Folgen von Streiks im öffentlichen Nahverkehr für die Gesellschaft können eine wertvolle Grundlage für politische und juristische Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit dieser Streiks sein“, fasst Stefan Bauernschuster zusammen.